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0550 - Merlins Stern

0550 - Merlins Stern

Titel: 0550 - Merlins Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ausziehen«, fügte er nach einem Blick auf die traurig vor sich hin schwelenden Reste des Patrik Reynard-Originals hinzu.
    Auf halbem Weg zum Haus fuhr Zamorra herum.
    »William!« rief er. »Beschaffen Sie ein paar Pfund Thymian und Wendelkraut! Er kommt doch in die Suppe!«
    ***
    Zamorra durchquerte den Fitneßbereich. Direkt hinter der Korridortür holte er seine Gefährtin schließlich ein. Sie hatte dort auf ihn gewartet. Lächelnd fiel sie ihm förmlich in die Arme.
    »Siebentausend Francs«, brummte er.
    »Unsinn«, gab sie zurück. »Ich habe geflunkert. Es waren nur sieben hundert, es war mein Scheckbuch, und der scheußliche Putzlappen stammt nicht von einem frei erfundenen Patrik Reynard, sondern vom Kaufhaus von der Stange. Ich wollte dich ein wenig auf den Arm nehmen, und das ist mir trefflich gelungen - um so trefflicher, als dieser Bonsai-Drache mir dabei auch noch geholfen hat, ohne es zu wissen.«
    »Mal ehrlich«, gestand Zamorra. »Ich bin froh, daß er den Fetzen verbrannt hat. Er sah wirklich scheußlich aus. Ohne dieses kleidsame Wunder gefällst du mir wesentlich besser.« Seine Fingerspitzen begannen ihre nackte Haut zu streichelnd zu erkunden.
    Nicole schmiegte sich noch enger an ihn und stellte dabei fest, daß seine nasse Kleidung doch recht störend wirkte.
    Sie wollte sie gerade entfernen, als hinter ihnen die Tür schwungvoll und mit lautem Krachen aufflog. Jemand stieß gegen sie; sie stürzten zu Boden.
    Nicole arbeitete sich halb unter Zamorra hervor und funkelte Fooly wütend an.
    »Du bist wirklich umwerfend.« stieß sie hervor. »Kannst du nicht anklopfen, eh?«
    »Aber - aber ich bin doch aus dem Raum auf den Korridor gekommen«, stammelte Fooly verwûrrt. »Ich dachte, man muß nur anklopfen, wenn man ein Zimmer betritt, nicht, wenn man es verläßt.«
    Zamorra richtete sich wieder auf und half auch Nicole auf die Beine. »Sieht so aus, als hätte der Bonsai-Drache diesmal recht«, sagte er. »Trotzdem, Fooly - du hättest etwas vorsichtiger sein können. Du mußt immer damit rechnen, daß hinter einer Tür jemand steht.«
    »Jede andere Tür in jedes andere Zimmer geht nach innen auf«, beschwerte sich Fooly. »Was kann ich dafür, wenn ausgerechnet diese nach außen aufgeht?«
    »Aber sie geht doch auch nach innen -«, entfuhr es Zamorra. Er unterbrach sich. »Augenblick mal.«
    Natürlich ging auch diese Tür nach innen und nicht nach außen auf - zumindest bisher. Jetzt gingen ihre zersplitterten Reste überhaupt nicht mehr. Fooly hatte sie in seinem Eifer in die falsche Richtung aufgestoßen und sie dabei aus Schloß und Angeln und durch den Rahmen gesprengt…
    »Oh, das tut mir jetzt aber wirklich leid«, klagte Fooly kleinlaut, »Das wollte ich nicht. Genauso wie das mit dem Kleid, das wollte ich auch nicht verbrennen. Das Feuer ist mir leider ein bißchen ausgerutscht. Ich wollte wirklich nur das Wasser verdampfen! Aber«, er ging wieder zur Verteidigungstaktik über, »warum macht ihr Menschen auch so einen Wind um eure Kleidung? Wozu braucht ihr die überhaupt? Schaut mich an. Ich brauche doch auch keine!«
    »Du bist ja auch ein Drache«, seufzte Nicole. »Es hat noch nie jemand einen Drachen mit Kleidung gesehen.«
    »Schon gar nicht mit solch scheußlicher Kleidung«, ergänzte Zamorra und flüsterte Nicole ins Ohr: »Eigentlich hat er ja recht, zumindest in deinem Fall. Wozu brauchst du Kleidung? So wie du jetzt bist, gefällst du mir am besten! Immer und überall!«
    »Wüstling!« zischte sie ihm zu.
    Fooly wies auf die zertrümmerten Reste der Tür. »Was passiert jetzt damit?« fragte er zaghaft. »Die Tür war doch sicher auch teuer!«
    Nicole seufzte. »Wir machen Brennholz fürs Kaminfeuer daraus«, schlug sie vor. »Und die Reparaturkosten ziehen wir dir vom Taschengeld ab.«
    Fooly legte den Kopf schräg. »Taschengeld? Was für Taschengeld? Ich habe keine Taschen!«
    Zamorra faßte Nicole bei den Schultern und sah sie eindringlich an. »Versuch nur nicht, es ihm zu erklären«, flüsterte er. »Sonst geht er vor Gericht und klagt es ein! Als Jugendlicher hat er sogar Anspruch darauf! Er ist ja gerade erst hundert…«
    »Was soll’s?« fragte Nicole. »Das ist dann doch höchstens Williams Problem. Der hat ihn doch adoptiert, nicht wir!«
    »Wartet mal«, kam der Jungdrache heran. »Was flüstert ihr da? Geld ist doch eine Art Tauschmittel, nicht? Und ich habe Anspruch darauf? Dann will ich es auch haben! Sofort!«
    »Au weia«, murmelte Zamorra.

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