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0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

Titel: 0551 - Im Licht der schwarzen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Myrddhin Emrys das oft genug tut! Also sprich!«
    »Guenhwyvar ist eine wunderschöne junge Frau, für die Minne geschaffen«, sagte Gawayne. »Und du bist ein aufrechter junger Mann, der seine Zeit dem Regieren und dem Abenteuer opfert. Wenn du beschäftigt bist, mein König, sucht deine Gemahlin Zerstreuung… bei Lancelot!«
    Artos starrte ihn an. Dann lachte er auf.
    »Natürlich, Gawayne. Das weiß ich doch. Sie sitzen zusammen und plaudern. Er erzählt ihr von seinen Aventiuren. Gerade hat er eine neue hinter sich gebracht, ist jetzt der große Drachentöter.« Sein Lachen erstarb wieder.
    »Er hat einen Drachen getötet?« entfuhr es Gawayne. »Bei der Göttin! Hat er endlich den Verstand verloren, dieser Narr? Will er das Schicksal herausfordern?«
    »Er sammelt Heldentaten«, sagte Artos düster. »Daher übrigens auch sein Gestank. Er schleppte die abgeschlagene Klaue tagelang mit sich herum bis hierher.«
    »Ich könnte ihn unangespitzt in den Boden schlagen dafür!« entfuhr es Gawayne. »Er bringt das Unheil nach Camelot! Oh, nein!«
    »Ich werde ihm noch den Kopf waschen«, verkündete der König. »Sobald er gebadet hat und nicht mehr tausend Doppelschritte gegen den Wind stinkt. Was Guenhwyvar angeht, bist du nun hoffentlich beruhigt?«
    »Ja«, murmelte Gawayne, sah den König dabei jedoch nicht an. Armer Narr, dachte er. Du siehst es geschehen, du mußt es eigentlich wissen, aber du willst es nicht wahrhaben, daß dein angeblicher Freund und deine geliebte Frau dich schändlich betrügen. Andererseits war er froh, daß der König ihn jetzt nicht weiter bedrängte. Er hatte schweigen wollen und wollte auch weiter schweigen; es war ihm nur herausgerutscht. Er wußte nur zu gut, was geschehen würde, wenn er Lancelot und die Königin des Ehebruchs beschuldigte.
    Zum einen würde der König verlangen, daß er diese ungeheure Anschuldigung beweisen solle, denn der Vorwurf konnte nicht einfach so stehenbleiben. Es gab zwar viele, die Bescheid wußten, aber keiner würde etwas sagen. Man brachte nicht die Königin in Verruf. Gawayne hatte die beiden miteinander gesehen , aber wie sollte er es beweisen? Es würde zu einem Gottesurteil kommen müssen, und Lancelot würde Gawayne zwangsläufig töten oder verkrüppeln. Damit zerbrach die Tafelrunde und mit ihr das eherne Gesetz, nach dem keiner der Ritter von Camelot die Hand wider den anderen erheben durfte. Das Reich, das Artos aufzubauen begann und das auf Freundschaft, Treue und Ehre beruhte, würde zerbrechen.
    Und das alles nur, weil ein eitler Geck und eine unbefriedigte Königin ihre Triebe nicht unter Kontrolle halten konnten!
    Außerdem würde Artos so oder so das Vertrauen in seine Ritter verlieren, in die verschworene Mannschaft, die sie alle darstellten.
    Gawayne wäre der letzte gewesen, der das zulassen wollte. Er war vielleicht der einzige neben Artos, der wirklich an die Ideale glaubte, denen sie sich verschrieben hatten. Das war es auch, weshalb er Lancelot nicht mochte. Lancelot gehörte nicht wirklich zu ihnen. Er war zu egoistisch. Er spielte mit den Gefühlen anderer, war zu leichtlebig, zu verantwortungslos.
    Und zu machtbesessen!
    Vielleicht war es nicht einmal nur die Lust, die ihn in Guenhwyvars Schlafkammer trieb, sondern das Wissen, daß er in ihrer Gunst längst höher stand als ihr Gemahl. Dadurch gewann er Macht über den Mann, der ihn für seinen Freund hielt!
    Oft verfluchte Gawayne den Tag, an dem Artos und Lancelot sich begegneten.
    Aber das Rad der Zeit drehte sich nur vorwärts. Die Begegnung war nicht rückgängig zu machen.
    Wenn doch endlich jemand käme, ein starker Gegner von außen, der ein besserer Kämpfer war als Lancelot und den Blender in seiner spiegelnden Rüstung erschlug!
    Artos trat zu seinem Ritter. Legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Du siehst, ich bin informiert, und ich weiß, daß nichts Schlimmes geschieht. Du weißt es nun auch. Falls noch jemand auf solch törichte Gedanken kommt, weißt du jetzt, wie du ihn beruhigen kannst, ja?«
    »Ja«, wiederholte Gawayne düster.
    Artos wandte sich ab und verließ den kleinen Raum.
    Gawayne sah ihm nach. Er war nahe daran, zu weinen. Er mochte den jungen König sehr, und der Verrat Lancelots schmerzte ihn tief. Warum war Artos nur so blind? Warum hörte er nicht auf Merlin? Der war der einzige, der es Artos wirklich sagen konnte, weil er nicht unmittelbar in die Tafelrunde gehörte. Er war der Berater und stand außerhalb des verschworenen Kreises. Doch

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