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0550 - Merlins Stern

0550 - Merlins Stern

Titel: 0550 - Merlins Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wenden konnte und zweitens Zamorra bei der Erwiderung der Umarmung deutlich fühlte, daß Nicole unter dem kleidsamen Wunder nichts anderes trug als Nicole pur. »Vorsichtshalber«, fügte sie hinzu, »habe ich es direkt schon mit deinem Scheckbuch bezahlt…«
    »Bestie«, murmelte er und schob Nicole samt ihrer burgruinenhaften Gewandung wieder von sich, ehe der Liegestuhl unter ihnen beiden noch zusammenbrach. »Wenn wir irgendwann Château Montagne unseren ungeduldigen Kreditgebern überantworten müssen, ist das deine Schuld.«
    »Die Bank kann ja die Kleider pfänden, die ich nicht mehr trage«, flötete Nicole unschuldig.
    »Am besten alle deine Kleider«, murmelte er und meinte speziell jenes, das sie gerade trug. »Du brauchst sie nicht. Wahre Schönheit sollte man niemals durch störende Textilien entstellen.«
    »Sexist.«
    »Wieso? Manchmal frage ich mich, weshalb du überhaupt immer wieder Kleider kaufst. Du ziehst sie ja doch kaum jemals an.«
    »Doch«, protestierte sie. »Beim sonntäglichen Kirchgang. Was sollte denn sonst Pater Ralph von mir denken?« Zamorra grinste. »Er sollte einen Blick in die Bibel werfen. Da steht schwarz auf weiß und für alle Zeiten festgeschrieben, daß Eva völlig nackt herumlief.«
    »Erstens war das im Paradies und nicht in Frankreich, und zweitens war sie auch nur bis zum Erntedankfest nackt…«
    »Erstens haben wir bis zum nächsten Erntedank noch einen ganzen heißen Sommer vor uns, und zweitens reichte ihr auch danach ein Feigenblatt. Weißt du, wie winzig die Blättlein sind?«
    Nicole räusperte sich. »Hast du auch nachgelesen, wie das mit Adam war? Wenn wir schon die Geschichte vom Garten Eden nachspielen wollen, wirst du dich ebenso aus deinen überflüssigen Klamotten schälen müssen.«
    Zamorra seufzte. »Für mich wird ein Feigenblatt aber nicht ausreichen«, behauptete er.
    »Es ist auch eine Frage der Gleichberechtigung.«
    »Gleiches Recht auf Unrecht?« schmunzelte er und sah zu Patricia hinüber. »Was sagst du als neutrale Person dazu?«
    »Daß ihr beide einen Vogel habt!« konterte die Schottin, die eine wesentlich strengere Erziehung genossen hatte. »Sagt mal… Wo steckt denn eigentlich Rhett?«
    Dort, wo Fooly und der Junge sich eben noch amüsiert hatten, waren sie nicht mehr.
    Statt dessen erklang - Flügelschlag!
    Patricia sprang auf, zeigte erschrocken nach oben. »Da - da… sie… sie flie- gen!« keuchte sie entsetzt. »Sie fliegen über das Château- Dach…«
    »Unsinn«, murmelte Zamorra. »So hoch kommt Fooly überhaupt nicht. Jedes Huhn kann besser fliegen als dieser Bonsai-Drache mit seinen Stummelflügeln.«
    »Aber sie fliegen wirklich!« beharrte Patricia.
    Moment mal, hatte sie tatsächlich sie gesagt? Zamorra und Nicole starrten jetzt ebenfalls nach oben.
    In der Tat befand sich der kleine Drache sehr hoch in der Luft. Und auf seinem Rücken saß der zweijährige Knirps und hielt sich an den aufgerichteten Hornplatten fest, während Fooly hektisch flatterte und seine Flughöhe zu halten versuchte. Aber das funktionierte nicht so richtig. Die haarsträubenden Flugmanöver ähnelten von Sekunde zu Sekunde mehr einem etappenweisen Absturz.
    »Das kann nicht gutgehen«, ächzte Patricia. »Das wird nicht gutgehen! Wollt ihr wohl sofort herunterkommen? Ihr seid wohl wahnsinnig geworden?«
    Das tollkühne Fliegerteam schien anderer Ansicht zu sein. Rhett gluckste vergnügt, hielt sich nur noch mit einer Hand fest und winkte seiner Mutter begeistert zu, die beinahe in Ohnmacht fiel. Nur fliegen ist schöner…
    Fooly kreischte meckernd, ruderte immer wieder wild mit den Flügeln und rettete sich und Rhett noch einmal vor dem drohenden Absturz, indem er eine wilde Segelflugschleife ausprobierte, was den Jungen wiederum zu erneutem Jubeljauchzen veranlaßte. »Macht Spaß«, schrie er. »Macht Spaß!«
    Nicole hielt Patricia fest, die, hätte sie über einen Raketentreibsatz verfügt, glatt in die Luft gegangen wäre. Auch so war sie nahe daran. »Es wird schon nichts passieren«, versuchte Nicole die junge Mutter zu beruhigen. »Fooly wird schon aufpassen. Immerhin ist er ja selbst auch betroffen, wenn er abstürzt. Und dabei würde er Lord Zwergs Aufprall ja mit seinem Körper dämpfen…«
    »Du sollst ihn nicht immer Lord Zwerg nennen!« schrie Patricia hysterisch, während ihr allein die Vorstellung eines Aufpralls innere Krämpfe verursachte - es war ihr völlig egal, ob Fooly dabei als drachengestaltiger Stoßdämpfer

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