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054 - Josephas Henker

054 - Josephas Henker

Titel: 054 - Josephas Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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zum Schlafzimmer mit den massiven, dunkel gebeizten Bettstellen, war menschenleer. Nur im letzten Zimmer schlief in einer altmodischen, mit Schnitzereien verzierten Wiege ein Säugling. Er hatte den winzigen Daumen im Mund. Das runde Gesichtchen war friedlich und entspannt.
    Leise, um das Baby nicht zu wecken, schloß Paul die Tür und verließ das niedere Haus. Draußen war es stockdunkel.
    „Josepha!“ rief Paul, „Josy!“
    Doch es antwortete ihm niemand. Kein Mensch war zu sehen. Pauls Herz klopfte zum Zerspringen. Der Schweiß trat ihm trotz der Nachtkühle auf die Stirn, und er geriet vom Laufen außer Atem.
    Merkwürdigerweise löste auch diese nächtliche, verzweifelte Suche wieder Assoziationen in ihm aus. Kam die Erinnerung aus seinem Unterbewußtsein, oder hatte er schon einmal, vor langer, langer Zeit, in einem Alptraum diese Suche in dem stillen, dunklen Dorf erlebt? Paul wußte es nicht.
    Plötzlich stand Paul wieder vor dem Wirtshaus. Es erschien ihm noch älter, noch verfallener als bei der Ankunft. Ein altes, schmiedeeisernes Wirtshausschild, das Paul zuvor nicht bemerkt hatte, hing über der Tür. Im Laternenschein entzifferte Paul mühsam die Inschrift: ‚Zur letzten Einkehr’.
    „Das ist nicht nur die letzte Einkehr, das ist die allerletzte“, sagte er grimmig.
    Er betrat den Gasthof. Der einäugige Wirt saß auf einem Hocker hinter dem Tresen. Der Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Er schnarchte leise. Die Gaststube war leer. Eine Laterne verbreitete gedämpftes Licht, in dem die Konturen der Gegenstände verschwammen.
    Paul rüttelte den Wirt an der Schulter. Seine Schnarchlaute brachen jäh ab. Er starrte Paul schlaftrunken mit seinem gesunden Auge an. Das Glasauge schimmerte im Laternenlicht.
    „Den Schlüssel“, sagte Paul.
    Er wollte seine Brieftasche mit dem Bargeld und den Reiseschecks aus dem Zimmer holen und dann alles mobil machen, um Josepha zu finden. Und wenn er die Polizei einschalten und jeden Winkel des Ortes durchsuchen mußte. Für diese Art Spiel hatte Paul Warringer kein Verständnis.
    Der Wirt deutete auf die Treppe.
    „Sie wartet oben“, sagte er leise und senkte den Kopf.
    Seine Schultern zuckten.
    Paul stieß einen leisen Fluch aus. Schulterzuckend wandte er sich von dem Einäugigen ab. Er stieg die Treppe hoch. Zu seinem Erstaunen stand die Tür von Zimmer 14 offen. Schon glaubte Paul an einen Einbruch, doch da kam eine Frau aus dem Zimmer. Josepha!
    Ein ganzer Felsblock, ach was, die Rocky Mountains fielen Paul vom Herzen.
    „Josy“, rief er, „Josy. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“
    „Du kommst spät“, antwortete sie, „ich habe schon eine ganze Weile auf dich gewartet.“
    Paul sah sie erstaunt an. Josepha erschien ihm fremd. Sie trug nicht mehr den knappen Minirock, sondern ein fast bodenlanges, scharlachrotes Kleid und eine tiefausgeschnittene, weiße Bluse, aus der ihre vollen Brüste herausdrängten wie reife Früchte.
    „Willst du zum Maskenball?“ fragte Paul. „Was soll das ganze, verdammt? Ich habe dich im ganzen Ort gesucht. Wo wärst du denn nur?“
    In der Gaststube unten schlug eine Standuhr. Zwölfmal. Paul zählte die langsamen, hallenden Schläge. Es waren drei Stunden vergangen, seit sie das Gasthaus zu einem kurzen Spaziergang verlassen hatten.
    Josepha beantwortete seine Frage nicht. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, als habe sie ihn lange Zeit nicht gesehen.
    „Du hast dich verändert“, sagte sie leise, „aber zu deinem Vorteil. Du bist härter und männlicher geworden, kein Weichling und Träumer mehr wie …“ Sie brach ab. „Was macht es schon!“ fügte sie hinzu.
    Josepha zog Paul ins Zimmer. Sie schloß die Tür, schob den Riegel vor. Dann legte sie die Arme um Pauls Hals, drängte sich an ihn und küßte ihn mit wilder Leidenschaft. Ihre Lippen waren heiß und trocken, als hätte sie Fieber.
    „Stell mir jetzt keine Fragen“, flüsterte sie. „Morgen früh werde ich dir alles erklären. Dann wirst du darüber lachen. Doch jetzt nimm mich, liebe mich. Ich habe so lange auf dich gewartet, daß ich ganz verrückt bin nach dir.“
    Ihre Hände zogen und zerrten an Pauls Gürtel, an seinem Hemd. Er spürte den Druck ihrer Brüste, ihre heißen Lippen, und das vertraute Gefühl der Erregung erwachte in ihm. Josepha reizte ihn wie keine andere Frau. Er vergaß alles.
    Josepha löschte die Laterne. Im Dunkeln zogen und zerrten sie sich die Kleider vom Leib. Dann lagen sie nackt auf dem Bett. Auch sonst

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