054 - Gucumatz der Allmächtige
hatte, sondern den Einbruch mit der Suche nach warmen Kleidern begründet hatte.
»Ich sah den Kerl, der umkam, ein großer, häßlicher Bursche -«
»Aber der Mann, der umkam, war doch an dem Einbruch gar nicht beteiligt«, warf Peter ein.
»Und wie der beteiligt war! « widersprach Bonny. »Er hat mir sogar noch gedroht, mich kaltzumachen, falls ich herunterkommen würde. «
Er schilderte wortreich, wie er die Einbrecher in die Flucht geschlagen hatte, aber Peter hörte nicht mehr zu. Das Geheimnis war gelöst: Der Tote von Thatcham war nicht William Lane, sondern Knast-Harry. William Lane, der draußen Schmiere gestanden hatte, war als einziger jeglicher Verletzung entgangen, als Bonny mit seinem rasenden Vehikel in die Gruppe der drei Männer hineingebraust war. Es gab eigentlich keinen Grund, noch weiterzuforschen, aber sicherheitshalber fuhr Peter zuerst nach Thatcham und dann nach Newbury, wo ihm alles, was er von Bonny gehört hatte, bestätigt wurde.
Durch die rasch zunehmende Dunkelheit fuhr Peter nach London zurück. Auch das Geheimnis des geisterhaften Taxifahrers war nun geklärt. Knast-Harry war umgekommen, und William Lane, der dritte Mann, hatte die Zeit, als Bonny weg war, um die Polizei zu holen, dazu genutzt, dem Toten seine Papiere in die Tasche zu stecken. Die Polizei hatte offenbar keine Zweifel an der Identität des Überfahrenen gehabt. Warum aber hatte William Lane das getan? Warum wollte er seine Identität verbergen? Diese Frage brauchte sich Peter gar nicht zu stellen. Er wußte die Antwort schon vorher.
16
Ob Daphne Olroyd seinen Besuch erwartet hatte, war ihrer Reaktion nicht zu entnehmen. Tatsächlich wäre sie ihm am liebsten um den Hals gefallen vor Dankbarkeit, so abschreckend war plötzlich die Aussicht geworden, den Abend allein zu verbringen. Ihre Nerven waren überreizt, sie hörte ständig Geräusche, seltsames Knarren und Fensterschlagen, die nur in ihrer Einbildung existierten. Sie hatte einen Entschluß gefaßt und wollte ihn gerade in die Tat umsetzen, als Peter kam. Er war erstaunt, als sie seinen Vorschlag, zusammen essen zu gehen, plötzlich bereitwillig annahm; er hatte eigentlich einen Korb erwartet. Dann sah er auf einem Stuhl im Eßzimmer einen kleinen gepackten Koffer stehen.
»Waren Sie weg, oder wollen Sie weg?« fragte er.
»Ich will weg«, antwortete sie. »Wenn Sie eine halbe Stunde später gekommen wären, wäre ich nicht mehr hier gewesen. Ich habe mir im Ridley Hotel für eine Woche ein Zimmer genommen. Es ist in Bloomsbury. Billig, aber sehr nett, und ich kenne eine Frau, die dort wohnt.«
»Warum denn das?« fragte er verblüfft. »Haben Sie Ihre Wohnung vermietet, oder kommt Wasser durchs Dach?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Sie haben Angst.«
Sie errötete. »Weshalb sollte ich?« fragte sie entrüstet. Peter musterte sie lange. »Einen echten Grund gibt es sicher nicht«, sagte er langsam, »und ich wollte, Sie hätten keine Angst. Aber der Schreck über den Mord ist Ihnen wohl in die Glieder gefahren. Ich bin wirklich ein Rohling. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. «
Sie versuchte, so zu tun, als nähme sie die Sache auf die leichte Schulter, aber er ließ sich nicht täuschen.
»Ich weiß selbst nicht, wie ich auf die Idee kam, in ein Hotel zu gehen«, sagte sie. »Ich saß hier und mopste mich, die Wohnung fiel mir auf die Nerven - da hab ich einfach angerufen und ein Zimmer bestellt. Finden Sie das blöde?« »Ich finde es gescheit«, erwiderte er ruhig. »Sie sind zwar gewiß nicht in Gefahr und -«
Das Telefon läutete.
»Ach, würden Sie mir einen großen Gefallen tun und abnehmen?« fragte sie. »Ich vermute, es ist Miss Creed. Ich soll heute abend noch einmal zu ihr kommen, aber ich sagte ihr schon, ich hätte etwas anderes vor.«
»Richtig«, meinte Peter. »Abendessen mit mir.« Er hob ab, doch nicht Ellas Stimme hörte er, sondern eine tiefe, unverkennbar verstellte Männerstimme, die sehr laut war.
»Bei Miss Olroyd?«
»Ja«, antwortete Peter mit gesenkter Stimme. Er hatte nicht die Absicht, den Anrufer zu täuschen. Sein bises Sprechen war eine beinahe automatische Reaktion auf den lauten Ton des anderen.
»Denken Sie daran«, sagte der Unbekannte. »Sie dürfen keinem Menschen erzählen, was gestern abend geschehen ist.«
Dann knackte es und war still. Peter legte langsam auf und blickte Daphne an.
»Wer war es?« fragte sie.
»Was ist Ihnen gestern abend zugestoßen?« fragte er zurück und sah das
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