0541 - Buddhas schreckliche Botschaft
den Ausweis?« fragte Suko, sich wieder zu Kim umdrehend. »Sehen Sie genau hin.«
Das brauchte sie nicht mehr, weil die zweite Tür aufgestoßen wurde und Charlie Wing den Raum betrat. Er war groß, massig und fett. Von seinem chinesischen Vater hatte er das pechschwarze Haar.
Seine Haut war seltsamerweise hell, die Augen standen nur leicht schräg, sie verschwanden zudem hinter Fettpolstern. Der Mund wirkte in dem Gesicht wie angeklebt. Er trug einen blauen Anzug aus Leinen. Auf eine Krawatte hatte er verzichtet.
Charlie Wing wollte anfangen zu toben. Kim sprach ihn stotternd an, da erkannte er Suko.
Plötzlich lachte er dröhnend. Er schlug sich auf die Schenkel und sah, daß ich meine Waffe wegsteckte.
»Wollten die Idioten dich aufhalten, Vetter Suko?« fragte er und streckte dem Inspektor die Arme entgegen.
»Sie versuchten es.«
»Es sind hirnlose Schweinsköpfe. Haut ab und laßt euch hier in den nächsten Stunden nicht mehr blicken.« Er schüttelte den dicken Kopf. »Wie könnt ihr es wagen, einen meiner Vettern anzugreifen. Der wäre mit zehn Typen fertig geworden.«
»Du übertreibst, Charlie.«
»Kommt herein, kommt! Laßt uns plaudern.« Den konsterniert dastehenden Büroperlen erklärte er, daß er nicht mehr gestört werden wollte. Wenig später schloß sich die schalldichte Tür hinter uns, und wir befanden uns in einem piekfeinen, ebenfalls sehr hellen Raum, in dem alles teuer war. Angefangen vom Teppich, über das Mobiliar, bis hin zu der echten Vase aus irgendeiner alten chinesischen Dynastie.
Wir sollten etwas trinken, doch Suko lehnte ab.
Charlie Wing nickte. »Ich weiß, daß du immer in Eile bist, Vetter. Deshalb nehme ich es dir auch nicht übel. Womit kann ich der Polizei denn helfen?« Bei der Frage wechselte sein Blick zwischen Suko und mir. Das Lächeln des Mannes kam mir falsch vor. Der hatte es faustdick hinter den Ohren.
»Es ist mehr persönlich, Vetter.«
»Oh, das ist mir auch lieber. Aber du weißt, Suko, allwissend bin ich nicht.«
»Klar, Vetter. Nur weiß ich, daß du manchmal das Gras wachsen hörst. Und nicht nur in London, auch in Asien…«
Er lächelte. »Das ehrt mich zwar, aber es ist übertrieben. Übrigens siehst du nicht gut aus.«
»Das weiß ich.«
»Geht es dir schlecht? Hängt es mit deinen persönlichen Problemen zusammen?«
»Zum Teil, Charlie. Hör zu. Ich habe vernommen, daß der große Religionsführer Buddha in irgendeiner Person wiedergeboren sein soll. Wo sich diese Person auf der Welt befindet, wissen wir leider nicht. Aber es soll sie geben.«
»Und da kommst du zu mir?«
»Ja.«
Charlie Wing legte einen Finger auf seine Nase. »Aber Suko, woher soll ich wissen, welches Kind…?«
»Es geht nicht um ein Kind. Es kann auch ein Erwachsener sein, der erst jetzt von dieser Reinkarnation erfahren hat.«
»Bist du sicher?«
»So gut wie.«
»Das ist schwer, Suko, sehr schwer. Du weißt genau, Vetter, wie gern ich dir einen Gefallen tue, aber das herauszufinden, kostet mich viel Zeit. Wieviel habe ich?«
»Keine.«
»Das dachte ich mir schon. Wenn du kommst, drängt es immer. Ich kann dir leider nicht helfen.«
»Willst du es nicht?«
»Suko-Vetter…«
Mir ging das Getue des Mannes auf den Geist. Er kam mir vor, als würde er uns zum Narren halten. Auch Suko war von Charlies Lauterkeit nicht gerade überzeugt.
»Ich habe das Gefühl, du willst nichts sagen. Nicht einmal einen Tip willst du uns geben, Charlie…«
»Es ist auch schwer. Weißt du, diese Dinge tangieren mich nicht einmal periphär…«
»Hör mit den Sprüchen auf, Vetter! Es könnte ja sein, daß du uns auch einmal brauchst.«
»Das stimmt. Daran denke ich auch die ganze Zeit über.«
»Was ist herausgekommen?«
»Na ja.« Mit dem Zeigefinger kratzte er über seinen Schädel. »Ich weiß zwar nichts Genaues, aber ich könnte möglicherweise jemand kennen, der etwas wüßte.«
»Schön – und wie heißt der Mann?«
»Den Namen habe ich glatt vergessen.«
»Tatsächlich?« hakte Suko nach.
Vetter Charlie nickte betrübt. »Es ist so, ich könnte ihn eventuell anrufen. Er ist mir noch einen winzigen Gefallen schuldig, du verstehst?«
»Klar, Charlie. Könnte ich ihn auch als einen Vetter bezeichnen?«
Wings Augen nahmen an Größe zu. »Nein, auf keinen Fall. Das ist kein Vetter von uns.«
»Ist er Chinese?«
»Ja, aber er arbeitet…« Wing wand sich. »Du weißt, daß es sogenannte Informationsdienste gibt …«
»Geheimdienst also?«
»Im Prinzip
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