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0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

Titel: 0557 - Gehetzt, gejagt, getötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nie.«
    Wir hatten das Haus erreicht und blieben vor der einfachen Bohlentür stehen. Hier hingen keine Knoblauchstauden vor den Fenstern oder Türen.
    Hinter einer Scheibe bewegte sich die Gardine. Man hatte uns also gesehen. Eine Klingel entdeckte ich nicht, dafür eine mechanische Schelle in der Türmitte.
    Grealy drehte sie. Die Schelle klang schrill und aggressiv.
    Ich drehte mich um.
    Die vier anderen Männer hinter mir standen dort wie eine Mauer.
    Dicht an dicht. Die Erskine-Brüder hatten Cockney und Hank in die Mitte genommen. Tom starrte mich haßerfüllt an.
    »Reiß dich zusammen«, sagte ich nur.
    »Irgendwann reiße ich dich auseinander, Bulle.«
    »Das kannst du versuchen!«
    Jemand öffnete die Tür. Eine ältere, gebückt stehende Frau in einem langen Kleid, das ihr wie ein dunkler Vorhang bis zu den Füßen reichte. Sie hatte ein Tuch um die Schultern und ein zweites um ihren Kopf geschlungen. Das Gesicht besaß helle Haut, fast ohne Falten. Die Augen über den dicken Pausbacken wirkten ängstlich.
    »Ja – bitte?«
    Sie sprach ein Englisch, das ich kaum verstehen konnte. Dafür Grealy, der auch die Antwort gab. »Es geht um deinen Sohn, Anna. Bitte, können wir ihn sprechen?«
    »Er ist nicht da.«
    »Hm. Weißt du, wo er sich befindet? Hat er dir vielleicht etwas gesagt?«
    Sie hob die Schultern. »Nein, aber ich habe Angst um ihn.«
    »Gibt es dafür einen Grund?«
    Die Frau hob die Schultern. »Das kann ich euch nicht sagen. Jedenfalls habe ich Furcht um Basil. Er ist so anders gewesen in der letzten Zeit. Gar nicht mehr wie mein Sohn.«
    »Wie dann?«
    »Fremd!« flüsterte sie. »Ja, er war mir so schrecklich fremd, wenn du verstehst, Grealy.«
    »Eigentlich nicht. Wenn du das jedoch sagst, Anna, wird es schon stimmen.«
    »Ja, ja…«
    »Und wie hat er sich verhalten?« wollte ich wissen. »Ich meine, Ihnen gegenüber?«
    »Er hat nie darüber gesprochen, nur vor sich hingemurmelt. Er sprach von den neuen Zeiten, die anbrechen werden. Von den Tagen und Jahren der Finsternis, und er sprach von einer Frau, die alle kennen. Milena. Ich habe den Eindruck, daß mit ihm das gleiche geschehen wird oder geschehen ist wie mit unseren anderen Freunden.« Sie weinte. »Ich schäme mich deswegen, so etwas sagen zu müssen. Ich bete für ihn, aber es wird nicht mehr viel nutzen.«
    »Mann, Alte, rede nicht so ein dummes Zeug! Sag, wo du ihn versteckt hast, deinen Kretin von Sohn!«
    Grealy wirbelte herum. Der Zufall wollte es, daß auch seine Schrotflinte die Bewegung machte. Ihr stand ausgerechnet der Sprecher im Weg. Der Lauf hämmerte gegen Tom Erskines Hüfte. Wir alle hörten, wie er gegen den Knochen prallte.
    Erskine stöhnte auf, fluchte und schaute in die Mündung. »Nicht weiter, Tommy…«
    »Grealy, ich schlage dich…«
    »Später, Tommy, später. Deine großen Zeiten sind vorbei, ehe sie noch angefangen haben.«
    »Shit auch.«
    Grealy drehte sich wieder um. »Entschuldige, Anna, aber manche Leute können sich eben nicht benehmen.«
    Sie lächelte zuckend. »Ich weiß, und ich kann euch leider nicht helfen. Bitte, ihr müßt…«
    »Wir verstehen das, Anna. Aber du mußt auch verstehen, daß wir deinen Sohn finden wollen.«
    »Klar.« Sie senkte den Blick. Die Finger ihrer Hände »verknotete« sie. Es waren die Hände einer Frau und Mutter, die die harte Arbeit eines Lebens hinter sich hatte. Gezeichnet durch zahlreiche Runzeln, Falten und Altersflecken. »Gott schütze euch«, flüsterte sie zum Abschied. »Und Gott möge auch meinen Sohn beschützen, das wünsche ich mir.«
    »Ist gut, Anna.« Grealy strich der Frau mit einer zärtlichen Bewegung über den Kopf.
    Auch Hank, Cockney und ich waren betroffen. Nur die Brüder grinsten hinterhältig.
    Anna schloß die Tür. Wir drehten uns um, schauten in die Dunstschwaden und mußten erkennen, daß wir hier nichts mehr erfahren konnten. »Keine Männer mehr«, sagte Hank leise. »Sie alle sind in die verdammte Blutbahn geraten.«
    Cockney drückte seinen Hut fester. »Und wo sollen wir jetzt weitersuchen oder fragen?«
    Die Antwort gab ich, der Fremde, ihm. »Ist nicht von diesem Kloster gesprochen worden?«
    Cockney nickte.
    »Dann werden wir uns dort auf die Lauer legen. Es kann bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht mehr lange dauern…«
    ***
    »Man hätte sie auch nicht zwingen können«, sagte Jane zum wiederholten Male. »Nein, das wäre uns beiden gegen den Strich gegangen. Wir sind keine Folterer.«
    Bewußt hatten sie die Sätze

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