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054 - Josephas Henker

054 - Josephas Henker

Titel: 054 - Josephas Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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mache!“
    Und die Rothaarige trieb das Pferd wieder ins Korn.
    Mit drei Sprüngen war der Söldner bei ihr. Verträumt oder nicht, er war ein Mann von heftiger Wesensart und hatte eine starke Hand. Die Rothaarige holte mit der Reitpeitsche aus, doch er entriß sie ihr, zog sie aus dem Sattel.
    Dann legte er die Strampelnde, Spuckende, Beißende, Fauchende übers Knie und verpaßte ihr mit der flachen Hand eine Tracht Prügel, bis ihm der Arm weh tat. Die grünen Augen der Rothaarigen glühten vor Zorn, als er sie endlich losließ.
    „Du … du …“ stieß sie hervor.
    Es war das erstemal in ihrem Leben, daß sie kein Schimpfwort fand, um ihrer Wut Ausdruck zu geben. Wortlos drehte sie sich um, nahm ihre Reitpeitsche, pfiff den Rappen herbei und stieg in den Sattel.
    Grinsend sah der Söldner, daß sie in den Steigbügeln stehend heimritt.
    Drei Tage später sah er sie wieder. Er wollte ein Bad im See nehmen, denn es war heiß. Erst als er sich bereits ausgezogen hatte und gerade ins Wasser steigen wollte, sah er ihren Kopf zwischen dem grünen Schilf. Er zögerte einen Augenblick.
    „Hast du Angst vor mir, du grober Klotz? Oder ist dir die Lust auf ein Bad vergangen? Nötig hast du es wohl, denn ihr Bauern seid alle so dreckig, daß es selbst den Teufel graust.“
    Da ging er ins Wasser. Die Rothaarige verlor kein Wort über ihre letzte Begegnung. Nach einer Weile kam sie aus dem Schilf, schwamm um den Söldner herum, bespritzte ihn mit Wasser, lachte und neckte ihn.
    Sie tauchte unter ihm hindurch. Für einen Augenblick spürte er die Berührung ihres geschmeidigen Körpers. Der Söldner schwamm ungerührt weiter. Die schöne junge Frau schien ihn nicht besonders zu interessieren. Als sie merkte, daß sie seine Aufmerksamkeit nicht erregen konnte, wartete sie, bis er aus dem Wasser stieg.
    Der Söldner zog sich hinter einem Weidenbusch an. Da schwamm die Rothaarige heran, stieg vor ihm aus dem Wasser, ohne einen Faden am Leib. Sie hatte einen zierlichen, schlanken Körper, biegsam wie eine Weidenrute. Ihre Brüste waren groß und schwer, ihr Bauch flach, die Schenkel lang und fest. In der Sonne glänzte ihr nasses, rotes Haar wie gehämmertes Kupfer. Ihre grünen Augen blitzten und funkelten. Wasserperlen standen auf ihrer makellosen weißen Haut.
    „Gefalle ich dir?“ fragte sie. „Willst du mich haben?“
    Der Söldner musterte sie von Kopf bis Fuß. Dann schüttelte er den Kopf, stieg in seine Hose und zog die Stiefel an.
    „Ich bin keiner von den Buben im Dorf, die du verrückt machst und dann wegstößt. Ich bin kein Grafensohn, der sich vor Wut und Eifersucht den Hals bricht, und kein Lehrer, der sich aus enttäuschter Liebe ertränkt. Ich mache mir auch nicht viel aus angebissenen Äpfeln.“
    Er wandte sich um und ging davon. Zum zweitenmal sprachlos vor Zorn sah die Rothaarige auf seinen breiten Rücken. Sie hatte ihn demütigen wollen, ihn zurückstoßen und ihm lachend Qualen bereiten wollen. Doch er, dieser elende Bauer, er ging einfach davon, als sei sie eine Kuh auf dem Markt, die er nicht kaufen wollte.
    Diesmal dauerte es eine ganze Weile, bis die Rothaarige und der Söldner sich wiedersahen. Es war eine Veränderung mit ihr vorgegangen. Sie trug ein grünes, hochgeschlossenes Kleid, das ihr vorzüglich stand. Wie zufällig trat sie ihm abends in den Weg, als er in den Feldern spazieren ging. Er ging oft spazieren, ließ seine Gedanken schweifen und dachte über die kuriosesten Dinge nach.
    „Was willst du von mir?“ fragte er, nicht freundlich, aber auch nicht unfreundlich.
    „Ich will mit dir Spazierengehen“, sagte sie. „Ich habe dich schon oft abends durch die Felder gehen sehen.“
    „Wenn du willst.“
    Sie gingen nebeneinander her. Er rauchte seine Pfeife. Sie kaute an einem Grashalm.
    Irgendwann kamen sie ins Reden. Sie lachte über manches, was er sagte, denn Mitleid und Rücksicht waren ihrer wilden Natur wesensfremd. Er hielt ihre Reden für unbändig und leichtsinnig. Doch sie erschien ihm nicht schlecht. Er sah sie in einem neuen Licht.
    Als die Dämmerung zur Dunkelheit wurde, setzten sie sich auf eine Bank am Wegrand. Er hatte zunächst die Bank am Wegkreuz vorgeschlagen, doch dort hatte sie nicht bleiben wollen. Bald schon sprachen sie nicht mehr von ihrem Leben und ihren wechselseitigen Problemen, sondern nur noch jene einfachen Worte, wie sie die Verliebten aller Zeiten und Völker gesprochen haben.
    Der Söldner war ein großer, stattlicher, dunkellockiger Mann; die

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