0545 - Der Schlangen-Altar
nur einmal begangen.
Er hatte selbst niemals in Erwägung gezogen, mit diesem Odinsson zusammenzuarbeiten, sondern hatte anfangs nur wissen wollen, wer dieser Mann überhaupt war, der ihn in diesen eigentlich schon geschlossenen Pub eingeladen hatte. Schließlich hielt sich Panshurab zu selten in London auf, als daß ihn hier jemand sofort erkennen mußte. Einzig und allein seine Anhänger spürten stets, daß er es war, der größte aller Diener des Kobra-Dämons, wenn er ihnen begegnete, und ordneten sich unverzüglich seinen Weisungen unter.
Er sah an der Fassade des schräg gegenüberliegenden Mietshauses empor. Natürlich wußte er, daß die Druidin Teri Rheken sich dort für ein paar Tage gewissermaßen einquartiert hatte. Deshalb war er schließlich hierher nach London gekommen. Er war hinter ihr her. Es war fast ein dummer Witz, daß Odinsson und Panshurab dasselbe Ziel verfolgten. Eine Zusammenarbeit wäre unter diesen Umständen auch logisch gewesen.
Aber nein. Odinsson war arrogant. Er wollte die übergeordnete Rolle spielen. Deshalb behandelte er Panshurab von oben herab und stellte sich damit auch über Ssacah. Er war dem Kobra-Dämon nicht ergeben, er war ein Ungläubiger…
In Brent Renshaws Wohnung brannte Licht.
»Ich schätze, sie sind jetzt lange genug dort oben«, sagte der Mann aus dem Daimler. »Sie haben genug Spaß miteinander haben können. Schnappen wir sie uns also.« Er sah wieder Panshurab an. »Wohin soll sie gebracht werden, Schlangenbändiger?«
Panshurab zeigte ein kaltes Lächeln. Seine starren Augen fixierten den Mann. »Das sage ich dir frühestens, wenn wir die Frau haben, du uneheliche Mißgeburt einer Ratte. Stell dir vor, es geht etwas schief, und du wirst gefaßt und verhört. Dann weißt du zuviel, und ich glaube nicht, daß du genug Kraft besitzt, dein Wissen für dich zu behalten. Ich müßte dich töten, ehe du zum Verräter wirst. Am besten ist es wohl, wenn ich den Wagen mit der Gefangenen fahre. Welchen nehmen wir? Deinen, Ratte?«
»Den Mercedes!« fauchte der Kahlköpfige.
»Nichts da!« protestierte einer der beiden Pistolenhelden, die Odinsson als Helfer zurückgelassen hatte. »Ich will keine verdammte Schlange im Auto haben!«
»Du wirst, Freundchen«, sagte der Daimler-Fahrer. »Ich habe den höheren Rang, also gebe ich auch die Befehle. Ihr nehmt die Frau und dieses zweibeinige Reptil. He, Schlangenmann, starr mich nicht so an, als wolltest du mich hypnotisieren.« Er grinste herablassend. »Vielleicht bin ich keine Hatte, sondern ein Mungo.«
Panshurab stieß ihm den Zeigefinger vor die Brust. »Paß auf, Ratte«, sagte er. »Nicht jeder Mungo gewinnt den Kampf gegen eine Schlange. Außerdem finde ich Mungos viel schöner als dich. Sie haben wenigstens ein streichelweiches Fell, aus dem man schöne Pelzkragen machen kann.« Er fuhr dem Daimler-Fahrer mit der flachen Hand blitzschnell über die Glatze. »Paß auf deinen Skalp auf, Ratte… Und jetzt los!«
***
Teri fand, daß Brent Renshaw ein wenig lange brauchte, um aus dem Bad wieder zurückzukehren. In der Zwischenzeit hatte sie bereits Minuten lang auf dem Balkon herumgestanden und sich ausgemalt, was Brent diesmal sagen würde, wenn er sie hier vorfand. Sie wollte ihn einfach auch ein wenig provozieren. Aber er ließ ziemlich lange auf sich warten…
Teri wollte nachsehen, wo er blieb. Sie ging zum Bad hinüber und klopfte an.
»He, Lustobjekt. Lebst du noch? Wäre doch echt schade für mich und die restliche Frauenwelt, wenn du dich zum Harfespielen und Hosianna-Singen verabschiedet hättest, mein Engel…«
Keine Antwort.
Sie klopfte nochmals.
»Mach auf! Vielleicht möchte ich jetzt ja doch unter die Dusche und deine Mitbewohner gegen dich aufbringen!«
Wieder nichts.
»Brent! Was ist? Bist du in Ordnung?« fragte sie jetzt lauter, weil sich Sorge um diesen hübschen Burschen in ihr breitmachte.
Aber es kam immer noch keine Reaktion.
Da wurde sie indiskret. Sie spähte durchs Schlüsselloch.
Im Bad brannte kein Licht!
Wieso war er nicht da drin?
Sie öffnete vorsichtig die Tür, drückte den Lichtschalter…
Der Raum war leer!
Aus dem Fenster gesprungen konnte er nicht sein, das war von innen verschlossen.
»Das gibt’s doch nicht«, murmelte sie überrascht. Wenn er nicht mehr im Bad war, warum war er dann nicht zu ihr gekommen? Oder war er direkt ins Schlafzimmer marschiert und wartete dort auf sie? Dann hätte er wenigstens auf ihr Klopfen und Rufen reagieren können, denn
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