0550 - Merlins Stern
wirkte.
Die Abfangschleife schien nicht mehr viel zu helfen. Der kleine Drache fegte jetzt aufgeregt flatternd direkt auf Swimmingpool, Terrasse und die dahinter befindliche Glasfront der Fitneßräume zu; bei kühler Witterung konnte die Verglasung bis über den Pool erweitert werden und machte ihn damit selbst im tiefsten Winter nutzbar.
Jetzt sah Fooly diesen Bereich offenbar als Einflugschneise an.
Zamorra atmete tief durch. Fooly hatte ein beachtliches Tempo drauf und keine Chance mehr, rechtzeitig wieder an Höhe zu gewinnen oder auszuweichen.
Der kracht genau in die Glaswand!
Er krachte nicht in die Glaswand.
Im letzten Moment schaffte er es irgendwie, senkrecht nach unten zu plumpsen und mit gewaltigem Schwung im Swimming-Pool zu landen, unmittelbar vor den drei erschrockenen Menschen.
Der massige Klumpen Jungdrache nebst Passagier sprengte eine gewaltige Wasserwoge empor, die klatschend sein Publikum traf, das keine Zeit fand, der Springflut noch rechtzeitig auszuweichen.
Fooly sank wie ein Stein. Im nächsten Moment fauchte ein Feuersturm aus Rachen und Nüstern. Aus der vulkanhaften Feuerlohe wurde eine gigantische Dampfwolke, die explosionsartig in die Höhe raste, dabei die Form eines Atompilzes annahm, aber weit weniger gefährlich war und sich statt dessen auch schneller ausdehnte. Fooly verdampfte erhebliche Wassermengen um sich herum.
»Rhett!« schrie Patricia in panischer Angst.
»Rhett!« stießen auch Zamorra und Nicole gleichzeitig hervor. Im Reflex schnellten sich beide in den Pool, um den Jungen zu retten, der samt Reitdrache unter der aufgewühlten Wasserfläche verschwunden war. Gleichzeitig bekamen sie ihn zu fassen, reckten ihn hoch, daß er atmen konnte, und erreichten wieder den Beckenrand. Patricia nahm ihn sofort entgegen und hob ihn in ihre Arme.
Dem Jungen war nichts geschehen; er strahlte übers ganze Gesicht wie ein Honigkuchenpferd. Wie ein klatschnasses Honigkuchenpferd allerdings.
»Wasser macht Spaß!« versicherte er begeistert.
Die tosenden Wellen beruhigten sich wieder; die Dampfwolke trieb davon. Der Wasserspiegel hatte um gut einen Meter abgenommen und reichte nun selbst Fooly nur noch bis an die Schultern.
»Und wer rettet mich?« keifte der Drache, als Zamorra und Nicole wieder nach oben kletterten. Breitbeinig stand er auf dem Beckengrund, peitschte mit dem Schweif das Wasser auf und atmete wieder eine Feuerwolke aus. Als er schließlich erkannte, daß die anderen ihm durchaus zutrauten, aus eigener Kraft aus dem Becken zu gelangen, flatterte er empor, spritzte dabei mit den Flügeln erneut Wasser wie mit Ruderblättern über den Beckenrand hinweg und landete schließlich auf den durch die Nässe ein wenig rutschig gewordenen Fliesen.
Er balancierte sich aus und faßte Zamorra am Unterarm.
»Ich muß mich beschweren!« sagte er schrill. »Ich muß mich wirklich ernsthaft beschweren! Muß das sein, daß dieses Wasser so gräßlich naß ist? Könnt ihr da kein trockeneres Wasser einfüllen, oder was? Schaut mich an! Ich triefe geradezu! Ich bin empört !«
»Bestie!« schrie Patricia ihn an. »Du hättest mein Kind umbringen können! Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du unverschämtes Biest ertränkst fast mein Kind und willst dich auch noch beschweren? Du…«
Sie wurde von William unterbrochen, ihrem Butler. Gerade so, als habe er auf genau dieses Ereignis gewartet, tauchte er mit einem Badetuch für den kleinen Sir Rhett und mit flauschigen Frotteebademänteln für Zamorra und die beiden Frauen auf.
Patricia fischte ihm das Badetuch aus der Hand und ignorierte den Mantel. »Brauch’ ich nicht«, fauchte sie wutentbrannt. »Dieses garstige Untier dort -nehmen Sie es und werfen Sie’s in den Suppentopf, ehe es noch mehr Unheil anrichtet! Ich will das drachenschuppige Geflügel heute zum Abendessen auf dem Teller sehen!«
»Bon apetit «, murmelte Nicole.
»Sehr wohl, Mylady«, bestätigte Butler William, während er den Swimmingpool in Augenschein nahm; offenbar schien er ihm groß genug für einen Suppentopf. Er wandte sich dem kleinen Drachen zu. »Mister MacFooi! Du wirst unverzüglich zurück in den Pool hüpfen und das Wasser auf Siedetemperatur bringen! Entschuldigen Sie, Monsieur«, damit drückte er Zamorra die Bademäntel in die Hände, »aber ich muß eben in die Küche und einen Eimer Gewürze beschaffen. Und einen großen Löffel zum Umrühren. Haben Mylady spezielle Wünsche betreffs der Geschmacksvariante der heutigen
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