055 - Louba der Spieler
gerade klar. Um aufrichtig zu sein - ich dachte wirklich, er hätte einen kleinen Klaps«, bekannte Miller.
»Worauf wartete er seit zwanzig Jahren?«
»Nun, ich nahm an, darauf, mit Louba abzurechnen, aber ich kann es nicht beschwören. Es ist nur eine Vermutung von mir.«
»Und sonst können Sie sich an nichts mehr erinnern?«
Miller ärgerte sich von neuem über den ungünstigen Kommentar, mit dem Trainor sein Erinnerungsvermögen bedachte.
»Er sprach ja nur ein Dutzend Worte mit uns«, gab er zurück. »Wir kannten ihn ja schließlich gar nicht und nahmen ihn auch gar nicht ernst.«
Trainor widmete sich wieder Weldrake.
»Haben Sie dazu etwas zu bemerken?« fragte er.
»Ich wollte damals ja nur sagen, daß ein schlechter Mensch wie Louba eines Tages ganz bestimmt einen gewaltsamen Tod sterben wird«, erklärte Weldrake.
»Und darauf warteten Sie wohl?«
»Ja. Ich wartete darauf ... Das ist aber auch alles, was ich tat!«
»Hm - nicht schlecht .«
Trainor versuchte vergeblich, aus Weldrake klug zu werden. Eigentlich konnte er in ihm nichts anderes sehen, als einen sanftmütigen, aufgeregten kleinen Mann, der gerne seine Ruhe gehabt hätte.
»Wann haben Sie da Costa zum letztenmal gesehen«, fragte er.
»Oh ... kurz bevor er abreiste.«
»Waren Sie eben in seiner Wohnung?«
»Ich läutete bei ihm. Ich glaubte, er sei vielleicht zurückgekommen. Aber das ist leider nicht der Fall.«
»Was wollten Sie denn bei ihm?«
»Ich . ich wollte ihm gerne dieses Kästchen verkaufen.«
»Wo haben Sie es eigentlich her? Haben Sie es aus diesem Zimmer?«
»Aber keineswegs. Ich gebe Ihnen mein Wort - ich war noch niemals in meinem Leben in diesem Raum.«
Trainor schaute ihn völlig verwirrt an.
»Na«, meinte er. »Ich hoffe um Ihretwillen, daß Sie das auch beweisen können.«
24
Am nächsten Morgen tauchte in der Wohnung im zweiten Stock Dr. Warden auf. Er wollte sich mit Trainor unterhalten. Vor allem hätte er gern erfahren, ob Miller dem Detektiv seine, Hurley Brown betreffende, Theorie wiederholt hatte, und welche Bedeutung Trainor dieser Vermutung beilegte. Er hatte zwar absolutes Vertrauen zu Brown, wußte aber, daß es merkwürdig aussah, wenn Brown den von der Polizei gesuchten Charlie verfolgte, ohne dies offiziell mitzuteilen.
Der Doktor fand Trainor gerade im Begriff, in da Costas Wohnung einzudringen.
»Eigentlich wollte ich schon gestern abend hinein, aber wir wurden abgelenkt, und deshalb begnügte ich mich damit, an beide Ausgänge Posten zu stellen«, erklärte er. »Ich glaube zwar nicht, daß überhaupt jemand oben ist, aber ich hätte gerne herausgefunden, ob vielleicht mein kleiner Mann dort gewohnt hat, was mir sehr wahrscheinlich vorkommt.«
»Um was für einen kleinen Mann handelt es sich denn?« fragte Warden.
»Mr. Weldrake.« Trainor erzählte, was vorgefallen war. »Sie haben von Louba wohl nie etwas über ein Perlenkästchen gehört? Sehen Sie es sich einmal an«, sagte er zum Schluß.
»Ich kann mich nicht darauf besinnen. Verrückt von diesem Weldrake, sich sozusagen über Ihrem Kopf einzulogieren, nur um Sie von einem Besuch in seiner eigenen Wohnung abzuhalten.«
»Das schon, aber er ist überhaupt ein merkwürdiger Kerl. Möglich, daß er noch irgend etwas anderes hier zu suchen hatte. Ich weiß es nicht ... Gestern abend konnte ich nicht mehr aus ihm herausbringen, als daß er den Gegenstand da in der Wardour Street gekauft hätte.«
»Kann ich Sie nach oben begleiten?«
»Selbstverständlich, kommen Sie mit, Doktor, wollen mal sehen, was da zu finden ist. Ich habe mich beim Hausmeister erkundigt, aber er hat keinen Schlüssel. Wir werden die Tür wohl aufbrechen müssen.«
Trainor beauftragte den Sergeanten, die Feuerleiter zu beobachten, stieg mit seinem Begleiter nach oben und läutete an da Costas Wohnung. Wie zu erwarten, erhielt er keine Antwort. Kein Laut war von drinnen zu hören.
Ohne zu zögern nahm Trainor aus seiner Rocktasche einen Bund Dietriche. Innerhalb fünf Minuten öffnete er das Hauptschloß, aber als sie die Tür aufdrücken wollten, widerstand sie weiter allen ihren Bemühungen.
»Zugeriegelt!« stieß Trainor hervor. »Von innen zugeriegelt ... Begreifen Sie, Doktor?«
Aufgeregt gingen sie wieder nach unten und stiegen aus Loubas Fenster. Den Sergeanten schickten sie zur Beobachtung vor da Costas Wohnung. Dann kletterten sie hinauf. Kurz entschlossen schlug Trainor eine Fensterscheibe ein und zog den Riegel zurück, der das Fenster
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