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055 - Der Würger aus dem See

055 - Der Würger aus dem See

Titel: 055 - Der Würger aus dem See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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In dem windgeschützten Zelt war es gerade so wann, daß
man nicht fror.
    Nachdenklich blätterte Delugan in einem Block wissenschaftlicher
Aufzeichnungen herum, rauchte dabei genußvoll eine Lucky Strike und harrte der
Dinge, die da kommen sollten. Im Grunde seines Herzens war er nicht überzeugt davon,
daß seine Vorbereitungen zu einem Ergebnis führen würden. Um so überraschter
war er, als es geschah.
    Das Echolot reagierte zuerst. Etwas bewegte sich im Wasser.
    Und dann wurde die Nacht draußen für den Bruchteil einer Sekunde
taghell. Alle Blitzlichter flammten auf!
    Wie elektrisiert sprang Delugan hoch, raste aus dem Zelt und
starrte in das Dunkel.
    Mit irrlichternden Augen suchte er das Ufer ab.
    Was hatten die Kameras aufgenommen? Wo war die Ursache, die sie
ausgelöst hatte?
    Er sah nichts. Dafür nahm er im selben Augenblick ein Geräusch wahr.
    Der Wissenschaftler wirbelte herum und sah die unförmigen Beine,
die um das Zelt herumkamen, die starken Arme, die nach ihm griffen.
    Delugan war wie gelähmt. Sein Herzschlag setzte aus. Der
Amerikaner war unfähig, eine Gegenwehr einzuleiten.
    Sein Schrei wurde von der großen Hand erstickt.
    Es ging alles so schnell, daß Delugan überhaupt nicht mehr zur
Besinnung kam. Er glaubte, das Herz müsse ihm stehenbleiben, als das eiskalte
Wasser des Loch Ness über ihm zusammenschlug.
    Das Ungeheuer nahm ihn mit in die Tiefe ...
     
    ●
     
    »Mr. Brent zum Telefon, bitte!« klang die freundliche Stimme durch
den Raum.
    Larry erhob sich. »Jetzt geht’s also doch noch los.« Er warf einen
Blick auf seine Armbanduhr. Wenige Minuten nach neun. Gerome Trane, der
Fischer, hatte sich Zeit gelassen.
    X-RAY-3 verschwand in der Zelle, in die man das Gespräch für ihn
gelegt hatte.
    Am anderen Ende der Strippe meldete sich die nuschelnde Stimme
eines Mannes. Larry hatte Mühe, seinen Gesprächsteilnehmer zu verstehen. Er
sprach den schlimmsten Hochlanddialekt, den man sich denken konnte.
    » ... ist mir leider etwas dazwischengekommen, Mr. Brent. Ich kann
heute abend unmöglich mit dem Fischkutter rausfahren.«
    X-RAY-3 hob die Augenbrauen.
    »Nanu, Trane, haben Sie Angst bekommen?«
    Es war da etwas in der Stimme des Schotten, das ihn aufhorchen
ließ. Tranes Entschuldigung klang nicht überzeugend.
    »Nein, keine Angst, Mr. Brent! Wo denken Sie hin. Die Umstände ...
Die Nachricht kam ganz plötzlich. Ich muß nach Inverness, Mr. Brent. Meiner
Mutter geht es nicht besonders gut - ihr Zustand hat sich verschlimmert. Der
Arzt meint, daß es über kurz oder lang zu Ende ginge. Und unter diesen
Umständen ... «
    »Ja, natürlich. Das tut mir leid.«
    »Wenn ich es einrichten kann - dann vielleicht morgen nacht?« »Gern.«
    »Ich werde mich wieder bei Ihnen melden, all right?«
    »In Ordnung, Mr. Trane.«
    Nachdenklich kehrte Larry an den Tisch zurück.
    »Nanu?« frotzelte Iwan Kunaritschew, als er das Gesicht seines
Freundes sah. »Hat dich die Telefonistin an der Nase herumgeführt? Oder hast du
in eine Zitrone gebissen?«
    »Keines von beiden«, entgegnete der Amerikaner. »Aber ich glaube,
daß Trane mit falschen Karten spielt. Die Story mit seiner Mutter nehme ich ihm
einfach nicht ab. Da steckt doch etwas anderes dahinter ... « Er berichtete
kurz von dem Gespräch mit dem schottischen Fischer.
    »Und was hast du jetzt vor?« fragte Morna Ulbrandson.
    »Den guten Fischer Trane auf seiner Reise nach Inverness
begleiten.«
    Kunaritschews Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
    »Aber wenn seine kranke Mutter soviel Besuch nicht verkraften
kann?«
    »Larry wird ihr einen schönen Blumenstrauß mitbringen. Er weiß,
was sich gehört. Sag mal, lieber Kollege, du glaubst doch nicht, daß das
Ungeheuer Gerome Trane einen Wink gegeben hat?« meinte Morna.
    »Vielleicht nicht direkt«, murmelte X-RAY-3.
    Die Frage der Schwedin bewies, daß auch Morna nicht an Tranes
Ausrede glaubte. Und die Reaktion des russischen Freundes zeigte, daß Iwan
Kunaritschew ähnliche Gedankengänge hatte.
    »Das Ungeheuer zeigt in seinem Verhalten eine erstaunliche Logik«,
sagte X-RAY-3. »Für einen Außenstehenden scheint jedoch genau das Gegenteil der
Fall zu sein, nämlich Verwirrung und Planlosigkeit. Rekonstruieren wir doch
mal: Zwei Tage vor unserer Ankunft wird ein alter Mann namens Erik Franklin in
seinem Haus in Foyers ermordet. Und damit beginnt eigentlich die Serie der
Verbrechen. Der Mörder stieß Franklin einen Dolch zwischen die Rippen und stahl
eine wertvolle Münzsammlung.

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