0545 - Der Schlangen-Altar
Frau will ich nach Möglichkeit lebend, der Zustand des Inders spielt keine Rolle.«
»Und Ihre drei verschwundenen Männer?«
»Vielleicht stehen sie jetzt auf der anderen Seite. Wenn sie Widerstand leisten, machen Sie sie kampfunfähig. Mit einem will ich allerdings noch reden können.«
»Verstanden, Sir. Sie können sich auf uns verlassen.«
Die drei anderen tauchten jetzt ebenfalls auf. Einer brachte einen Lageplan der Fabrik mit. Als Gerret ihnen telefonisch den Treffpunkt und das »Einsatzziel« mitgeteilt hatte, hatten sie sich entsprechend vorbereitet. So gut man bei der gebotenen Eile überhaupt von Vorbereitung sprechen durfte.
Die Aktion dauerte eine halbe Stunde. Dann kehrten die Männer zurück. Nicht ein einziger Schuß war gefallen.
Sie schleppten drei Tote heran.
»Sind das Ihre verschwundenen Leute, Sir?«
Im Schein starker Stablampen erkannte Gerret den Kahlkopf und die beiden anderen Männer.
Er kauerte sich neben den Kahlkopf und untersuchte ihn. Er entdeckte mehrère Einstiche an Hals, Armen und Gesicht.
»Schlangenbisse…«, murmelte Gerret.
Die vier Killer sahen sich verwundert an, »Wir haben keine Schlangen gesehen«, sagte der Wortführer. »Weder drinnen noch draußen. Wir haben die Toten an der Rückseite des Hauptgebäudes entdeckt, auf halbem Weg zum Zaun. Doch da waren keine Schlangen.«
»Auch nicht drinnen…?« murmelte Gerret verblüfft. »Was ist mit den Personen, die sich in der Fabrik befinden müssen?«
»Da war niemand.«
Gerret suchte nach der Spezialpistole des Kahlköpfigen. Das Betäubungsgift in den Pfeilampullen konnte auch Panshurab gefährlich werden. Es würde seine Fähigkeit, sich zu verwandeln, blockieren, so wie es auch die Fähigkeiten der Silbermond-Druidin blockte. Es hemmte allgemein die Entfaltung magischer Kräfte. Es setzte sich aus der gleichen Substanz zusammen wie jenes Glitzerpulver, das Gerret alias Odinsson im Pub über Panshurab ausgestreut hatte. Als Pulver wirkte sie so lange, bis sie vom Körper wieder entfernt wurde; in Flüssigkeit aufgelöst, mußte sie ständig erneuert werden, weil sie sich relativ rasch zersetzte und dabei natürlich ihre Wirkung verlor. Auch die Spezialpatronen, mit denen Gerrets Schrotwaffe geladen war, enthielten dieses Pulver.
Die »Gotcha«-Pistole war fort. Vermutlich war sie jetzt in der Hand Mansur Panshurabs.
Gerret hatte den verdammten Schlangenmann unterschätzt. Der schien noch ein paar üble Tricks auf Lager zu haben. Und er hatte Odinsson die Demütigung im Pub sicher nicht vergessen.
Gerret richtete sich wieder auf und sah zu dem Fabrikgebäude hinüber. Er war nahe daran, den Befehl zu geben, alles niederzubrennen. Das war die sicherste und einfachste Methode, mit dem Schlangenmann fertig zu werden. Die Schwarzmagischen fürchteten das Feuer. Auch wenn Panshurab kein richtiger Dämon war, vernichtete das Feuer seine Magie.
Doch es ging um die Druidin. Gerret wollte sie um jeden Preis haben, wollte sie als Köder einsetzen. Er hatte schon zuviel Aufwand betrieben, um sie in seine Hand zu bekommen und dem Schlangenmann zuzuspielen, als daß er jetzt so einfach darauf verzichtet hätte. Nur, wenn es gar nicht mehr anders ging… Schließlich mußte sich die Vorarbeit auch lohnen.
Er war ein nicht unbeträchtliches Risiko eingegangen, indem er den Nachtalp, der von Teri Rheken gejagt wurde, auf Brent Renshaw ansetzte und alles weitere so arrangierte, daß die Druidin ihn einfach finden und erwischen mußte. Der Nachtalp hatte bis zuletzt nicht geahnt, daß er nur ein Werkzeug in Gerrets Hand war.
Ein Einweg-Werkzeug…
Ein Zahnrädchen des Getriebes griff ins andere. Der Anblick der weißen Limousinen hatte einen posthypnotischen Befehl in Brent Renshaw aktiviert. Ohne zu wissen, was er tat, und damit auch, ohne sich in seinen Gedanken zu verraten, hatte Renshaw die Anweisungen befolgt. Rheken von den Wagen ablenken, die Wohnungstür offenlassen, die Flasche mit dem präparierten Wein öffnen und gemeinsam davon trinken.
Automatisch wurde die Druidin para-taub. Da Renshaw selbst keine übersinnlichen Kräfte besaß, wirkte die Substanz auf ihn gar nicht; das zusätzliche Betäubungsmittel steckte nur in den Pfeilampullen.
Anschließend sollte sich Renshaw für einen Moment völlig zurückziehen.
Daß in diesem Punkt etwas danebengegangen war und er Zeuge der Entführung wurde, ahnte Gerret nicht. Er wußte auch nicht, daß der Kahlköpfige und seine Begleiter schnell reagiert und den
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