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0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

Titel: 0551 - Im Licht der schwarzen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auch Merlin erging sich nur in Andeutungen.
    Du bewegst dich im Bann des Schattens, der nicht gut für dich ist, mein Freund, dachte Gawayne verzweifelt. Und ich kann dir nicht helfen… [5]
    Er mußte mit Merlin reden, damit der endlich stärker auf Artos einwirkte. Ehe es zu spät war! Noch ließ sich alles still und heimlich in Ordnung bringen. Aber wenn eines Tages ein Kind geboren wurde, das wie Lancelot aussah, war alles zu spät!
    Doch Merlin war nicht hier. Er war auf eine lange Reise gegangen, deren Ziel er nicht bekanntgab. Er verschwand häufig, von einer Stunde zur anderen, um irgendwann unvermittelt wieder aufzutauchen. Ahnte er überhaupt, wie nötig er gerade jetzt gebraucht wurde?
    Gawayne mußte wieder an den Drachen denken, den Lancelot erschlagen haben wollte und dessen Klaue er als Trophäe nach Caer Camelot eingeschleppt hatte.
    Gawayne sah das als sehr, sehr böses Omen…
    ***
    Artos hatte die Wehrmauer erstiegen und blickte über die Zinnen hinaus auf sein Land.
    Sein Land…?
    Für ihn war es das Land der Menschen, die hier lebten. Er war ihr König, ihr Beschützer, nicht ihr Beherrscher; so sah er sich jedenfalls. Er wünschte, daß auch die Menschen ihn so sahen. Natürlich, er zog Tribute von ihnen ein. Aber nicht, um sich zu bereichern. Schutz kostete Geld, Landsknechte mußten entlohnt, geschmiedet werden, und die Heiler, die sich um die verwundeten Söldner bemühten, mußten auch von irgend etwas leben. Je größer das Imperium wurde, das Artos schuf, desto mehr Feinde gab es auch, desto größer mußte das Heer werden, desto größer wurden auch die Kosten. Um so mehr mußte er sein Bemühen zum Erhalt des Reiches vergrößern.
    Er hätte viele Aufgaben delegieren können. Doch das wollte er nicht. Seine Ritter halfen ihm, das Land zu bewachen und zu schützen, aber zum Schluß lag doch alles bei ihm. Merlin hatte ihm von anderen Reichen berichtet, in denen nur noch Minister und Amtsträger regierten, das Volk ausbeuteten und den Herrscher oft genug hintergingen, manchmal sogar stürzten oder meuchelten. Das wollte er den Menschen, die ihm ihr Vertrauen schenkten, nicht zumuten. Er wußte, daß Merlins Worte auf Wahrheit beruhten; Merlin hatte es ihm nicht nur erzählt, sondern ihm die anderen Reiche auch gezeigt. Er hatte ihn mit seiner Zauberkunst dorthin geführt. Damals schon, als Artos nur ein Kind gewesen war und in Caermardhin gelebt hatte, in Merlins Burg.
    Merlin hatte ihn vieles gelehrt. Vielleicht zu viel.
    Und jetzt hatte Lancelot einen Drachen erschlagen.
    Und Gawayne hatte Artos nachdenklich werden lassen. Er grübelte. War nicht vielleicht doch etwas dran an den Gerüchten? Plauderten Lancelot und Guenhwyvar wirklich nur, wenn sie beisammensaßen? Und geschah dies in letzter Zeit nicht immer häufiger?
    Artos wünschte sich, Merlin käme endlich von seiner jüngsten Reise zurück. Mit ihm hätte er darüber reden können. Merlin stand weit über diesen Dingen. Im Gegensatz zu jedem anderen war er in dieser Hinsicht nicht befangen.
    Artos entsann sich der seltsamen Andeutungen Merlins, die er immer zurückgewiesen hatte.
    Er wandte sich ab, wollte zu Lancelot gehen, um mit ihm zu sprechen. Zunächst über den Drachen und über das, was es für das Land bedeuten konnte, daß Lancelot ihn erschlagen hatte.
    Da stand Merlin vor ihm.
    ***
    »Du warst lange fort«, stieß Artos hervor; etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    Wie immer trug Merlin sein weißes Gewand mit dem breiten Gürtel, hinter dem die goldene Sichel steckte; Werkzeug und möglicherweise auch Waffe. Um seine Schultern hing der bodenlange rote Mantel. Der weißbärtige Mann, so jung wie die Ewigkeit, hob grüßend die Hand.
    »Ich werde diesmal auch nicht lange bleiben«, erwiderte er. »Meine Wege führen mich zuweilen sehr weit fort von hier. Doch diesmal will ich dich mitnehmen.«
    »Wohin?«
    »Du wirst es erleben. Beschreiben kann ich es dir nicht. Du würdest mir nicht glauben«, sagte Merlin.
    »Komm zunächst einmal mit«, lud Artos ein. »Das Willkommensfest heute abend wird um so größer. Auch Lancelot kehrte heute heim. Doch zuvor muß ich mit dir reden, Myrrdhin Emrys.«
    »Das hat Zeit bis später«, sagte Merlin. »Ich werde dir etwas zeigen, dich an etwas teilhaben lassen, das kein Mensch zuvor schaute.«
    Artos stutzte. »Was soll das, Myrrdhin? Diese Eile? Du bist gerade erst gekommen! Ruh dich aus, laß es dir gutgehen…«
    »Es geht mir gut. Aber du scheinst jener, der Probleme mit sich

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