0550 - Merlins Stern
der Château-Mauern. Das, was sie bei Lucifuge Rofocale gespürt hatte, erschütterte sie. Ihre Flucht, ihr zeitloser Sprung, war eine Instinktreaktion gewesen.
Sekunden später schalt sie sich eine Närrin. In den geschlossenen Räumen war sie nicht sicherer als draußen bei Zamorra. Das Schutzfeld überspannte das Château dort wie hier. Aus der Erinnerung heraus glaubte sie, der fremden Entität früher schon begegnet zu sein, wenngleich sie nicht wußte, wo und wann das gewesen sein sollte.
Sie atmete tief durch. Welche Verbindung gab es zwischen jenem Wesen und Lucifuge Rofocale? Sie hatte dieses Fremde bei ihm gespürt, in seiner unmittelbaren Nähe!
Und der Dämonische griff mit Amulett-Energie- die Schutzsphäre an!
Deshalb also war er hier. Die Energie der Llyrana-Sterne mochte in der Lage sein, das Schutzfeld zu durchdringen, weil sie magisch neutral war…
Nur so konnte es sein.
Das bedeutete aber auch, daß sie alle in höchster Gefahr schwebten! Wenn Lucifuge Rofocale einen Weg gefunden hatte, das Château trotz der Abschirmung anzugreifen, würde er keine Gnade kennen, würde sie alle auslöschen!
Das durfte nicht geschehen!
Teri ging es weniger um sich selbst. Auch nicht um Zamorra und Nicole. Sie alle waren schließlich ersetzbar. Aber da war der kleine Sir Rhett Saris, der Wiedergeborene der Erbfolge. Der Llewellyn-Magier, der über eine ganz besondere Art der »Unsterblichkeit« verfügte, dessen Geist stets im Körper seines Sohnes wiedergeboren wurde. Und dem Llewellyn oblag es, einmal in einer Periode jener Erbfolge die Auserwählten zur Quelle des Lebens zu führen. So waren Zamorra und Nicole zu Unsterblichen geworden, wie viele andere vor ihnen. Und wenn der vor gerade erst zwei Jahren wiedergeborene Sir Rhett jetzt von Lucifuge Rofocale getötet wurde, würde es keine weiteren Unsterblichen mehr geben; den Weg zur Quelle des Lebens kannte nur er allein… [7]
Teri wußte, daß sie Lucifuge Rofocale selbst nicht direkt angreifen konnte. Er würde sie einfach wegwischen, vernichten, bevor sie etwas würde ausrichten können. Er hatte ihr schon einmal nachhaltig gezeigt, wie mächtig er war, und sie wäre ohne Julians Hilfe sicher gestorben. Und da hatte er das sechste Amulett noch nicht einmal eingesetzt. Jetzt aber besaß er es, diesmal würde es Teri noch wesentlich schlechter ergehen.
Doch sie konnte versuchen, seinen teuflischen Plan zunichte zu machen.
Er griff das Schutzfeld an. Wenn sie die magischen Symbole sicherte und gegebenenfalls erneuerte, mußte seine amulettunterstützte Kraft irgendwann einfach verpuffen.
Also versetzte sie sich per zeitlosen Sprung wieder ins Freie, um die magischen Zeichen zu kontrollieren, wie es Fooly schon vorher ohne ihr Wissen getan hatte. Aber im Gegensatz zu Fooly wußte sie, wie die Symbole und Sigille zu erneuern und zu verstärken waren.
Sie erreichte eines der Kreidezeichen.
Genauer gesagt, die Stelle, wo es eigentlich hätte sein sollen.
Aber es war verschwunden…
***
Im gleichen Moment, in dem Zamorra auf Lucifuge Rofocale schoß, fühlte der Dämon, wie sich das Schutzfeld um Château Montagne öffnete!
Eine gewaltige Lücke entstand!
Der Herr der Hölle triumphierte. Es war geschafft! Er war in der Lage, in das Château einzudringen! Das Abwehrfeld konnte ihn jetzt nicht mehr aufhalten! Vielleicht gab es noch ein paar kleine Schwierigkeiten; erhöhter Kraftaufwand oder Schmerz vielleicht, aber nichts würde ihm mehr das Eindringen ins Château verwehren können!
Zugleich baute sich ein Kraftfeld auf, das von den Amuletten gesteuert wurde und Zamorras Blasterschuß abfing. Der rötliche Nadelstrahl wurde zurückgeworfen, fächerte sich dabei auf und glitt als eine Art Energieschauer über die Mauer neben dem Dämonenjäger dahin. Gestein erhitzte sich knackend, wurde aber nicht weiter beschädigt.
Der Erzdämon bedauerte, daß die reflektierte Energie nicht Zamorra selbst getroffen hatte. Vielleicht war der Winkel ungünstig gewesen, oder Zamorra wurde durch sein Amulett ebenfalls geschützt. Aber trug er es überhaupt? Lucifuge Rofocale konnte es nicht eindeutig erkennen.
Zumal er im gleichen Moment von einer Seite attackiert wurde, von der er einen Angriff überhaupt nicht erwartet hatte.
Dieser verdammte Drache schnappte nach seinem Bein!
Sein Maul war für so eine kleine Kreatur gewaltig, die Zähne scharf und drangen tief ein.
Einem Menschen hätte der Biß das Bein wahrscheinlich glatt durchtrennt, der Dämon
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