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0557 - Das Gesetz der Götzen

Titel: 0557 - Das Gesetz der Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dich noch einmal erinnern." Bodamore erhob sich und kletterte an einer Strickleiter vom Dach herab. „Und jetzt geh zu den Weibern und verbiete ihnen, noch länger soviel Krach zu machen."
    „Was ist mit dir, Herr? Du zitterst ja."
    Bodamore stieß seinen Diener mit einer energischen Bewegung von seiner Schulter. Arialeinen betrachtete ihn angsterfüllt.
    Der Weise hatte sich innerhalb von Sekunden völlig verwandelt. Die Tubbods in seiner Nähe warfen sich zu Boden.
    Sie hatten das Götzenstandbild vergessen. Bodamore drückte die Hände gegen seine Schläfen und richtete die Blicke zu den Wolken empor.
    Er spürte mit aller Deutlichkeit, daß sich etwas Entsetzliches näherte. Und er wußte zugleich, daß er nichts tun konnte, um diese Siedlung zu schützen.
    Langsam drehte er sich um. Das Götzenstandbild schien zu schwanken. Ihm war, als würde es über dem Dorf zusammenstürzen. Leuchteten die Augen nicht viel heller und zugleich noch unheimlicher als sonst?
    „Bitte", flüsterte Arialeinen an seinem Ohr, „bitte, schweig. Ich weiß, daß du diesen Götzen haßt, aber bitte, sage jetzt nichts."
    „Du mußt die Männer da oben befreien, Aria", antwortete er.
    „Beeile dich, sonst ist es zu spät."
    Wieder sah er in den Himmel hinauf. Er spürte, wie sich ihm der Hals verengte.
    Vom Baum her, an dem die Gefangenen hingen, klang das Hämmern der Frauen. Sie bemühten sich, die fremdartigen Dinge zu vernichten, die die Besucher bei sich gehabt hatten.
    Bodamore hatte das Gefühl, als treffe ihn jeder Schlag.
    Er wußte nicht, was er tun sollte. Zum erstenmal in seinem Leben war er wirklich hilflos.
     
    6.
     
    „Höret, ihr Kinder unter der gelben Sonne, Antaranara befiehlt euch, gegen Sünde und Verderben wachsam zu sein. Erhebt euch gegen jene, welche die Gebote Antaranaras mißachten.
    Die volle Strafe soll sie treffen. Ihr seid das Schwert Antaranaras. Durch euch wird er jene in den Tod stürzen, die sich gegen ihn wenden."
    Kahana-55. Mira „Der Teufel soll dich holen, Antaranara", flüsterte Bodamore.
    Er eilte mit großen Schritten zu dem Baum, an den die Terraner gefesselt waren. Dabei kümmerte sich der Weise nicht um die Tubbods, die sich vor ihm auf dem Boden warfen oder ihm mit Bitten bestürmten.
    Sie mußten warten. Er fühlte, daß er etwas tun mußte, das wichtiger war als alles, was die Tubbods belastete. Er war entschlossen, endlich zu handeln. Immer wieder dachte er an die Worte der Fremden. Hatten sie nicht von einer Katastrophe gesprochen, die dieser Welt drohte?
    Wütend stieß er den fetten Arialeinen zur Seite, der sich schnaufend bemühte, die Strickleiter zu erklimmen. Geschickt und schnell ketterte Bodamore an dem Baum hoch. Sein Diener blickte ihm fassungslos nach. So hatte er seinen Herrn noch nie erlebt.
    Bodamore unterbrach seinen Aufstieg nur einmal kurz, als er das zwölfbeinige Tier entdeckte, das vor ihm in die Höhe eilte.
    Mankaikuon kehrte zu seinem Herrn zurück. Erst lächelte der Weise, dann beschlich ihn ein unbehagliches Gefühl. Er wußte, daß es nicht leicht war, die drei Gefangenen vom Baum zu lösen.
    Falls der Mankai versuchen sollte, die Fesseln durchzubeißen, waren die Fremden verloren.
    Als Boda Bodamore etwa einhundertfünfzig Meter hoch gestiegen war, hörte er die Massen unter sich aufschreien. Er klammerte sich an den Baumstamm und blickte nach unten.
    Er fühlte sich absolut sicher. Die Tubbods waren Meister der Seilfertigung.
    Bodamore hatte gesehen, daß die Anzüge der Fremden auf eine ganz andere Art verarbeitet worden waren als die Kleider der Tubbods. Er hatte längst geahnt, daß es andere Wege geben mußte, Stoffe, Werkzeuge, Hölzer und Gefäße miteinander zu verbinden als nur mit Bändern. Die Gefangenen hatten es ihm mit ihrer Ausrüstung bewiesen.
    Jetzt hob Bodamore einen Arm und winkte nach unten, während er den anderen Arm unter ein Sicherungsseil schob, das rund um den Baum lief. So konnte er nicht herunterfallen.
    Die Tubbods schienen alle zu ihm hinaufzublicken. Vermutlich war es ein kleines Wunder für sie, einen Weisen bei einem solchen Aufstieg zu beobachten. Dennoch erschien es Bodamore, als gelte ihm die Aufmerksamkeit der Tubbods gar nicht.
    Er hörte ein seltsames Rauschen über sich. Schlagartig begriff er. Ängstlich fast hob er den Kopf und starrte nach oben. Ihm war, als stürze das Himmelsgewölbe ein. Direkt über dem Tal befand sich ein riesiger, dunkler Körper. Bodamore hatte noch nie zuvor so etwas gesehen.

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