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056 - Der Werwolf

056 - Der Werwolf

Titel: 056 - Der Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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zwischen den Kiefern festgefroren wäre. Ein Lächeln voller Rachedurst und Mordgier. Aber niemand sah den Wolf – nur die Hunde witterten das Verderben.
    Sprungbereit und mit gesträubtem Rückenfell wagte sich das Tier weiter vor. Dort drüben, wo die beiden Lichter brannten – etwas abseits des Dorfes – war sein Ziel. Doch zuerst mußte er die Hunde zum Schweigen bringen, die sonst das ganze Dorf aufwecken würden.
    Der Wolf schnappte, warf sich herum und war im nächsten Augenblick nichts als ein schwarzer Schatten, der mit rasender Geschwindigkeit durch die Muster aus Dunkelheit und fleckigem Mondlicht glitt. Mit klatschendem Flügelschlag floh erschreckt ein Vogel durch die Zweige und riß sich die Schwingen blutig.
    Unbeirrt trabte der Wolf dahin, auf dem staubigen Weg eine Sandfahne hinter sich hochwehend. Dann schob sich zwischen Holundersträuchern und riesigen Brennesseln der erste Hof ins Blickfeld.
    Der Kettenhund witterte den fremden, scharfen Geruch und geriet für Sekunden in eine wahre Raserei. Er zerrte wie wild an der Kette, rannte hin und her, wich zurück und warf sich erneut nach vorn.
    Mit einem gewaltigen Satz übersprang der Wolf den Zaun und schlich sich, den Schatten einer alten Linde geschickt ausnutzend, bis in die Mitte des Hofes.
    Der Hund gab ein heiseres Knurren von sich und lief mit steifen Beinen zu seiner Hütte zurück. Als der langgestreckte Körper der Bestie sich ins Mondlicht schob, griff er an.
    Lautlos stürzte er sich auf den Wolf, der ruhig stehenblieb, die Hinterläufe sprungbereit, den Rachen mit den schimmernden Fangzähnen aufgerissen. Die beiden Gegner prallten zusammen. Der Hund wurde zu Boden geschleudert, der Wolf konnte seitlich ausweichen. Blitzschnell warf er sich herum und schlug die Zähne in den Nacken des Wesentlich Schwächeren Tieres.
    Vor Schmerz auf jaulend, versuchte der Hund seinen Peiniger loszuwerden. Für Sekunden gelang ihm das auch, dann griff der Wolf an. Er suchte und fand die Kehle des widerlichen Köters. Gierig gruben sich die Spitzen Zähne in das warme Fleisch seines Gegners.
    Der Wolf spürte Blut zwischen den Lefzen und den sich nur noch schwach wehrenden Körper unter sich. Er ließ von dem Hund ab und lauschte in die Nacht.
    Schlagartig hatte das Heulen und Kläffen ringsum aufgehört. Endlich! Er haßte Hunde und alle, die ihn daran hindern wollten, Rache zu nehmen.
    Der Wolf verließ den Hof auf dem gleichen Weg, den er gekommen war. Er bewegte sich so schnell und sicher, wie er es in seiner alten Heimat getan hatte, in seinem Revier, das er hungrig durchstreifte, bis sie ihn fingen, in einen dunklen Behälter sperrten und hier, in einem Land voll fremder und dennoch vertrauter Gerüche wieder freiließen.
    Das helle Viereck des Hofes lag wieder leer, wie jede Nacht zuvor. Taumelnd kam der Wachhund auf die Beine und schlich, am ganzen
    Körper zitternd, zu seiner Hütte zurück, eine dunkle Spur auf dem hellen Sand hinterlassend. Er nahm noch das leise Tappen schneller Füße wahr und das Geräusch von Krallen, die über lose Steine scharrten. Dann brach er zusammen.
    Mit federnden Schritten durchquerte der Wolf das schlafende Dorf und rannte über die Wiesen auf das Haus zu, in dem noch immer das Licht brannte.
    Die Hunde wußten, in welcher Gefahr sich die Bewohner des Hauses befanden, doch die Warnung des Wolfes hatte ihnen genügt. Als würden sie einem unhörbaren Signal gehorchen, gaben Sie keinen Laut von sich.
     

     
    Die Bestie verhielt mitten im Lauf. Das Nackenfell sträubte sich, als ihr der Wind die verhaßte Witterung zutrug. Vom Haus her wehte ein unerträglicher Geruch nach den Instrumenten des Arztes, der Küche und hundert anderen Dingen herüber. Damals hatte sie diesen widerlichen Gestank nicht wahrgenommen, damals …
    Der Wolf spannte die Muskeln und setzte in weitem Sprung über Zaun und Hecke. Die scharfen Spitzen der immergrünen Gewächse kratzten seinen Bauch und die Hinterläufe, aber er kam leise und weich auf die Füße.
    Rex, der große Schäferhund, erwartete ihn bereits. Er stand mitten auf dem Weg aus Steinplatten, breitbeinig und wachsam. Seine dunklen Augen bohrten sich in die kleinen, grüngelben Lichter des Räubers.
    Wut, Angriffslust und ein unbezähmbarer Rachedurst schwemmten in dem Wolf nach oben. In diesem Augenblick erinnerte er sich an die vielen Kämpfe, in denen er andere Rudelführer besiegt hatte. Er Wußte, Rex war ein ernstzunehmender Feind, aber er würde unterliegen.
    Mit

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