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0555 - Consuelas bitteres Sterben

0555 - Consuelas bitteres Sterben

Titel: 0555 - Consuelas bitteres Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vater?«
    »Nein.«
    Er grinste bitter. »Nur jemand, der keine Kinder hat, kann so sprechen wie Sie.«
    Möglicherweise hatte der gute Rusty Long recht. Aber was sollte ich tun? Ich konnte ihm wirklich nicht sagen, daß er seine Rachetour fortsetzen sollte.
    Er war aufgestanden. Breitbeinig und ziemlich schwach stand er auf den Füßen. Der Blick hatte etwas Stieres bekommen. Seine Hände zitterten ebenso wie die Kniekehlen. Er klopfte seine Taschen ab.
    »Ich habe mit dem Rauchen aufgehört, aber verdammt, jetzt brauche ich eine Zigarette!«
    Ich gab ihm eine von mir.
    »Danke.« Er rauchte und starrte in den Qualm, der sich mit dem eindringenden Nebel und dem Staub vermischte. Dabei flüsterte er den Namen seines Sohnes.
    Suko wollte die Kollegen informieren und verließ die leere Halle.
    Er rief die Mordkommission von unserem Dienst-Rover aus an.
    Ich blieb bei Long und sah, daß er Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten. Seine Wangenmuskeln bewegten sich zuckend, die Lippen ebenfalls. Er warf die Zigarette weg und zermalte sie mit der Hacke.
    »Versprechen Sie mir, Sinclair, daß Sie meinen Jungen wieder zurückholen? Versprechen Sie mir das?«
    Er schaute mich bei dieser Frage direkt an. In den Augen las ich Vertrauen, gepaart mit Hoffnung. Was konnte ich diesem Vater, der um seinen Sohn bangte, erwidern?
    »Ich will eine ehrliche Antwort, Sinclair!«
    »Die bekommen Sie, Rusty, sogar eine sehr ehrliche. Ich kann Ihnen nicht versprechen, Kevin wieder zurückzuholen. Er befindet sich in der Gewalt einer Person, die sehr mächtig ist. Diese Sternen-Prinzessin sieht menschlich aus, aber sie ist den meisten Menschen überlegen, aus welchen Gründen auch immer. Sie ist mächtig, stark, sie hat möglicherweise in ihrer Welt einen gewaltigen Einfluß. Wenn sie ihre Kräfte einsetzt und die auf unsere Welt hin überträgt, kann es böse enden.«
    »Also nicht viel Hoffnung?«
    »Das kann sein.«
    Er spie in die Trümmer, drehte mir den Rücken zu und sagte leise:
    »Ich glaube, ich gehe jetzt.«
    »Und wohin, Rusty?«
    »Zu meiner Frau«, erwiderte er leise. »Ich muß bei ihr bleiben, ich muß nachdenken…« Er hob die Schultern. »Vielleicht werde ich mich auch besaufen, Sinclair.« Die letzten Worte schluchzte er. Dann lief er mit eiligen Schritten davon und aus der Halle.
    Ich hielt ihn nicht zurück. So wie er reagierte, war es in seiner Lage das beste…
    ***
    Als Mensch hat man die Verpflichtung, sich über den Tod eines anderen Menschen nicht zu freuen, doch die Kollegen von der Mordkommission waren auf irgendeine Art und Weise froh, daß es das harte Trio der Street-Gang nicht mehr gab.
    Wir hatten erfahren, daß man ihnen zahlreiche Tötungsdelikte, sowohl direkt als auch indirekt zur Last legte. Indirekt deshalb, weil sie mit harten Drogen gedealt hatten. Jetzt würde es in der Szene zu kochen beginnen, auch aus dem Grund, weil Sweet ausgepackt und mit seinem Wissen nicht mehr hinter dem Berg gehalten hatte.
    »Das wird selbst Logan Costello erschüttern«, hatte ich mehr als einmal erfahren.
    Costello war so etwas wie ein Reizwort für Suko und mich. Wir fragten uns, ob wir mit ihm in Kontakt treten sollten, ließen den Gedanken dann jedoch fallen, da Costello mit der Sternen-Prinzessin bestimmt nichts zu tun hatte.
    Wir fuhren zu Lady Sarah Goldwyn. Bei Glenda Perkins hatten wir uns telefonisch abgemeldet und erfahren, daß nichts anlag.
    Der Nebel lag in mehreren Schichten über der Stadt. Zwischen den Häusern sehr dicht, darüber etwas blasser und in Höhe der Dächer nur mehr als Streifen.
    In London brach der Verkehr zusammen. Da nutzten auch keine Umwege. Bis wir das Ziel erreichten und in der Nähe des Hauses einen freien Parkplatz fanden, war der Nachmittag schon fast vorbei.
    Lady Sarah und Jane hatten voller Ungeduld auf uns gewartet. Die Horror-Oma öffnete uns die Tür. Erst als Jane Collins hörte, wer gekommen war, zeigte sie sich.
    Schlimm sah sie aus. Auf dem Hals wuchs der Skelettschädel und schimmerte gelblich. Das Haar, sonst voll und blond, erinnerte an ein bleiches, brüchiges Spinngewebe. Es umgab wirr ihren Kopf. Sie sprach mit einer normalen Stimme und begrüßte uns per Handschlag. »Was habt ihr erreicht?«
    »Kommt erst mal rein«, bat Lady Sarah. »Tee und Gebäck stehen schon bereit. Wärmt euch etwas auf. Draußen ist es widerlich geworden.«
    Wir gingen in den Wohnraum, der auf mich einen gemütlichen Eindruck machte. Es gab Leute, die die Einrichtung als kitschig

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