0556 - Der Sonnengigant
er. „Es müssen sich Lebewesen an Bord aufhalten."
„Vielleicht ist es die Statue, die Sie spüren", meinte Tschubai.
„Es ist sinnlos, darüber zu diskutieren", unterbrach sie Saedelaere. „Wir bleiben in diesem Raum, wo wir offenbar sicher sind. Hier warten wir auf die Landung des ..."
Er hörte auf zu sprechen und schaute mit aufgerissenen Augen auf die andere Seite des Raumes.
Dort war wie aus dem Nichts ein riesiges schwarzhaariges Monstrum aufgetaucht, das sie aus zwei glühend roten Augen anstarrte. In der Stirn des Wesens glühte ein Kristall.
„Die Statue!" rief Tschubai entsetzt. „Sie läuft herum!"
In diesem Augenblick verschwand das Ding wieder. Es löste sich auf, als hätte es nie existiert.
Irmina Kotschistowa schrie.
„Eben war es noch da!" sagte Ras Tschubai fassungslos. „Wir haben es alle gesehen."
Er blickte von Alaska zu Corello, die beide bestätigend nickten.
„Es hat uns gesehen", sagte der Mutant hastig. „Es wird Alarm auslösen. Wir müssen mit einem Angriff rechnen."
„Ras hat recht", stimmte Alaska zu. „Wir können nicht in diesem Raum bleiben." Schmitt, der am Boden gesessen hatte, richtete sich auf.
„Halt!" sagte er. „Wir können hier bleiben."
Alaska deutete auf die Stelle, an der er die Erscheinung gesehen hatte.
„Aber dieses Ding? Es war da!"
„Eine Projektion!" behauptete Schmitt. „In diesem Schiff wimmelt es von Projektionen."
„Unsinn!" widersprach Tschubai. „Ich habe dieses Wesen noch vor ein paar Minuten auf einem Sockel sitzen sehen. Da wußte ich1 bereits, daß es lebt. Nun läuft es im Schiff herum."
„Ich habe niemand laufen sehen", sagte Schmitt geduldig. „In diesem Schiff wimmelt es von Projektionen, die alle ein scheinbares Leben besitzen. Vielleicht gibt es sogar ein paar Lebewesen an Bord, aber diese behaarte Kreatur gehört nicht dazu."
„Aber warum erschien dieses Ding dann ausgerechnet hier und blickte uns an?" fragte Irmina.
„Eine kluge Frage", gab der Cyno zu. „Es gibt an Bord dieses Manips zahlreiche Sensoren, die auf die Ankunft von lebenden Wesen reagieren. Wir werden noch andere Projektionen zu sehen bekommen. Im Grunde genommen dient das gesamte System nur zur Verwirrung von Fremden. Die Manips gehören zur Vorhut des Schwarmes. Verstehen Sie, was das für die Beherrscher des Schwarmes bedeutet? Sie müssen damit rechnen, daß immer wieder Fremde in diese Raumschiffe eindringen. Also müssen diese Fremden verunsichert werden.
Man zeigt ihnen alle möglichen Dinge, die sie von den Tatsachen ablenken sollen. Dadurch soll verhindert werden, daß Wesen, die in einen Manip eindringen, etwas über die wahre Natur des Schwarmes und seiner Bewohner erfahren." Saedelaere sah den kleinen Mann nachdenklich an.
„Sie sprechen sehr überzeugend. Aber woher wissen Sie das alles?"
In Schmitts Gesicht ging eine Veränderung vor. Die Maske der freundlichen Traurigkeit verschwand für einen Augenblick.
Alaska sah ein völlig ausdrucksloses Gesicht: Es war so leer wie ein unbeschriebenes Blatt, ein seelenloses Etwas, das nur zur Tarnung diente.
Aber was lag darunter?
Wie sah das Wesen, das sich Schmitt nannte, tatsächlich aus?
Besaß es überhaupt ein Gesicht?
Schmitt schien zu merken, was geschehen war.
Die Wärme kehrte in sein menschliches Gesicht zurück. Er lächelte wieder.
Er war jetzt ein Mensch.
„Ich weiß alles über diesen Schwarm", sagte er langsam. „Aber vieles hat sich verändert. Mehr als wir befürchtet haben. Deshalb müssen wir unter allen Umständen erreichen, daß der Schwarm wieder für seinen ursprünglichen Zweck eingesetzt wird."
Saedelaere spürte, daß es ihm kalt über den Rücken lief. Es war die völlige Fremdartigkeit des Cynos, die ihn in diesem Augenblick berührte. Alaska war sicher, daß Schmitt, obwohl er jetzt wie ein Mensch aussah, nichts Menschliches hatte.
Aber es war nicht das Wesen, das ihm diese Angst einjagte, sondern seine Herkunft und seine Bedeutung. Vielleicht auch seine Aufgabe.
„Was meinen Sie mit dieser ursprünglichen Aufgabe?"
erkundigte sich Ras Tschubai.
Der Cyno breitete die Arme aus. Jetzt wirkte er wieder klein und hilflos.
Eine gut gewählte Maske! dachte Alaska.
„Mehr kann ich nicht dazu sagen", erklärte Schmitt. „Es würde Sie verwirren. Sie würden Ihre eigentliche Aufgabe vergessen.
Aber es ist wichtig, daß diese Aufgabe ausgeführt wird."
„Sie reden, als wären wir Ihre Instrumente!" empörte sich Corello.
„Sie sind nicht
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