0547 - Der Vampir-Gnom
andere war schneller und dessen Waffe auch.
Es war ein Ast oder ein Holzknüppel, der plötzlich niedersauste.
Wuchtig und zielsicher geschlagen, traf er Tates Kopf, der das Gefühl hatte, sein Schädel würde in unzählige Teile zerspringen. Vor seinen Augen blitzte es auf. Unzählige Sterne rasten aus der Finsternis auf ihn zu und schlugen außen gegen seinen Kopf.
Er hielt sich noch auf den Beinen, ging sogar einen Schritt zurück und erkannte schattenhaft, wer da vor ihm stand.
Es war der Gnom!
Er hatte sich die Schlagwaffe besorgt und sich in Tates Rücken angeschlichen. Den kurzen Knüppel ließ er fallen. Dafür öffnete er sein Maul. Schaurig bleich leuchteten die Vampirzähne im Mondlicht.
In diesem Augenblick fiel Täte um, nicht auf einmal, er knickte mehrmals ein, bevor er zu Boden sank. Im weichen Gras blieb er liegen, nicht bewußtlos, aber apathisch und völlig groggy.
So bekam er noch mit, was um ihn herum vorging, auch wenn er den Akteur nur mehr verschwommen erkannte. Jetzt, wo er lag, kam ihm selbst der Zwerg unnatürlich groß vor.
Seine Füße schleiften durch das Gras, als er Täte umging und sich Gunnar Clear zuwandte. Über seine grauen Lippen drang ein brummendes Geräusch, das sich verstärkte, als er neben Clear auf die Knie fiel.
Er beugte sich vor.
Täte hielt den Atem an.
Deshalb wurde es noch stiller, und er konnte die anderen Geräusche vernehmen.
Das Schmatzen und Schlürfen, dieses Saugen und Keuchen, das ihm fast den Magen hochtrieb.
Er wußte genau, was mit seinem Killerfreund geschah. Der Vampir saugte ihm das Blut aus.
Plötzlich war die Angst da. Wuchtig stieß sie in ihm hoch. Sie war wie eine Wand, die alles einkeilte und ihm kaum Luft zum Atmen ließ.
Er konnte noch denken, wenn es ihm auch nicht gelang, sich zu bewegen. Täte dachte daran, daß nach Gunnar Clear die Reihe an ihm war. Noch bestand Galgenfrist.
Der Vampir kümmerte sich nicht um ihn. Für ihn war Clears Blut wichtiger.
Noch immer hatte Efrim Täte unter dem Treffer zu leiden. Sein Kopf schien in eine Wand aus Flammen eingetaucht zu sein. Wenn er sich bewegte, war es besonders schlimm. Dann stachen die Schmerzen wie Lanzenstiche durch den Schädel und explodierten unter der Kopfdecke.
Um überhaupt fortzukommen, mußte er sich zunächst auf die Seite rollen. Sein Gesicht versank im Gras. Er schmeckte die Feuchtigkeit der Halme auf den Lippen, schaffte es beim ersten Versuch nicht, sich hochzustemmen, weil ihm übel wurde.
Er übergab sich.
Die Welt drehte sich vor seinen Augen. Bäume, Himmel, Sterne und der Mond kreiselten immer schneller und explodierten plötzlich, als er es geschafft hatte, auf die Knie zu kommen.
Wieder fiel er hin.
Wie lange er sein Gesicht in das Gras gepreßt hatte, wußte er nicht zu sagen. Getier krabbelte über seine Haut. Das Kitzeln machte ihn etwas munterer. Er dachte wieder daran, in welch einer Gefahr er sich befand und daß er flüchten mußte.
Auf die Beine würde er niemals kommen. Dafür war er zu schwach.
Vielleicht gelang es ihm, sich irgendwo im Wald zu verstecken, wenn er erst einmal das Unterholz durchquert hatte. Er kroch weiter. Auf allen vieren mußte er sich bewegen, bei jedem Schaukeln schien sein Kopf zu zerspringen. Er keuchte und verlor dabei Speichel. Sein Gesicht war verzerrt, der Schweiß klebte darauf, als hätte man ihn angeschmiert.
Und so kämpfte er sich weiter voran. Bis in die Höhe des demolierten Daimlers kam er, als ihm plötzlich etwas auffiel.
Es war einfach die Stille, die ihn störte. Kein Schmatzen mehr, kein Saugen, kein lautes Schlürfen, der Vampir mußte mit Gunnar Clear fertig sein.
Angst durchfuhr ihn. Täte kroch nicht mehr weiter. Er blieb auf dem Fleck und drehte mühsam den Kopf.
Der Vampir war aufgestanden. Er stand noch in leicht gebückter Haltung neben dem reglosen Körper seines Partners und wischte sich über die Lippen.
Dann drehte er sich langsam um.
Ihre Blicke trafen sich. Erst jetzt stellte Täte fest, daß die Augen des Blutsaugers blaß und kalkig waren. In der Mitte und an den Rändern allerdings dunkler, als hätte jemand mit Farbe einige Streifen nachgezogen. Seine überlangen Arme pendelten. Der Vampir-Gnom fixierte sein zweites Opfer. Plötzlich wußte Täte, daß er kriechend nicht mehr entwischen konnte. Er sammelte seine gesamte Kraft und kam tatsächlich auf die Beine. Gleichzeitig lief er vor, trat ins Leere, in den Schacht. In seinem Kopf detonierten Granaten, dann fiel er
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