055 - Louba der Spieler
auf zwei Polizisten, die sich mit dem Hausmeister und dem leichenblassen, zitternden Miller unterhielten.
»Gott sei Dank, daß Sie kommen, Herr Doktor«, rief der Diener. »Als ich nach Hause kam, klopfte ich noch einmal bei Mr. Louba, um ihn zu fragen, ob er noch etwas von mir brauche. Er antwortete nicht, und ich dachte, er wäre vielleicht ausgegangen. Zufälligerweise drückte ich dann aber doch auf die Türklinke - die Tür gab nach, ich ging in das Zimmer, knipste das Licht an, und sah über der Lehne eines Stuhls den Morgenrock Mr. Loubas - er war voller roter Flecken. Erschrocken rannte ich in das Schlafzimmer. Auf dem Bett lag der Herr . voller Blut . Ich war so entsetzt, daß ich sofort zum Portier rannte und die Polizei anrief.«
»Das war ganz in Ordnung. Beruhigen Sie sich jetzt«, sagte Hurley Brown zu dem verstörten Miller. »Einer von Ihnen«, wandte er sich dann an die Beamten, »kommt mit hinauf, der andere bleibt am besten hier. Ich bin Kommissar Brown von Scotland Yard.«
Während sie im Aufzug hinauffuhren, fragte Hurley Brown den Diener, wann er in die Wohnung zurückgekehrt sei.
»Um halb elf, Sir. Es schlug gerade halb auf der Uhr, als ich zur Türe hereinkam.«
»Um neun Uhr fünfzig war er bestimmt noch am Leben. Um halb elf hörten Sie keinen Laut mehr ...«, murmelte Brown nachdenklich, als sie die Wohnung betraten.
Gleich darauf standen sie in dem großen, luxuriös ausgestatteten Herrenzimmer. Tiefe Ledersessel standen umher, der Boden war mit einem prachtvollen türkischen Teppich bedeckt, der ein Vermögen gekostet haben mußte.
»Hier, Herr Kommissar!« Der Polizist deutete auf einen Morgenrock, der über einem Stuhl hing. Brown hielt das Kleidungsstück hoch — Miller hatte recht gehabt, die Vorderseite und die Ärmel waren voller nasser roter Flecken.
»Nicht anrühren«, sagte Brown und legte ihn vorsichtig wieder über den Stuhl. »Vorsichtig, Doktor. Auf dem Fußboden ist noch mehr Blut.«
An der einen Wand war ein großer Kamin. Der Rost war leer bis auf einige schwarze Aschenhäufchen. Links davon befand sich eine Tür, auf die Miller mit zitternden Händen deutete.
»Dort ist das Schlafzimmer«, sagte er.
Hurley Brown stieß die angelehnte Tür auf und ging hinein.
Die Deckenbeleuchtung brannte noch. Auf dem Bett lag lang ausgestreckt Louba. Der Doktor schritt auf ihn zu, aber er brauchte ihn nicht sehr genau zu untersuchen, der Kopf des Mannes war schrecklich zugerichtet.
»Das Fenster ist offen«, sagte Hurley Brown. Er durchquerte das Zimmer und blickte hinaus. »Aha, eine Feuerleiter . Sergeant, gehen Sie hinunter zu Ihrem Kameraden und sagen Sie ihm, er soll den Garten sorgfältig absuchen. Der Mann, der den Mord beging, nahm sicher diesen Weg. Nur so konnte er ungesehen in die Wohnung gelangen - ohne am Portier vorbei zu müssen und ohne einen Wohnungsschlüssel zu benötigen.«
Er ging zum Telefon und wählte eine Nummer. Gleich darauf kehrte er in das Schlafzimmer zurück.
»Ich habe eben Scotland Yard angerufen und lasse einen unserer besten Männer kommen - Inspektor Trainor. Diesen Fall möchte ich nicht gerne selbst bearbeiten. Seit meiner Militärzeit auf Malta habe ich ein Vorurteil gegen Louba . Besser, jemand anders nimmt die Sache in die Hand. - Sie sahen niemand, als Sie das letztemal hier waren, Doktor?«
Dr. Warden erinnerte sich der flüchtigen Begegnung im Nebel, schüttelte aber den Kopf.
»Niemand außer dem Portier.«
»Wie lange ist Louba schon tot, Warden?«
Der Doktor schaute die Leiche nachdenklich an.
»Seit einer Stunde - vielleicht sogar weniger als eine Stunde«, sagte er. »Er wurde mit einem sehr schweren Gegenstand niedergeschlagen.«
»Vielleicht finden wir das Ding«, brummte Brown.
Sie brauchten nicht lange zu suchen.
Ein schwerer Silberleuchter lag in der Ecke des Speisezimmers. Er war verbogen und blutbefleckt — ohne Zweifel die Mordwaffe.
Bald danach kam Inspektor Trainor an, ein kleiner, drahtiger Mann mit energischem Gesicht, der sofort die weitere Untersuchung in die Hand nahm. Wie ein gut dressierter Hund ging er von Zimmer zu Zimmer, betrachtete genauestens jedes Möbelstück, zog die Vorhänge zurück und kletterte schließlich durch das offenstehende Fenster hinaus und die Feuerleiter hinunter.
»Nichts zu finden«, murmelte er nach seiner Rückkehr. Er betrachtete den Toten und biß sich auf die Lippen.
»Auf diesem Bett wurde er nicht ermordet«, erklärte er dann bestimmt. »Die Blutflecken
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