0559 - Die Inseln des Wahnsinns
alles vorbei!"
„Vorbei?" fragte Chelifer leise.
Der Mann hob die Hand und brachte ein Lächeln zustande.
„Hören Sie, Miß Argas", sagte er sanft, „solche Eingriffe sind nicht ohne Risiko, das wissen wir alle. Aber inzwischen sind Operationen zur mentalen Stabilisierung Routine geworden. Und ein siganesisches Neurochirurgenteam ist fast eine Garantie für ein vollständiges Gelingen. Zufrieden?"
„Ja, zufrieden - danke!" meinte Chelifer und nickte wieder. Die Verbindung wurde getrennt, das Mädchen nahm seine unruhige Wanderung durch den kleinen Warteraum wieder auf. Die Unruhe drohte sie zu verzehren, dann aber erinnerte sie sich daran, was der junge Mann gesagt hatte. Außerdem gehörte auch sie zu den Überlebenden einer solchen Operation, sie hatte die Immunität gegenüber der Verdummungsstrahlung der Manips und die Mentalstabilisierung behalten.
„Wirklich kein Grund zur Aufregung?" fragte sie sich.
Sie zündete sich eine Zigarette an und merkte voller Erleichterung, daß sich das nervöse Zittern ihrer Finger beruhigt hatte. Tief atmete sie ein und aus.
Schließlich entschloß sie sich, zurück in ihr Quartier zu gehen und dort ihre Ausrüstung durchzusehen.
Sieben Personen sollten an dem Kommandounternehmen teilhaben, sie war eine davon. Rhodan hatte sich überzeugen lassen, daß sie für Sandal und Tahonka keine Belastung war.
Außerdem besaßen sie einen mächtigen Freund, der zugesagt hatte, ihnen in entscheidenden Momenten mit allen seinen Kenntnissen und aller Kraft beizustehen.
„Ich hoffe ...", flüsterte sie und verließ die medizinische Station der riesigen MARCO POLO, die mit vielen Schiffen zusammen auf Schleichfahrt zum Sonnensystem war.
Inzwischen näherte sich der erste Teil der langen, schwierigen Operation dem Ende.
„Die Bio-Nervenleiter sind angeschlossen, Kollegin! Bitte letzte Kontrolle?"
„Selbstverständlich!"
Die terranischen Ärzte bewegten sich unruhig. Ihre Aufgabe war es, die Operation abzuschließen und die Wunden so zu versorgen, daß sich die Patienten binnen zwei Tagen vollständig erholt haben würden und einsatzbereit waren.
Die Siganesen führten ihre Kontrollen durch, und nach einer weiteren halben Stunde erscholl aus einem Lautsprecher die Zusammenfassung.
„Wir sind fertig. Wir können zu neunundneunzig Prozent garantieren, daß dieser Operierte geistig gesund ist.
Sie müssen ihn jedoch noch rund vierundzwanzig Stunden schlafend halten - die bewußte geistige Aktivität sollte nicht zu hoch werden."
„Wir haben verstanden", sagte einer der Terraner.
Die Siganesen bauten ihre winzigen Geräte ab und verstauten sie wieder auf der kleinen Antigravplattform. Die Plattform schwebte, von einem der winzigen Menschlein gesteuert, vom Kopfende des Operationstisches weg.
Augenblicklich begannen die terranischen Ärzte mit den Abschlußarbeiten. Sie verschlossen die Löcher, legten dünne Schichten Biomolplast darüber, kontrollierten den Druck der wässerigen Flüssigkeit und versorgten die Wundränder.
Bestrahlungsgeräte wurden eingesetzt, und schließlich klebte man dünne, aseptische Pflaster über die verschlossenen Öffnungen. Während dieser vorsichtigen Arbeit kontrollierten Menschen und Medorobots die Lebensäußerungen des Patienten.
„Abweichungen von der Norm?" erkundigte sich leise hinter seiner sterilen Halbmaske hervor der Chefarzt.
„Bis jetzt keine. Sämtliche Werte sind normal!" war die Antwort.
„Der Patient besitzt eine hervorragende Konstitution!"
„Außerdem", warf der Psychotherapeut ein, „haben wir ihn auf die Operation lange und intensiv genug vorbereitet."
Als ein dünner Schutzverband um den Kopf Sandal Tolks gelegt worden war, hob der verantwortliche Chirurg die Hand und rief leise: „Lassen Sie bitte den anderen Patienten hereinfahren!"
Die Anordnung wurde weitergegeben: „Bringt Tahonka-No herein."
Bei Sandal hatte man alle Erkenntnisse verwenden können, die man über das menschliche Hirn besaß, denn er unterschied sich nur in seinen schnellen Reflexen von einem normalen Terraner.
Die Kopfverletzung aus seinen Jugendjahren war vor dieser Operation ebenfalls behandelt, die damals zurückgebliebenen Narben weggeschliffen worden. Als sich die Ärzte über den bewußtlosen Patienten hinweg ansahen, wußten sie, daß sie ihr Bestes getan hatten. Mit größter Sicherheit würde Sandal in vierundzwanzig Stunden zwar etwas schwach auf den Beinen stehen, sich sonst aber hervorragend fühlen - und in weiteren
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