Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0557 - Das Gesetz der Götzen

Titel: 0557 - Das Gesetz der Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Raumschiff der Gelben Eroberer war gelandet. Es drückte sich tief in den weichen Boden ein und trieb den Fluß über seine Ufer. Eine Flutwelle überschwemmte die Siedlung. Nur noch die meterhohen Blütenkelche blickten aus den Wassermassen hervor. Jetzt öffneten sich zahlreiche Schleusen. Die ersten Karties erschienen darin. Zunächst schienen sie noch zu zögern, doch dann schoben sie sich in wilder Hast über die ausgefahrenen Rampen nach draußen. Ihr Ausbruch aus dem Walzenraumer glich der Flutwelle, die gerade vorher das Dorf überschwemmt hatte und jetzt zurückschwappte.
    „Das ist der Untergang", stellte Boda Bodamore fest.
    Tonka Valuz entgegnete nichts auf diese Worte. Er wußte, daß der Weise recht hatte. Jenseits des nächsten Bergrückens landete ein zweites Walzenraumschiff, und dahinter erkannte der Sergeant drei weitere Raumschiffe.
    Er drehte sich um und blickte nach Norden.
    Auch dort zählte er bereits fünf Wabenschiffe.
    Die Invasion der Gelben Eroberer auf Born Wild hatte begonnen.
    Saman, der Priester, floh in seiner ersten Angst auf das Dach seiner Weihehütte und verkroch sich in den Blütenkelch auf dem Dach. Er atmetete das beruhigende Aroma des Kelches tief in seine Lungen ein und bemühte sich, wieder Herr über seine Sinne zu werden. Erst als er ein wenig ruhiger geworden war, schob er seinen Kopf durch die Öffnung im Kelch nach draußen.
    Das unglaublich große Raumschiff hatte sich jetzt bis auf etwa einhundert Meter über das Tal herabgesenkt.
    Dies war nicht das erste Raumschiff, das Saman in seinem Leben sah. Er hatte auch schon andere beobachtet, die in der Nähe des großen Antaranara gelandet waren. Gerade deshalb verband er diese Flugkörper mit seiner Religion. Niemals zuvor war etwas in dieses Tal gekommen, was so groß war wie diese Walze. Saman begann an der Macht und der Göttlichkeit Antaranaras zu zweifeln. Warum konnte der Götze nicht verhindern, daß dieses Teufelsding hier herabkam?
    Er sprühte Licht und Feuer gegen diese fliegenden Gebirge, richtete jedoch nichts dagegen aus.
    Saman schreckte auf, als ihn ein Fußtritt traf. Er stürzte in den Blütenkelch zurück und blieb benommen liegen. Ronkon, der weltliche Herr der Siedlung, packte seinen Arm und zerrte ihn nach draußen auf das Dach.
    „Du mußt etwas tun", befahl Ronkon. „Du kannst dich nicht einfach verkriechen."
    „Was soll ich denn tun?" fragte der Priester kläglich.
    „Antaranara hat uns verlassen."
    „Sicher", antwortete Ronkon mit erstaunlicher Gelassenheit.
    „Vermutlich haben wir alle ein bißchen zuviel gesündigt."
    Er richtete den Priester auf und schüttelte ihn.
    „Es wäre auch bequem, den Fremden dort oben auf dem Baum die Schuld zu geben, Saman, aber das paßt mir nicht. Hilf den anderen und führe sie zum Götzen. Nun beeile dich schon - oder soll ich dir Beine machen?"
    Saman blickte furchtsam zu dem Häuptling auf, sprang dann vom Dach herunter und rannte wieder zum Fluß zurück. Viele Tubbods knieten hier regungslos auf dem Boden, einige rannten amokartig vom Fluß weg, andere wiederum entluden in panischer Angst die Schiffe, um zu retten, was noch zu retten war.
    Saman kam ein glänzender Gedanke. Waren die meisten Tubbods nicht gekommen, um Antaranara zu huldigen? Bargen die vielen Schiffe neben Nahrungsmitteln, Gewürzen, Fellen, Werkzeugen und Schmuck nicht auch Tausende von Organbeuteln Verstorbener? Lag darin nicht die größte Macht der Tubbods überhaupt?
    Saman wurde plötzlich ganz ruhig. Das Raumschiff senkte sich zwar mit erdrückender Macht herab, aber wenn es sich nicht schneller als zuvor bewegte, dann blieben ihnen noch einige Minuten Zeit.
    „Rettet die grünen Beutel der Toten", schrie der Priester mit beschwörender Stimme. „Sollen unsere kostbarsten Schätze für alle Ewigkeit verloren sein?"
    Sein Appell hatte eine verblüffende Wirkung. Die Tubbods horchten auf. Nichts hatte eine höhere Bedeutung im Leben aller Tubbods als die Organbeutel, die sich bei allen aus den Hüften hervorstülpten. Sie wurden sorgfältiger gehütet und gepflegt, als alles andere auf dieser Welt, denn sie waren das Leben.
    „Rettet die Beutel", wiederholte Saman seinen Ruf. „Laßt sie nicht mit den Schiffen versinken."
    Er entspannte sich, als er sah, wie die verängstigten Tubbods reagierten. Wer bisher unfähig vor Angst gewesen war, sich zu bewegen, der rannte jetzt plötzlich zu den Schiffen.
    Wer bisher geflohen war, kehrte zurück. Saman selbst packte mit an.

Weitere Kostenlose Bücher