055 - Louba der Spieler
sicherte.
Als erstes ließen sie den Sergeanten ein und postierten ihn zwischen dem Haupteingang und dem Fenster. Den Arzt bat Trainor, in dem Zimmer zu bleiben, in das sie durch das zerbrochene Fenster eingestiegen waren, während er sich selbst auf die Suche machte, die eigentlich nicht von langer Dauer sein konnte.
»Na, ich glaube, ich werde bald etwas entdecken«, bemerkte er. »Machen Sie sich auf etwas gefaßt. Alle Eingänge von innen verriegelt — das spricht Bände. Da, schauen Sie her« — er deutete auf den Tisch —, »eine erst vor kurzem eingenommene Mahlzeit, das Brot ist noch ganz frisch.«
Es war klar, daß hier jemand vor ganz kurzer Zeit gegessen hatte.
Trainor umspannte mit den Händen die Kaffeekanne.
»Sie ist noch warm«, rief er triumphierend. »Drehen Sie alle Lichter an!«
In Anbetracht des trüben Tages war diese Maßnahme durchaus angebracht.
Dann ging er vorsichtig in das Schlafzimmer.
»Im Bett hat jemand geschlafen«, rief er den anderen zu und öffnete einen großen Kleiderschrank - nichts. Er schaute unter das Bett - auch nichts.
Nun ging er in die übrigen Zimmer, fand aber auch dort niemanden. Er betrat die kleine Küche, wo er schmutzige Teller und eine leere Sardinenbüchse fand. Der Sergeant deutete auf eine große Kommode, die, wenn sie keine Schubfächer enthielt, sich gut zum Versteck eignen mußte. Trainor nickte, und sie öffneten beide das Möbel.
Im Speisezimmer hatte Trainor eine breite Couch übersehen, die in der dunkelsten Ecke des Zimmers an der Wand stand. Hätte er die Figur da Costas gekannt, dann würde er diesen Diwan sogar absichtlich übersehen haben. Aber trotz seiner Körpergröße hatte da Costa sich tatsächlich daruntergequetscht. Und außerdem umklammerte seine Hand mit festem Griff auch noch einen Hut. Trotz seiner Aufregung hatte er sich gesagt, daß ein Mann ohne Hut, noch dazu ohne Mantel und an einem Wintertag, als Flüchtling allgemeine Aufmerksamkeit erregen mußte. Falls ihm die Flucht gelang, dachte er verzweifelt, mußte er wenigstens einen Hut bei sich haben!
Nachdem er sich eine Zeitlang im Zimmer umgesehen hatte, wandte sich der Doktor dem Fenster zu und starrte grüblerisch in die dichten Nebelschwaden hinaus.
Da Costa, der ihn vorsichtig beobachtet hatte, verlor keine Zeit. Er wand sich unter seinem Diwan hervor, kam im nächsten Augenblick auf die Beine, behielt den Rücken des Doktors im Auge, stülpte sich den Hut fest auf den Kopf und sprang mit einem mächtigen Satz auf das Fenster zu.
Dr. Warden schrie auf und taumelte erschreckt zur Seite, als ihn da Costa anstieß. Aber er riß sich noch rasch genug zusammen, um den Flüchtling wenigstens beim Rockzipfel zu erwischen. Im nächsten Augenblick jedoch stolperte er über die Ecke eines Teppichs und verlor das Gleichgewicht.
Trainor und sein Gehilfe stürzten auf den Schrei hin sofort herbei und sahen gerade noch da Costa durch das Fenster verschwinden. Der Doktor hatte sich wieder aufgerafft und wurde sofort erneut umgerissen, als er mit den beiden, die schleunigst auf das Fenster zurannten, zusammenstieß.
Als sie sich endlich frei gemacht hatten und zum Fenster hinausgestiegen waren, war da Costa schon auf der unteren Plattform angelangt und stieg das letzte Stück der Leiter mit erstaunlicher Behendigkeit hinunter. Die Einbrecherglocke schrillte, gerade als sie an den Fenstern des zweiten Stockwerks ankamen, und Miller stürzte heraus.
»Aus dem Weg!« brüllte Trainor den Diener an, der schon auf der Leiter stand. Miller drückte sich ängstlich zur Seite und geriet dadurch dem Sergeanten direkt in die Quere, der ihn nun seinerseits wieder wegzuschieben versuchte, wodurch er nochmals gegen Trainor fiel.
»Zum Teufel mit euch allen!« zeterte Trainor und rutschte nun fast die Leiter herunter.
Unten angelangt, wurde er von dem atemlosen Hausmeister sofort gepackt und festgehalten.
»Lassen Sie mich gehen, Sie Esel!« schnaubte Trainor und riß sich von ihm los.
»Verzeihung, Sir, aber die Alarmglocke ...«, keuchte der Mann.
»Ach - wir haben rein gar nichts gehört!« knurrte Trainor mit schneidender Ironie und rannte wie besessen in Richtung des Tores.
Auf der Straße trennten sie sich und liefen in verschiedenen Richtungen. Der Sergeant pfiff mit aller Kraft auf seiner Trillerpfeife. Von dem Flüchtling war schon nichts mehr zu sehen. Der Nebel war für ihn ein Geschenk Gottes.
Als die Pfeife des Sergeanten schrillte, kam da Costa gerade an einem
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