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0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

Titel: 0557 - Gehetzt, gejagt, getötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Menschen oder bilde mir das jedenfalls ein. Irgendwo ist auch bei mir eine Grenze. Und die hatte Tom Erskine mit seinen dummen, widerlichen und törichten Bemerkungen jetzt erreicht. Er war derart überrascht, als ich auf ihn zusprang, daß er keine Abwehrbewegung machte.
    Alle Anwesenden hörten das Klatschen. Zuerst erwischte es seine rechte, danach die linke Wange. Ohrfeigen können weh tun. Und die beiden brannten auf seinem Gesicht.
    Jetzt torkelte er zurück, gab einen heulenden Laut von sich und schüttelte den Kopf.
    »Reicht es?« fragte ich.
    Er kam, denn es hatte nicht gereicht. Den Kopf vorgestreckt, den Körper gebückt.
    In den Magen wollte er mir den Schädel rammen, aber mein Knie bekam ich schneller hoch. Ich drehte mich gleichzeitig zur Seite und erwischte ihn zwischen Kinn und Schulter.
    Sein Lauf wurde gestoppt. Wie ein Stier den Schädel, so schüttelte er den Kopf, wälzte sich plötzlich am Boden und riß ein langes Messer hervor.
    »Nicht doch!« sagte ich laut genug, als er in die Höhe sprang. Ich hörte auch Grealys Stimme, der mit seiner Schrotflinte Toms Bruder Wayne in Schach hielt.
    »Bleib du ganz ruhig, Junge, sonst werden noch zwei unglücklich. Und Sinclair ist besser.«
    Tom starrte mich nicht allein an. Er schaute auch in die Mündung der Beretta, die ich gezogen hatte. »Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?« fragte ich.
    Er grinste plötzlich und bekam Falten in seine rot angelaufenen Wangen. »Nein, Bulle, nicht mehr. Ich weiß, daß eine Kugel schneller ist. Okay, du hast gewonnen.«
    Grealy ging zu ihm. Er drehte Tom das Messer aus der Hand.
    »Das soll kein Mißtrauen sein, Junge. Es dient allein zu deiner Sicherheit. Du mußt dich vor dir selbst schützen. Wer mit einem derartigen Temperament ausgestattet ist, dem kann man kein Messer in die Hand geben. Ist doch klar – oder?«
    »Hau ab!«
    Grealy steckte die Klinge ein. Tom Erskine kam wieder auf die Beine. Er klopfte Staub aus seiner Kleidung.
    »Können wir jetzt weitergehen?« fragte Hank.
    »Wegen mir immer«, sagte Grealy. »Und du willst die Erskine-Brüder mitnehmen?«
    »Ungern.«
    »Dann laß sie hier.«
    »Nein!« keifte Wayne Erskine. »Wir waren von Beginn an dabei und machen auch weiter!«
    »Sollen sie?« fragte Grealy mich.
    »Meinetwegen.«
    Wir marschierten weiter in den nebligen Nachmittag hinein. Im November wird es früh dunkel. Ich glaubte nicht daran, daß die Blutsauger bis zum Einbruch der Nacht warten würden. Sie kamen sicherlich früher aus ihren Höhlen, Eigentlich drehte sich alles um eine Person, die wir bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatten.
    Niemand wußte, wo diese Milena steckte. Das war eben das Fatale an der Sache. Da konnten wir uns die Hacken absuchen, ohne sie zu finden.
    Mir wollte das Kloster nicht aus dem Sinn, und ich glaubte auch, daß ihre ehemaligen Landsleute mehr wußten.
    Von der breiten Straße bogen wir ab in eine wesentlich schmalere.
    Hier standen die Häuser dichter zusammen. Auch kleine Geschäfte entdeckte ich.
    Einen Sattler, der gleichzeitig Schuhe verkaufte, einen Bäcker, einen Fleischer und einen Laden, in dem man vom Nähgarn bis zum Topf so ziemlich alles für den Haushalt kaufen konnte.
    Mir fiel nur auf, daß sich in den Läden kein einziger Kunde aufhielt. Nur die Besitzer, die uns aus großen Augen an ihren Schaufensterscheiben vorbeigehen sahen. Der Weg mündete in einen Platz, um den sich einige Häuser gruppierten. Sie standen auch noch weiter zurückgesetzt, wo das Gelände leicht anstieg und später zur Weide wurde.
    Grealy und ich hatten uns an die Spitze der Gruppe gesetzt. »Hier wohnen sie.« Mit einer Armbewegung umschloß er die Häuser.
    »Auch Kropec?« fragte ich.
    »Ja, Sir, dort hinten.« Er zeigte auf das letzte Haus. Es duckte sich schon an den Hang.
    Hinter keinem Fenster brannte Licht. Niemand schaute offen zu uns herüber. Die Stille lastete träge über dem Ort. Sie war wie eine schwere Decke, die stets auf uns niederfiel. Möglicherweise bildete ich mir das auch ein. Es konnte auch am Dunst liegen, der vor den Häusern der Tschechen hertrieb wie eine dünne Fahne.
    »Dann laßt uns mal«, sagte Grealy. Als erster setzte er sich mit stampfenden Schritten in Bewegung.
    »Hat Kropec Familie?« fragte ich.
    »Nein, nicht direkt. Er ist Junggeselle und lebt bei seiner Mutter. Da ist auch noch eine Tante. Du wirst die beiden Frauen kennenlernen, keine Sorge.«
    »Sie werden bestimmt den Mund halten.«
    »Das weiß man

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