0549 - Des Teufels Traum
begreiflich -hier hatte kaum jemand genug Geld, um in Renovierungsarbeiten zu investieren. Weder die Mieter noch die Eigentümer der Wohnblocks. Auch daß die geparkten Autos am Straßenrand mindestens zwanzig Jahre auf dem Rostbuckel hatten, hier und da ein Scheinwerfer oder ein Fenster fehlte und der Lack stumpf und rostzerfressen war, war voraussichtlich gewesen für diese Gegend.
Aber warum mußten Mülleimer umgestürzt werden, so daß sie ihren übelriechenden Inhalt über den Gehsteig verteilten? Warum achtete niemand darauf, Fensterscheiben von Schmutz und Spinnweben zu befreien oder auch mal einen Blumentopf ins Fenster zu stellen?
Es gab hier nichts, was den traurigen Anblick etwas aufbessern konnte. Hier wollte Teri nicht einmal begraben sein, wohnen schon gar nicht. Warum ließen die Menschen ihre Umgebung so verwahrlosen? Lag es nur daran, daß sie sich hier sowieso nicht wohl fühlten?
Ein paar Jugendliche waren damit beschäftigt, ein paar Dutzend Meter weiter ein Auto in seine Einzelteile zu zerlegen. Über die Eigentumsverhältnisse dachte die Kobra-Druidin lieber erst gar nicht nach. Die jungen Leute sahen zu ihr herüber. Eine weiße Frau allein in dieser Straße - Teri brauchte ihre telepathischen Fähigkeiten nicht zu bemühen, um zu wissen, welche Gedanken diesen Burschen in diesem Moment durch den Kopf gingen.
Da benutzte sie Ssacahs Kraft.
Über eine Entfernung von fast fünfzig Metern schaffte sie es, die jungen Farbigen unter ihre mentale Kontrolle zu bekommen. Die Jugendlichen wandten sich wieder dem Auto und ihren Bierdosen zu. Sie kümmerten sich nicht weiter um die Kobra-Druidin, Teri schlenderte weiter, wechselte auf den gegenüberliegenden Gehweg und bog an der nächsten Kreuzung ab.
In einer schmutzigen Seitenstraße stand sie plötzlich vor dem großen Mietshaus, in dem Ombre wohnte. Ein Wohnblock sah hier aus wie der andere, jeder trist und heruntergekommen. Dafür waren die Mieten so niedrig, daß auch Sozialhilfeempfänger hier Unterkommen konnten.
Teri lauschte telepathisch.
Zwei Menschen befanden sich in der Kellerwohnung. Einer der beiden Menschen schlief und erlebte in verwirrenden Alpträumen haarsträubende Abenteuer. Der andere Mensch beschäftigte sich mit irgend etwas, konnte sich darauf aber nicht konzentrieren; immer wieder überlagerten andere Gedanken die eigentlichen Überlegungen. Teri hatte das Gefühl, daß es dabei - um das Amulett und um Yves Cascal ging!
Teri drang tiefer vor; der Denker war männlich. Da es nicht Yves selbst sein konnte, mußte es sich wohl um seinen Bruder Maurice handeln.
Ein Rollstuhlfahrer. Keine Gefahr.
Wo war Ombre ? Er schien sich nicht in der Wohnung zu befinden.
Also mußte sie warten.
Dabei ahnte Teri nicht, wie nahe sie dem Amulett war und daß sie es sich nur zu nehmen brauchte…
***
Lucifuge Rofocale griff mit ungeheurer magischer Kraft zu und hielt Sid Amos fest, hinderte ihn an der Flucht.
Der Ex-Teufel konnte sich nicht auf die althergebrachte Art einfach absetzen. Sein Versuch wurde radikal abgebrochen.
Und genauso radikal schlug Asmodis in diesem Moment zurück.
Blitzartig lud er seine Hautoberfläche und die Kleidung mit Magie auf, die konträr zu Lucifuge Rofocale gepolt war. Über die Verbindung, die Stans Ministerpräsident geschaffen hatte, erfolgte der Schock, einem elektrischen Schlag gleich, wie ihn ein Mensch empfindet, der unversehens einen stromführenden Draht berührt.
Lucifuge Rofocale brüllte zornig auf. Er zuckte zurück.
Für Sekundenbruchteile wurde er von zuckenden Flammen umhüllt. Elmsfeuer, das sich zu einem gewaltigen Glitzgewitter entfaltete, als Asmodis im nächsten Moment zu einem echten Gegenschlag ansetzte.
Asmodis wob ein dichtes magisches Netz um Lucifuge Rofocale, das jener erst einmal wieder zerreißen und auflösen mußte.
Doch genau das kostete den Erzdämon nur relativ wenig Kraft und Zeit. Nicht genug, daß Asmodis einen zweiten Versuch hätte durchführen können, mittels magischer Kraft abrupt zu verschwinden.
Lucifuge Rofocale hatte sich verändert. Die Kleidung, die ihn als »Menschen« tarnte, war durch das magische Feuer verbrannt. Darunter zeigte sich jetzt seine eigentliche, dämonische Gestalt. Mit Schweif und Flügeln, die aus seinem Rücken empor wuchsen und jetzt Wände und Zimmerdecke berührten. Seine Haut schimmerte in einem bösartigen Rot.
Und vor seiner Brust hingen - zwei Amulette…
Asmodis traute seinen Augen nicht.
Lucifuge Rofocale im
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