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055 - Der Würger aus dem See

055 - Der Würger aus dem See

Titel: 055 - Der Würger aus dem See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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So jedenfalls
sieht es aus.« Morna Ulbrandson kam mit ihren Gedanken nicht von den Dingen
los. »Und wenn Larrys Vermutung richtig ist, dann beherrscht dieses Wesen die
menschliche Sprache. Es ist in der Lage, Druck auf einen oder mehrere Bewohnern
auszuüben. Warum aber?«
    Iwan zuckte die Achseln. »Es ist noch zu früh, dies zu
beantworten. Jedenfalls habe ich das Gefühl, daß wir von unserem Aufenthalt am
Loch Ness nicht viel Freude haben werden. Unser hochverehrter, unbekannter
Chef, X-RAY-1, ließ sich heute nachmittag sämtliche bisherigen Ergebnisse,
Zeugenaussagen und Vermutungen zur Computerfütterung nennen. Das bedeutet
einiges.«
    »Nun, Iwan, warten wir Larrys Rückkehr ab. Ich bin gespannt
darauf, was er uns zu berichten hat. Was mich irritiert, ist die Kettenreaktion
der Ereignisse, die offensichtlich mit dem Raubmord an Erik Franklin ihren
Anfang nahm. Es sieht beinahe so aus, als wollten der oder die Täter etwas
verbergen und die Spuren absichtlich in eine falsche Richtung lenken. Und dabei
kam ihnen das Auftauchen eines menschenähnlichen Wasserungeheuers nur gelegen.«
    Kunaritschew hob die Augenbrauen. »Du glaubst also, daß man die
Sache von zwei verschiedenen Seiten sehen muß?«
    »Es sind sogar vielleicht zwei ganz verschiedene Fälle - werden
aber durch die Geschehnisse in einen Topf geworfen. Oder, um noch einen Schritt
weiterzugehen: Das Ungeheuer von Loch Ness stiftet Verwirrung und Angst, und
irgendwelche dunklen Hintermänner nutzen das Gebot der Stunde, um ihr Schäfchen
ins Trockene zu bringen.«
    Der Russe erhob sich. »Jetzt komme ich nicht mehr mit«, gestand er
der Schwedin. »Nach dieser Geistesgymnastik brauche ich erst mal Erholung.
Sobald ich mein Zigarettchen geraucht habe, komme ich zurück. Wir sprechen dann
weiter.«
    Als er die Augen öffnete, hatte er das Gefühl, aus einem langen,
schweren Traum zu erwachen.
     
    ●
     
    Richard Delugan seufzte, als er sich auf die Seite rollte. Er
glaubte, in seinem einfachen Bett in der Holzbaracke am Rand von Foyers zu
liegen.
    Schlagartig aber blitzte die Erkenntnis in seinem Bewußtsein auf.
    Er war im Zelt gewesen - dann die Blitzlichter und dann - wie von
einer Tarantel gestochen richtete er sich auf. Von einer Sekunde zur anderen
war er hellwach.
    Delugan hielt den Atem an und ließ seinen Blick umher wandern.
    Der Amerikaner wußte nicht, wo er sich befand.
    Die Umgebung war ihm fremd. Blaugrüne, feuchtkalte Wände ragten
vor ihm auf. Von irgendwoher aus der Düsternis drang ein fernes, schwaches,
gelbliches Licht. Und er hörte ein Geräusch, das sich anhörte wie ein laufender
Motor.
    Delugan richtete sich auf, stellte erst jetzt fest, daß er auf dem
blanken Boden lag.
    Wie in Trance tastete sich der Wissenschaftler an der Wand
entlang. Er spürte das kalte, rauhe Felsgestein unter seinen Fingern. Es
fröstelte ihn, und seine Kleidung war völlig durchnäßt.
    Wie durch ein Wunder hatte das kalte Wasser des Loch Ness ihn
nicht umgebracht.
    Delugan wischte sich übers Gesicht. Der kalte Schweiß stand ihm
auf der Stirn.
    Befand er sich unterhalb der Wasseroberfläche? In einer mit Luft
gefüllten Höhle? Hatte das rätselhafte mordende Wesen, das seit zwei Tagen die
Umgebung von Foyers unsicher machte, ihn hierhergeschleppt? Warum?
    Fragen über Fragen drangen auf ihn ein. Aber er schob sie beiseite
wie lästigen Ballast. Das Wichtigste für ihn war zunächst nur eines: Er mußte so
schnell wie möglich von hier wegkommen und wieder an die Oberfläche gelangen.
    Aber wie?
    Gab es einen geheimen Zugang zu dieser dämmrigen Höhle? Einen
Zugang, der über einen Felspfad zu erreichen war? Oder war diese Höhle nur über
den See her zu betreten?
    Minutenlang tastete er sich an der Wand entlang und sah dann im
Dämmerlicht vor sich den breiten Felsspalt. Er näherte sich dem Durchlaß. Das
schwache Licht irritierte ihn. War es denn schon Tag? Fiel von irgendwoher
Tageslicht in die Höhle?
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Das Glas war zersprungen. Die
Zeiger standen auf zehn Minuten vor neun. Um diese Zeit mußte es zu dem
Zusammentreffen mit dem rätselhaften Wesen gekommen sein. Beim Tauchen in die
Tiefe war seine Hand offensichtlich gegen die Felswand geschlagen.
    Das Blut pochte in seinen Schläfen, während er den langen Felsgang
hinabging. Der Boden zu seinen Füßen war schlüpfrig. Einmal paßte Delugan nicht
auf und rutschte aus. Im Dämmerlicht sah er Tang und Meeresalgen, zerschlagene
Muscheln und Fischgräten.

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