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0555 - Consuelas bitteres Sterben

0555 - Consuelas bitteres Sterben

Titel: 0555 - Consuelas bitteres Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich etwas mißtrauisch machte.
    Sie bekam tatsächlich Verbindung und erkundigte sich, wie lange verantwortliche Mitarbeiter noch im Haus sein würden. Die Antwort schien sie zufriedenzustellen, denn sie nickte. »Ja, das ist gut«, fügte sie noch hinzu. Jane ballte die freie Hand zur Faust, legte auf und drehte sich zu uns hin.
    »Sollen wir?«
    »Wen meinst du?« erkundigte ich mich lächelnd.
    »Ich schließe mich mit ein.«
    »Nun ja, im Prinzip habe ich nichts dagegen, Jane, aber…«
    »Hör auf, John!« Ihre Stimme nahm an Schärfe zu. »Ich weiß, daß es um mein Gesicht geht. Aber denke auch daran, daß der Tag sich dem Ende zuneigt und die Verwandlung beginnt.«
    Was sollte ich dagegen noch sagen? Nichts mehr. Jegliches Argument hatte mir Jane schon vorweggenommen.
    »Also gut, fahr mit.«
    »Danke. Habt ihr den Rover da oder Sukos BMW?«
    »Ach nee! Ansprüche stellen auch noch, wie?«
    »Immer.«
    »Recht hat sie ja«, stand Suko ihr bei. »Es ist wirklich ein Unterschied, ob sie mit dem alten Rover fährt oder mit einem neuen Flitzer.«
    »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit«, sagte sie. »Ihr könnt zu Fuß gehen. Wie wäre das?«
    »Überhaupt nicht gut«, sagte Jane. »Man verläuft sich im dichten Nebel einfach zu schnell…«
    ***
    Jane Collins war geduckt gegangen, trotz ihres Kopftuchs, das sie um den Schädel gebunden hatte. Sie wollte nicht erkannt werden, Menschen hätten sich sonst erschreckt.
    Sehr hastig lief sie zwischen uns und hinein in die uns entgegenwehenden Nebeltücher.
    Ich schloß den Wagen auf und öffnete auch die Hecktür. Jane ließ sich in den Fond fallen. »Nicht mehr lange«, flüsterte sie, »dann wird es dunkel.« Sie lachte auf. »Die meisten Menschen freuen sich auf den Sommer, ich nicht. Bei mir ist es umgekehrt. Ich warte auf den Winter, wo die Tage kürzer werden.«
    Suko hämmerte die Beifahrertür zu. Den Weg kannte ich und hoffte nur, daß wir gut durchkamen.
    London war verstopft, London blieb verstopft, so daß uns nichts anderes übrigblieb, als uns in die langen Schlangen der Karawanen aus Blech und Reifen einzureihen.
    Es hatte auch seinen Vorteil, denn allmählich zog die Dämmerung über die Stadt, und Jane erlebte wieder das Gefühl der Verwandlung. Es ging nicht ohne Schmerzen vor sich.
    Sie blieb nicht mehr so steif hocken. Einige Male stöhnte sie auf, hielt die Hände vor ihr Knochengesicht gepreßt oder fuhr mit den Fingern durch die Haare.
    Ich sah in den Innenspiegel. Nur kurz, weil ich ihre Qualen nicht länger mit anschauen konnte. Wenn ich es mitbekam, wurde ich daran erinnert, daß wir es nicht geschafft hatten, den Fluch, der über Jane ausgesprochen worden war, zu löschen.
    Wieder rollten wir auf einen Stau zu. Er war lang. Um die Umwelt nicht noch mehr zu belasten, stellte ich den Motor ab. Aus dem Fond hörten wir Janes heftige Atemzüge, die sich allerdings sehr rasch normalisierten, ein Beweis, daß sie die Rückverwandlung überstanden hatte.
    Ich drehte mich auf dem Sitz. Jane war dabei, sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. Aus einem normalen Gesicht, wie ich erkennen konnte. Nichts mehr war zurückgeblieben. Auch das Haar besaß wieder die volle Dichte und die so herrlich blonde Farbe.
    Sie nickte uns zu. Ihr Lächeln war noch verzerrt, das änderte sich.
    »Okay, wir können fahren.«
    »Sag das dem Stauführer.«
    Noch über zehn Minuten steckten wir fest. Erst rollten wir allmählich weiter.
    Die geisterhafte Landschaft schluckte uns. Lichter waren nicht mehr als verschwommene, manchmal auch bunte Flecken inmitten der grauen, treibenden Wolken. Die Fassaden der Häuser konnten wir nur mehr ahnen. Sie glitten lautlos vorbei.
    Straßenlaternen wirkten wie geisterhafte Grüße aus dem Jenseits.
    Wenn sich die trägen Wolken durch ihren Schein schoben, schienen Gespenster ihr unsichtbares Reich verlassen zu haben, um der Menschheit einen Besuch abstatten zu können.
    Auf der breiten Holland Park Avenue kamen wir besser voran. An einem Zipfel an der Nordgrenze des Parks bogen wir ab. Der Park selbst wirkte wie in Watte verpackt. Kaum war etwas von seinen zahlreichen Bäumen und dem dichten Buschwerk zu sehen.
    Die Phillimore Street gehörte zu den ruhigen Straßen. Hier zu wohnen, konnte sich nur jemand leisten, der auch das dementsprechende Kleingeld besaß. Für Suko und mich wären die Mieten unerschwinglich gewesen.
    Wir fanden unser Ziel trotz des Nebels schnell. Eine Leuchtreklame wies uns darauf hin.
    Die beiden Worte

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