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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Auf diese Weise erwischen sie dich doch noch, Charlie. Wenn du allein wärst, hättest du vielleicht eine Chance, aber mit deiner Frau ist es so gut wie sicher.«
    »Genau dasselbe habe ich auch gedacht«, erklärte Berry. Er sprach ein wenig stockend. So kurz vor der Ausführung seines Planes, der ihm in seiner nackten, schauerlichen Brutalität erst jetzt recht zum Bewußtsein kam, war ihm doch etwas beklommen zumute. Nach Freds Warnung aber riß er sich doch wieder zusammen. »Sie ist eine Gefahr für mich, ja ... Ich schicke sie fort, zu Freunden aufs Land.«
    »Wohin denn? Ich dachte, du hättest keine Freunde?« antwortete der andere mißtrauisch.
    »Dafür hat sie selbst eine ganze Menge - noch dazu ziemlich vornehme Leute. Ich habe schon mit ihr darüber gesprochen, und sie ist selbst der Ansicht, daß sie fortgehen muß.«
    »Und wann geht sie?«
    Charles Berry fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Noch heute nacht«, sagte er tonlos, drehte sich kurz um und stieg die Treppe hinauf.
    Vor der Tür ihres Zimmers blieb er eine Weile unentschlossen stehen und versuchte krampfhaft, sich für die Aufgabe, die ihm bevorstand, vorzubereiten.
    »Ich war eben unten bei Fred und habe mit ihm gesprochen«, sagte Berry, nachdem er eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Er hält den Plan für gut, Kate.«
    Langsam ging er hinüber zum Kaminsims, nahm von dort einen Block billigen Schreibpapiers, ein Tintenfaß und eine Feder und setzte sich an den Tisch. Kurze Zeit kaute er an dem Federhalter herum und überlegte, dann begann er zu schreiben. Sie beobachtete neugierig, wie er, mit vielen Pausen, das Blatt mit seiner eckigen Handschrift bedeckte.
    »So, das wird's tun«, sagte er und hielt den Briefbogen in die Höhe. »Hör mal zu.« Etwas unsicher las er vor:
»Ich gestehe, daß einzig und allein ich für den Tod Emil Loubas verantwortlich bin. Seit Jahren habe ich Geld von ihm erhalten, aber vor einem Monat weigerte er sich, mich noch weiter auszuhalten. Am Samstagabend ging ich nach Braymore House und gelangte durch den Lieferanteneingang in die Wohnung, für die ich einen Schlüssel hatte. Dort geriet ich mit Louba in Streit, schlug ihn mit einem silbernen Leuchter nieder und flüchtete dann über die Feuerleiter. Hiermit erkläre ich, daß außer mir niemand für den Mord verantwortlich zu machen ist. Jetzt bin ich am Ende. Möge Gott mir gnädig sein.«
    »Der letzte Absatz klingt besonders gut, nicht wahr, Kate?« Er sah sie von der Seite her scharf an. Sie saß mit geschlossenen Augen da.
    »Armer Kerl«, murmelte sie dann leise. »Was heißt hier armer Kerl!« höhnte er. »Bin ich nicht auch ein armer Kerl? Los, Kate - schreib dies hier nach.«
    »Ich?« fragte sie und starrte ihn an.
    »Selbstverständlich — du. Es ist doch eine Frau, oder vielleicht nicht? Und deshalb muß auch die Schrift eine Frauenhandschrift sein.«
    »Ich mag nicht«, entgegnete sie. »Deine schmutzige Arbeit habe ich dich immer allein machen lassen.«
    »Du wirst das abschreiben, Kate — oder du wirst es bedauern, daß du es nicht getan hast! Ich weiß genau, an wen du jetzt denkst. Du denkst wieder mal an deinen Polizisten, das ist alles.«
    Sie gab ihm gar keine Antwort, sondern streckte nur müde die Hand aus. Wort für Wort schrieb sie das Geständnis ab. Er wartete, bis sie fertig war. Das von ihm selbst geschriebene Original faltete er zusammen und steckte es in die Tasche, um es sobald wie möglich loszuwerden.
    »Paß auf«, sagte er dann. »Nach ›Möge Gott mir gnädig sein‹ mußt du noch anfügen: ›Mein Mann weiß von allem nichts.‹«
    »Ist die Frau denn verheiratet?« fragte sie.
    »Jede anständige Frau ist verheiratet«, entgegnete Berry. »Deshalb bist du ja auch eine anständige Frau!« Er kicherte über diesen Witz. »Und jetzt los! Wart mal — schreib so: ›Mein Mann ist an allem unschuldig, und ich bitte ihn um Verzeihung für die schreckliche Tat, die ich jetzt begehen werde.‹«
    Sie schrieb es, und er nahm ihr den Bogen aus der Hand.
    »Gut so.« Seine Stimme zitterte, während er ihr auf die Schulter klopfte. »Verlaß dich nur immer auf den alten Charlie, der hilft schon weiter. Na, bevor eine Woche vergangen ist, haben wir England verlassen — für drei Pfennig Glück werden wir doch noch haben.«
    Mit einem Kopfnicken ging er zur Tür hinaus. Bis zum Abend sah sie ihn nicht mehr. Als sie um sechs Uhr eine Tasse Tee trank, kam er zurück.
    »Dichter Nebel draußen«,

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