0542 - Die Stunde des Zentauren
Zentaur. „Sie lassen sich einfach von mir tragen."
„Sobald wir wieder auf der Erde sind, besorge ich Ihnen einen Sack Heu", witzelte Baiton, Niemand lachte darüber.
Takvorian trabte weiter durch den Gang. Sie hatten unwahrscheinliches Glück, daß sie keinem Skurril begegneten und schon nach kurzer Zeit einen Liftschacht erreichten, mit dem sie zur Oberfläche Pförtners zurückkehrten.
Sie standen mitten in einer großen Stadt.
Baiton Wyt deutete auf einen riesigen Trümmerhaufen, über dem eine noch größere Wolke aus Staub und Rauch stand.
„Ich wette, daß das das Gebäude ist, das unser Freund Scanter Thordos in die Luft sprengte. Weiter hinten kommen eben die ersten Rettungsgleiter. Es ist schon verrückt, wenn man sechzigmal schneller lebt als seine Umwelt. Ich hatte schon gar nicht mehr an die Explosion gedacht, und für die Skurrils ist sie bestenfalls einige Minuten her."
„Wir sind also in der gleichen Stadt", stellte Takvorian fest.
„Laßt mich mal überlegen. Ich hatte irgendwo ein niedriges Gebäude mit gewölbtem Dach gesehen, als wir aus der Stadt flüchteten."
Er drehte sich langsam und blieb bald wieder stehen, den Kopf nach Westen gerichtet.
„In dieser Richtung liegt es. Möglicherweise befindet sich darin eine Fabrik für Hemmgeräte oder eine Lagerhalle. Auf jeden Fall..."
„... sollten wir einmal nachsehen", fiel Wyt ein. „Einverstanden.
Ich schlage vor, Merkosh und ich aktivieren wieder unsere Flugaggregate und Deflektoren."
Er wartete, bis der Gläserne ihm zunickte, dann schaltete er an seinen Gürtelkontrollen ...
Es stellte sich heraus, daß das niedrige Gebäude, das übrigens mindestens fünf Kilometer lang und hundert Meter hoch war, nur die Verladeeinrichtung von viel größeren Fabrikanlagen darstellte.
Wieder hatten die drei Kundschafter Glück, denn die Verladung erfolgte vollrobotisch, so daß sie von keinem Skurril gesehen werden konnten. Die Roboter ihrerseits reagierten nicht auf die Anwesenheit der Mutanten, obwohl sie sie sicher registrierten, denn sie bewegten sich mit Normalgeschwindigkeit.
Takvorian schlug vor, mit einem Lastenaufzug ins Werk hinunter zu fahren. Seine Gefährten stimmten zu.
Die Frachtkabine erwies sich als ein nach unten gewölbter halbkugelförmiger Behälter. Wyt mußte seine Parafähigkeit einsetzen, um sie sicher zum Boden des Behälters schweben zu lassen. Dort lehnten sie sich an die glatte Wandung und warteten.
Kurz darauf setzte sich die Kabine in Bewegung. Sie glitt ziemlich schnell nach unten, und als sie mit leichtem Ruck anhielt, öffneten sich in ihrer Wandung menschen - kopfgroße Löcher. Zuerst schoben sich zylindrische Geräte durch die unteren Löcher, dann durch die nächsthöheren und so weiter.
Wieder mußte Baiton seine Gefährten und sich telekinetisch bewegen; sie wären sonst unter den Hemmgeräten verschüttet worden. In der Luft über dem Behälter schwebend, schauten die Kundschafter nach einer Möglichkeit aus, zu den Fabrikationsanlagen zu gelangen.
Es gab keine.
Kurz entschlossen drückte Baiton Wyt den zur Hälfte gefüllten Behälter an einer Seite telekinetisch zusammen, so daß sie schnell hindurchschlüpfen konnten.
Aber diesmal erfolgte eine Reaktion. Überall an den Wänden blinkten vielfarbige Lichter auf, schnarrende Laute erschollen in regelmäßigen Intervallen, und verschiedene Schotte knallten zu.
Der Zentaur ließ die Freunde wieder aufsteigen, dann trabte er mit ihnen durch ein gigantisches Netz von metallenen Gängen, Schächten und Hallen.
Die Hallen, in denen Hemmgeräte hergestellt wurden, waren durch Energiegatter abgesichert.
Trotz des Alarmzustandes fertigten sowohl Wyt als auch Merkosh elektronische Aufnahmen der Geräte an. Jede Halle produzierte andere Typen. Offenbar war jeder Typ für ein bestimmtes Volk gedacht - oder für verschiedene Bedienungsmannschaften. Nirgends waren Skurrils oder andere Lebewesen zu sehen, auch keine beweglichen Roboter. Die vollrobotisch laufende Produktion wurde von einem einzigen weitverzweigten stationären Robotkomplex gesteuert.
„Wir müssen das Zentralgehirn der Fabrik finden", sagte Baiton, „und dort eine Mikro-Atombombe hinterlegen."
„Ich weiß nicht, ob das vorteilhaft für die Menschheit wäre", überlegte Takvorian laut. „Eigentlich nützt es ihr, wenn der Schwarm seinen Gebärdrang hemmt."
„Aber es nützt ihr viel mehr, wenn der Schwarm gegen den Willen seiner Herrscher gebiert. Dadurch entstünde erhebliche
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