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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Geschworenenbank . Er faßte sich entsetzt an den Kopf, wenn er daran dachte. Und das alles nur, weil er diese Frau geheiratet hatte .
    Zwei Männer und ein kleiner Junge, die vor ihm liefen, bogen vom Weg ab. Gedankenlos folgte er ihnen. Sehen konnte er nichts - der Nebel lag so schwer und drückend ... Er meinte fast zu ersticken und blind zu sein. Der Weg senkte sich jetzt steil, und er fragte einen Mann, der ihn überholte, wohin er ginge.
    »Zum Fluß . zum Fluß hinunter«, war die hastige Antwort.
    »Was ist denn los dort unten?«
    »Eine Frau ist ins Wasser gesprungen . man fand einen Brief am Ufer«, erwiderte der Mann. »Die Polizei läßt den Fluß nach ihr absuchen.«
    Berry zitterte und wäre beinahe umgekehrt. Aber irgend etwas zog ihn hin, und bald mischte er sich unter eine kleine Gruppe von Menschen, die um zwei Polizisten herumstanden. Einige Arbeiter stocherten mit langen Stangen in dem dunklen Wasser des in den Fluß mündenden Kanals.
    Das unheimliche Schauspiel fesselte ihn, und er blieb stehen.
    Wenn doch seine Frau Selbstmord verübt hätte! Aber sie würde den Mut dazu nie aufbringen. Aber wenn sie doch ... Und wenn sie dann auch einen Brief am Ufer zurückließ, einen Brief, der ihn vor jeder Anklage schützte, die man gegen ihn erheben konnte .
    Sein Atem ging immer schneller, je mehr diese Idee Form annahm. Aber wie konnte er sie überreden, den Brief zu schreiben - das war die Schwierigkeit.
    Die Polizisten zogen etwas Schlaffes, Schweres auf die Uferbank, als er mit unsicheren Schritten zu ihrer Unterkunft zurückhastete.
    Sie hatte seine Tritte schon auf der Treppe gehört und seufzte beklommen, als er zur Tür hereinkam. Zu ihrer Überraschung lächelte er sie geradezu verschmitzt an, und sein Benehmen war alles andere als unangenehm.
    »Kate«, sagte er. »Ich schlenderte ein wenig durch den Ort und habe nachgedacht. Falls Hurley Brown mich festnehmen kann, wird er sämtliche Beweise, die er beibringen muß, fälschen — nur um mich hängen zu sehen! Ob ich den Mord begangen habe oder nicht, macht ihm gar nichts aus. Er wird mir eins auswischen wollen — und ich muß dafür baumeln. Und dann kommt alles heraus — merk dir das —, auch über dich.«
    Er sprach so leichtfertig von ›baumeln‹, daß sie, die ihn doch ganz genau kannte, sofort wußte, daß er keinen Augenblick auch nur die Möglichkeit eines solchen Endes in ernsthafte Erwägung ziehen konnte.
    »Als ich gerade über die Kanalbrücke ging, suchte die Polizei nach der Leiche einer Frau«, fuhr er fort. »Sie fiel gestern abend hinein und ertrank.«
    Kate schauderte zusammen.
    »Eine glückliche Frau!« murmelte sie, und es fiel ihm nicht leicht, seine angenommene Freundlichkeit beizubehalten.
    »Wahrscheinlich ist sie glücklich«, sagte er so sanft wie möglich. »Aber ich habe da eine Idee. Angenommen, man findet diese Frau, sucht das Ufer ab und entdeckt dort ein schriftliches Geständnis, daß sie Louba ermordet hat? Kein schlechter Gedanke, was?«
    »Man hätte sehr bald herausgefunden, daß sie den Mord gar nicht begangen haben kann.«
    »Oh, da irrst du dich aber ganz gewaltig«, entgegnete Berry schroff. »Ich habe mich über das Mädchen erkundigt. Stell dir vor — sie war in Braymore House beschäftigt. Was hältst du von einem solchen Zufall, Kate?«
    Sie sah ihn ungläubig an.
    »Das ist doch kaum möglich«, meinte sie dann. »Wie konntest du denn in so kurzer Zeit Erkundigungen einziehen?«
    Er schaute sie bösartig an.
    »Stelle nur weiter solche Fragen — ich werde dir dann schon die richtige Antwort geben«, fuhr es ihm heraus. Aber dann hielt er sich wieder zurück. »Ich habe herausgekriegt, daß sie dort beschäftigt war — das muß dir genügen«, brummte er. »Das Ganze ist ein vom Himmel gesandter Glücksfall, mit dem Geständnis kann mich niemand mehr verurteilen — und auch der wird frei, den sie am Sonntag geschnappt haben.«
    »Ist wieder jemand verhaftet worden?«
    »Was geht's dich an, wen sie verhaftet haben? Sag mir lieber, was du von meiner Idee hältst!«
    »Sie mag ganz gut sein«, sagte die Frau ausweichend.
    »Ich habe die Absicht, zum Fluß hinunterzugehen, jemandem den Brief zu geben und zu sagen, ich hätte ihn gefunden, und man solle ihn der Polizei bringen. Im Nebel würde mich niemand erkennen.«
    Er ließ sie allein, damit sie sich den Vorschlag überlegen konnte, und ging zu ihrem Wirt hinunter.
    »Willst du schon wieder ausgehen?« fragte ihn der Mann erschrocken.

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