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0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

0551 - Im Licht der schwarzen Sonne

Titel: 0551 - Im Licht der schwarzen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erzählen haben, denke ich! Willkommen auf Caer Camelot!«
    Er sah die Magd mit dem Weinbecher, die zurückgewichen war. »Wer schickte dich? Warum reichst du dem Ritter nicht den Willkommenstrunk?«
    Die Magd zuckte hilflos zusammen. »Verzeiht, mein König! Aber…«
    Er erkannte sie. Sie gehörte zu Guenhwyvars Personal. Entschlossen nahm er ihr den Becher ab und beschloß, mit Guenhwyvar zu sprechen. Mochte sie die Magd für ihre unhöfliche Zurückhaltung zur Rede stellen!
    Doch als er sich dann selbst dem alten Freund und Waffenbruder näherte, rümpfte auch er die Nase und wich angewidert zurück.
    »Das stinkt ja bestialisch!«
    »Was stinkt?« fragte Lancelot arglos. »Du! Dein Pferd! Alles um dich herum!« entfuhr es Artos. »Nähere dich mir bloß nicht, ehe du nicht mindestens zwei Stunden in einem Badezuber verbracht hast! Verbrenne das Pferd und alles, was sonst noch stinkt! Was hast du angestellt?« Er setzte den Weinbecher auf dem Boden ab und wich weiter zurück. »Du wirst dich schon selbst nach dem Trunk bücken müssen. Diese Ausdünstung ist ja niemandem zuzumuten! Keiner Magd und mir schon gar nicht!«
    Lancelot schüttelte den Kopf. Er sah sich nach dem Sattel um. »Oh«, sagte er dann. »Jetzt verstehe ich, was du meinst, junger Bär. Die Drachenklaue! Ist sie es, die so stinkt? Ich merk’s selbst wohl schon gar nicht mehr, so lange habe ich sie schon am Sattel und reite mit ihr.«
    Um ein Haar hätte Artos jetzt aufgelacht. Ausgerechnet der eitle Lancelot ein Verbreiter unsäglichen Gestanks, der zum Brechreiz führte! Es war zu erheiternd.
    Aber was hatte Lancelot gesagt? »Drachenklaue? Hast du etwa einen Drachen erschlagen?«
    »Natürlich«, strahlte der silberne Ritter. »Ich spürte ihn in den wälischen Wäldern auf! Er hat sich gewaltig gewehrt, doch das half ihm nichts. Die Klaue nahm ich mit zum Beweis für meine Tat.«
    »Für deine Untat!« sagte Artos hart. Lancelot stutzte.
    »Wie meinst du das, junger Bär?«
    »Ich meine, daß du ihn nicht hättest erschlagen sollen!« fuhr Artos ihn an und wies auf das gestickte Motiv auf dem Brustteil seines Wamses. »Schau dir das hier einmal näher an! Man sollte meinen, daß du es nicht zum erstenmal erblickst! Und schau zu den Turmzinnen, welche Fahne siehst du wehen? Das Drachenbanner! Lancelot, mein Freund, was hast du getan? Willst du Unheil über Britannien bringen?«
    »Natürlich nicht«, protestierte Lancelot. »Aber sollte ich zulassen, daß das gefährliche Biest weiter Menschen und Vieh frißt und das Landvolk knechtet?«
    »Da knechten wir es lieber selbst, eh?« knurrte der König. »Du erschlägst den Drachen, mein Wappentier, und meine Steuereintreiber reiten mit dem Drachenbanner ins Dorf. Myrddhin Emrys wird sich die Haare ausraufen, wenn er’s hört.«
    »Myrddhin Emrys wird es überleben. Er ist ohnehin in dem Alter, daß ihm das Haar längst von selbst ausfallen müßte. Nun gut, werfe ich die Trophäe eben fort und verschweige meine Heldentat. Aber heiter stimmt mich diese Art, empfangen zu werden, nicht gerade.«
    »Heldentat«, murmelte Artos kopfschüttelnd. »Heldentat nennt er das, einen friedlichen Drachen niederzumachen! Weißt du nicht, daß diese Drachen überhaupt nicht gefährlich sind? Sie sind sehr zurückhaltend und höflich! Was glaubst du wohl, warum der Drache in meinem Banner weht? Selbst der große Uther Pendragon hatte ihn schon im Wappen, und bestimmt nicht, weil er etwas Böses darstellt! Drachen bringen Glück!«
    »Dieser hier war jedenfalls gar nicht zurückhaltend und höflich«, wehrte sich Lancelot. »Er spie Feuer und hätte mir fast den Kopf abgebissen.«
    »Sicher in Notwehr«, erwiderte Artos reichlich verstimmt. »Wir reden später weiter… Hoffentlich hast du kein Unglück über Camelot gebracht.«
    Lancelot sah zu den Fenstern der königlichen Gemächer hinüber. Er entdeckte Guenhwyvar, sah den Schatten. Schüttelte den Kopf.
    »Du bist der König, junger Bär. Ich gehorche deinem Willen.«
    »Das«, murmelte Artos sarkastisch, »wäre vermutlich das erste Mal.«
    ***
    Den großen Festsaal betrat der junge König. Einige Mägde waren damit beschäftigt, den riesigen runden Tisch zu polieren; bis zu dreißig Männer fanden an ihm Platz. Die Mägde schrubbten angetrocknete Wein- und Honigbierflecken herunter sowie Rückstände von Speisen, verspritzte Saucenreste und anderes… wenn die Ritter tafelten, ging es nicht immer sonderlich gesittet zu. Manchmal ging die überschäumende

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