0542 - Die Stunde des Zentauren
Notrufe an eine unbekannte Station", berichtete er.
„Sie haben die Meldungen dechiffriert und die fremde Sprache übersetzt?" fragte Merkosh. „In der kurzen Zeitspanne?"
„Ich weiß, das klingt unglaubwürdig, weil es unseren bisherigen Erfahrungen mit fremden Völkern widerspricht", entgegnete der Zentaur. „Aber es stimmt. Die Sprache der Skurrils ist sehr einfach und entsprechend leicht zu analysieren. Außerdem sind die Funkmeldungen nicht kodiert."
„Was ist der Inhalt?" fragte Baiton Wyt.
„Die Skurrils übertreiben ganz gewaltig"; erklärte Takvorian.
„Sie behaupten, die Besatzung des gelandeten Schiffes - also wir - hätten einen großen Teil der Städte auf der Nachtseite einfach verschwinden lassen und einen Vulkan geschaffen, der weite Teile der Nordpolzone mit Magma überschwemmt."
„Lächerlich!" entfuhr es Merkosh.
Wyt wiegte bedächtig den Kopf.
„Ich nehme an, das ist ein Werk des Tolpons. Für den Zeiter ist es nicht schwer, ganze Städte in die Vergangenheit oder Zukunft zu zwinkern und - wahrscheinlich aus der Vergangenheit -einen Vulkan zu holen."
„Herrlich!" begeisterte sich der Gläserne. „Die Skurrils haben nichts Besseres verdient."
„Möglich", gab Takvorian zurück „Aber da man dies alles uns anlastet, wird man bald noch energischer nach der GEVARI suchen. Dieser Zeiter hat uns einen schlechten Dienst erwiesen."
„Aber möglicherweise hat er durch seine Aktionen dafür gesorgt, daß die Aufmerksamkeit der Skurrils sich auf die Nachtseite und damit von uns weg konzentrierte", warf Baiton ein. „Augenblick! Der Trivideokubus wird hell!"
Wyts Augen weiteten sich etwas, als er sah, wie sich in dem dreidimensionalen Video-Kubus ein riesenhaftes Wesen von unbestimmbarer Form abbildete.
Er versuchte, eine Beschreibung zu formulieren, aber es gab in seinem Wortschatz nichts, womit er dieses Wesen halbwegs exakt hätte beschreiben können.
„Wie würden Sie das Wesen nennen, Merkosh?" fragte er den Gläsernen.
„Unförmig, unkenntlich, anscheinend sehr groß", erwiderte Merkosh. „Mehr kann ich nicht aussagen, ohne unzutreffende Vergleiche mit bekannten Dingen anzustellen."
Wyt zog seine winzige elektronische Feldkamera hervor und schoß eine ganze Serie Bilder von dem Trivideokubus mit dem Wesen darin. Als der Kubus erlosch, steckte er nachdenklich die Kamera weg.
„Hoffentlich ist die elektronische Aufzeichnung in der Lage, das Unbeschreibliche aus dem .Gedächtnis zu reproduzieren."
„Sicher", meinte Takvorian. „Ich habe übrigens die Botschaft mithören können. Darin fordert ein Befehlshaber sinngemäß die Eingeborenen dieses Planeten auf, die gelandeten Fremden um das Sechshundertfache zu hemmen. Damit meinte er sicher uns, die wir mit der GEVARI gekommen sind.
Er forderte außerdem, uns auf keinen Fall zu töten, sondern auszuliefern, sobald wir ausreichend gehemmt und eingesammelt wären."
„Ausgezeichnet!" sagte Merkosh.
„Wieso finden Sie diese Aufforderung ausgezeichnet?"
erkundigte sich der Zentaur.
„Weil sie bedeutet, daß der unbekannte Befehlshaber vorläufig darauf verzichtet, mit Raumschiffen oder durch Transmitter Suchtrupps auf Pförtner zu landen. Er überläßt es den Eingeborenen, uns zu finden -und die hatten bislang keinen Erfolg damit."
„Ach, so! Mich beschäftigt der andere Teil der Hyperfunkbotschaft, Freunde", erklärte Takvorian. „Darin werden die Skurrils nämlich aufgefordert, alle verfügbaren Hemmgeräte unverzüglich auszuliefern, da wegen gefährlicher Störungen der Gebärdrang verzögert werden müsse."
Baiton Wyt fühlte, wie eine Welle der Genugtuung ihn durchflutete.
Zum erstenmal hatten terranische Guerillaaktionen das bioökonomische Gleichgewicht des Schwarms durcheinandergebracht. In erster Linie betraf das zwar die Störaktionen der MARCO POLO, aber die Besatzung der GEVARI hatte auch zum Erfolg beigetragen.
Die Stimme Merkoshs riß ihn aus seinen Überlegungen.
„Ich schlage vor, unsere Positionen festzustellen", sagte der Gläserne. „Danach sollten wir uns um die Fabriken und Speicher kümmern, in denen die Hemmgeräte hergestellt und gelagert werden. Es ist nicht nur sehr aufschlußreich, daß es auf Pförtner Produktionsstätten für derartige Geräte gibt, sondern es wäre ein weiterer Schlag gegen die Befehlshaber des Schwarms, wenn es uns gelänge, die Produktionsanlagen und so viele Hemmgeräte wie möglich unbrauchbar zu machen."
„Sie haben leicht reden", protestierte der
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