0550 - Merlins Stern
hingegen schaffte es, sich irgendwie dagegen zu schützen. Der Schmerz ließ ihn jedoch aufheulen und raubte ihm für ein paar Sekunden fast die Besinnung.
Zamorra schoß erneut. Abermals wurde der einem Laser ähnliche Strahl abgelenkt und zurückgeworfen. Das Schutzfeld, das die Amulette um den Herrn der Hölle aufgebaut hatten, funktionierte auch ohne sein Dazutun.
Lucifuge Rofocale versuchte, vor Wut aufbrüllend nach dem Drachen zu treten. Aber das andere Bein, das vom Drachenmaul umschlossen wurde, knickte dabei weg. Der Dämon schrie zornig auf und stürzte über den massigen Körper des kleinen Drachen.
Voll unbändigem Haß hieb der Dämon mit beiden Händen zu. Aus seinen Fingern schossen lange scharfe Krallen, die er in den Leib des Echsenwesens schlagen wollte.
Doch der Drache schien mit einem solchen Angriff gerechnet zu haben. Er rollte sich herum und schlug dem Dämon die kurzen Schwingen um die Ohren.
Abermals brüllte Lucifuge Rofocale auf. Das Drachenmaul ließ sein Bein einfach nicht los, preßte und malmte weiter - und versuchte es tatsächlich zu durchtrennen!
Der Dämon schalt sich einen Narren, daß er auf diese Kreatur zu wenig geachtet hatte. Ihm war völlig entgangen, daß seine Geisel zwischenzeitlich erwacht war. Das von den Engeln verfluchte Biest mußte sein Erwachen hervorragend getarnt haben, um dann überraschend zuzuschlagen!
Und jetzt war es sekundenlang im Vorteil.
Es schnellte sich plötzlich in die Luft empor. Die Schwingen, die für den massigen Körper eigentlich viel zu klein waren, trugen den Drachen und auch den Dämon senkrecht in den Himmel.
Wild brüllend gab Lucifuge Rofocale seine Tarngestalt auf und setzte seine eigenen mächtigen Schwingen ein, um der Flugbewegung entgegenzusteuern, aber der Drache paßte sich sofort an und unterlief praktisch Lucifuge Rofocales Bemühungen.
Innerhalb weniger Augenblicke befanden sie sich in mehr als fünfzig Metern Höhe!
Und jetzt ließ der Drache den Dämon überraschend los.
Lucifuge Rofocale hatte mit den eigenen Schwingen versucht, den rasenden Aufstieg des Drachen zu bremsen und abwärts zu drängen. Sein eigener Schwingenschlag beschleunigte jetzt seinen Fall zusätzlich; mit einem geradezu unwahrscheinlichen Tempo raste er dem Boden zu, derweil schwarzes Dämonenblut aus der Bißwunde seines Beines schoß und einen düsteren Tropfenschleier durch die Luft zog.
Der Dämon schaffte es nicht mehr, seinen rasenden Absturz zu stoppen. Er konnte nur noch mit seiner Magie das Erdreich unter ihm durchlässig machen, um nicht auf harter Erde zu zerschellen. Kopfüber verschwand er, vom Schwung getrieben, metertief im Boden.
Über ihm in der Luft gönnte sich der Drache ein meckerndes Gelächter.
Und dann, als der Dämon wieder aufwärts strebte, geriet der Herr der Hölle mitten in eine kochende Magmaflut, die ihm entgegenschwappte und das Loch im Boden zu füllen und zu verschließen begann.
Er begriff, daß Zamorra wieder seine Laserwaffe einsetzte und rings um Lucifuge Rofocales Einschlagstelle den felsigen Boden schmolz. Erdreich verflüssigte sich in der grellen Glut des Dynastie-Blasters. Dagegen halfen auch die Amulette nicht; es handelte sich ja bei dem glutflüssigen Erdreich nicht um den Angriff selbst, sondern nur um eine Nebenwirkung desselben.
Lucifuge Rofocales Zorn wuchs ins Unermeßliche.
Der Erzdämon schoß durch die Glut in die Höhe, seine Haut fing Feuer.
Dann setzte der Dämon seine Magie ein. Nicht die der Amulette, sondern seine eigene.
Etwas Ungeheuerliches raste durch die Luft!
Und traf Zamorra…
***
Das WERDENDE spürte, daß der Zeitpunkt jetzt gekommen war. Der jüngste Energieschub, gespiegelt aus der Energie der pausenlos eingesetzten ersten fünf Amulette, lieferte ihm mehr Kraft, als ES tatsächlich benötigte. Aber ES nahm den Überschuß gern entgegen. Je mehr Energie ES in diesem Stadium seiner Entwicklung zugeführt bekam, desto stärker würde ES anschließend, sein.
Der entscheidende Moment war da. Die endgültige Trennung von seinem bisherigen Wirt. Und ES, das WERDENDE wurde.
***
Hunderte von Kilometern entfernt, in Caermardhin, der unsichtbaren Burg in Wales, zuckte ein uraltes Wesen schreckhaft zusammen. Es nahm den Energiestoß wahr, mit dem sich eine Entität endgültig aus den Zwängen ihres bisherigen Daseins löste.
Merlin atmete tief durch.
»Es ist geschehen«, flüsterte er tonlos. »Es ist wirklich geschehen. Was habe ich getan? Wie konnte es dazu
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