0549 - Des Teufels Traum
gelang ihm nicht!
Er hatte, wenn auch mit Hilfe starker Dämonen, den Silbermond um drei Minuten in die Zukunft versetzen können - mittlerweile waren es sogar fünfzehn Minuten. Doch in die Zukunft sehen, um zu erkennen, was geschehen würde, das brachte er trotz aller Anstrengung nicht fertig.
Damals, als er die Dämonen gezwungen hatte, ihm zu Willen zu sein und ihm ihre Kraft zu leihen, hatte er sie sich zu seinen Todfeinden gemacht. [4]
Doch das war ihm egal, er selbst war mächtig genug und sah in dem Haß der Erzdämonen keine Gefahr für sich.
Aber ihretwegen wollte er die Zukunft nun nicht erforschen.
Es ging ihm um andere Personen, andere Entwicklungen. Und es war für ihn eine Herausforderung. Er wollte die Grenzen seines Könnens erforschen.
Er wollte mehr wissen über die geheimnisvolle Shirona. Des öfteren schon hatte sie seine Nähe gesucht. Er wollte auch wissen, wieso sich der Mann, der Ombre genannt wurde, seinerzeit für ihn interessiert hatte. So sehr, daß er seinetwegen von Baton Rouge nach Miami geeilt war. Damals, als Julian geboren wurde.
Julian Peters, Sohn der Zwillingstelepathin Uschi Peters und des Robert Ten-dyke, seinerseits Sohn des Asmodis. Das »Telepathenkind«, vor dem die Hölle schon vor seiner Geburt gezittert hatte. Julian Peters, der innerhalb eines Jahres nach seiner Geburt körperlich erwachsen geworden war, der Wissen jeglicher Art wie ein Schwamm in sich aufgesogen hatte. Aber der jetzt erst dazu kam, diese Unmengen an Wissen zu verarbeiten und Lebenserfahrung zu sammeln. Der jetzt erst begonnen hatte, auch innerlich erwachsen zu werden.
Warum hatte Ombres Amulett seinen Träger damals zu Julian gezogen? War es Zufall, daß Julian sich in Ombres Schwester Angelique verliebt hatte? Daß für Julian diese Liebe so wichtig war, daß er Angelique zu der einzigen Gefährtin seines Lebens machen wollte? Und warum drängte sich Shirona immer wieder in Julians Leben?
Er wußte, daß er weder von Ombre noch von Shirona Antworten auf diese Fragen erhalten würde. Er versuchte aber auch gar nicht, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, um dort mehr über beider Intentionen herauszufinden.
Er wollte die Antwort aus der Zukunft!
Er spürte, daß die Entwicklungsfäden dort aufeinandertreffen würden und daß die Antwort auf alle Fragen nicht mehr lange auf sich warten ließ. Es mußte mit Merlins Amuletten zu tun haben, mit den sieben Sternen von Myrrian-ey-Llyrana. Deshalb wollte Julian in die Zukunft schauen. Dort mußten die Geheimnisse sich offenbaren, waren nicht mehr vom Mantel des Künftigen verdeckt, sondern wurden zum Sein.
Aber es wollte ihm nicht gelingen. Er schaffte es nicht!
Seine Mühe blieb ohne Erfolg.
***
Teri Rheken wußte, wo sie ein besonders starkes Amulett finden konnte. Natürlich war es nicht so mächtig wie das von Zamorra. Dafür aber rechnete sie nicht mit sehr viel Widerstand, wenn sie versuchen würde, es in ihren Besitz zu bringen. Von Zamorra wußte sie, daß der derzeitige Träger dieser Silberscheibe gar nicht glücklich damit war; er hatte schon oft vergeblich versucht, sie wieder loszuwerden. Vermutlich würde Ombre ihr also sogar noch dankbar sein, wenn sie ihn bestahl.
Nein, sicher brauchte sie ihn nicht einmal zu bestehlen. Es würde reichen, wenn sie ihn einfach fragte. So, wie sie die Lage einschätzte, ahnte er nicht einmal, daß sie mittlerweile der anderen Seite angehörte. Er versuchte immer wieder, sich aus den Auseinandersetzungen zwischen der Zamorra-Crew und den Dämonischen herauszuhalten. Die Kobra-Druidin konnte sich kaum vorstellen, daß Ombre inzwischen über ihren Seitenwechsel informiert war.
Trotzdem konnte es nicht schaden, vorsichtig vorzugehen und die Lage zunächst einmal zu sondieren.
Per zeitlosem Sprung versetzte sie sich nach Baton Rouge.
***
»Mich berauben«, murmelte Sid Amos. Er starrte den uralten Erzdämon an. »Du glaubst doch wohl nicht wirklich, daß dir das gelingt?«
Lucifuge Rofocale lachte leise. »Bin ich dir Rechenschaft darüber schuldig? Du wirst mir geben, was ich begehre, dann kannst du deiner Wege ziehen.«
»Und was begehrst du?«
»Die Sterne von Myrrian-ey-Llyrana! Du wirst sie mir geben.«
Für wenige Sekunden war Sid Amos sprachlos. Dann aber schüttelte er den Kopf. »Es ist wohl besser, wenn du jetzt gehst - falls wir Freunde bleiben wollen«, erwiderte er. »Dann bin ich bereit, deine unverschämte Forderung zu vergessen.«
»Freunde?« Lucifuge Rofocale zog die
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