0545 - Der Schlangen-Altar
Zeugen getötet hatten, um anschließend möglichst alle Spuren des Geschehens zu beseitigen - bis auf die Leiche.
Es spielte für Torre Gerret auch keine Rolle. Ein Menschenleben interessierte ihn wenig, solange es sich nicht um sein eigenes oder das seines Erzfeindes handelte.
Und jetzt versuchte Mansur Panshurab ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen! Irgendwie hatte der Schlangenmann die drei Agenten in eine tödliche Falle gelockt. Das zeigte, daß der Inder auch weiterhin eigene Wege gehen würde. Gerret hatte ihm geholfen, die Druidin schnell und unkompliziert in seine Hände zu bekommen, und jetzt wollte Panshurab alles andere alleine bewerkstelligen.
Das kam nicht in Frage.
Vielleicht war es ein Fehler gewesen. Mansur Panshurab in die Aktion mit einzubeziehen. Aber Zamorra sollte abgelenkt werden; er sollte erst dann erfahren, mit wem er es wirklich zu tun hatte, wenn er bereits in der Falle steckte. Deshalb war auch der Ssacah-Kult nur ein Mittel zum Zweck, gehörte zum Köder.
Die Zeiten, in denen Torre Gerret Zamorra nur mit juristischen Tricks und Polizeiakten über ungeklärte Todesfälle Knüppel zwischen die Beine warf, waren vorbei. Zamorra hatte sich diesen Ränkespielen bisher entziehen können. Nun aber kam die überraschende neue Variante, und damit allmählich der Schlußakkord des Trauergesangs.
Zamorra mußte leiden - und dann irgendwann sterben. Tod eines Unsterblichen.
Und dieser Tod sollte ihn nicht durch Ssacah ereilen, sondern durch Torre Gerret!
Der Inder mochte durchaus seinen Haß und Rachedurst gegen Zamorra hegen; immerhin hatte der ihm den Götzen genommen, den er so verehrte. Aber was war das gegen den Verlust, den Gerret erlitten hatte?
Sein war die Rache. Und niemand durfte ihm Zamorra nehmen.
»Die Frau und der verdammte indische Hundesohn müssen noch in diesem Gebäude stecken. Vielleicht haben Sie etwas übersehen. Schauen wir noch einmal nach. Aber passen Sie auf. Diese drei Toten waren verdammt gute Männer. Der Inder hat sie mit seinen Messing-Kobras überrascht. Rechnen Sie mit allem, Gentlemen.«
Die Gentlemen machten ihre Waffen wieder schußbereit. Daß Gerret selbst mit ihnen ging, imponierte ihnen mehr, als daß er sie hofierte.
Zugleich konnte Gerret aber auch sicher sein, daß sie alles tun würden, um ihn zu schützen - immerhin kassierten sie Geld nur von einem lebenden Torre Gerret.
Zu fünft drangen sie in die Fabrik ein.
***
Sie fanden nichts. Mansur Panshurab war mit seiner Gefangenen spurlos verschwunden. Es gab keinen einzigen Hinweis darauf, wohin er sich abgesetzt haben konnte. Auch die Lagepläne zeigten keine versteckten Räume oder Keller. Es war nicht einmal die Möglichkeit gegeben, daß hier so etwas wie ein Geheimkeller oder unterirdische Räume existierten. Die Themse war zu nahe; der Grundwasserspiegel lag zu hoch.
»Was jetzt, Sir?« fragte der Wortführer seiner Leute, als sie nach dem Ende der stundenlangen intensiven Suche die Fabrik wieder verließen.
Gerret zeigte nichts von seiner Enttäuschung und seinem Zorn. Er hatte einen Fehlschlag erlitten. Doch im Gegensatz zu anderen hatte er genügend Zeit, das wieder auszubügeln.
Ein erster heller Schatten zeigte sich am östlichen Horizont über der Stadt. Der Morgen kam.
»Legen Sie die Toten in die beiden Wagen«, sagte er und deutete auf den Daimler und den 560 SE. »Versenken Sie sie außerhalb der Stadtgrenzen in der Themse. Wieviel Zeit benötigen Sie dazu?«
»Eine Stunde, von hier aus. Wie weit außerhalb?«
»Suchen Sie eine Stelle, wo Sie die Fahrzeuge so beschleunigen können, daß der Schwung sie möglichst weit ins Wasser trägt. Sie müssen sinken.«
»Und danach?«
»Danach sollten Sie möglichst weit von hier verschwinden. Vielleicht hängt Ihr Leben davon ab.«
»All right, Sir. In ziemlich genau einer Stunde sind die Fahrzeuge U-Boote westlich der Stadt, und wir sind oben am Ufer. Was ist mit Fingerabdrücken, Textilfaserresten und anderen Spuren?«
»Sie werden keine Rolle mehr spielen.«
Torre Gerret wandte sich ab und stieg wieder in den S 600 E. Dann reichte er vier Briefumschläge nach draußen.
»Vergessen Sie Ihren Sold nicht, Gentlemen.«
***
Mansur Panshurab lächelte. Odinsson hielt sich für sehr schlau. Aber den geheimen Gang hatte er nicht gefunden. Er war mit Hilfe von Ssacahs Magie entstanden und führte weit entfernt in ein anderes Versteck, das außer Panshurab und den Ssacah-Ablegern niemand kannte.
Die Tür dieses
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