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056 - Der Werwolf

056 - Der Werwolf

Titel: 056 - Der Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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    Zufrieden trabte das Tier über die kahlen Felder und tauchte im nahen Wald unter, der den Urwäldern seiner verlorenen Heimat so sehr glich.
     

     

Als Anita Lassner zu sich kam, brauchte sie einige Sekunden, um sich zurechtzufinden. Hände, Unterarme, Schulter, Brust und Wade schmerzten. Es war ein Schmerz, der ihr fast die Besinnung raubte, und nur ihr eiserner Wille erhielt sie aufrecht. Schwer stützte sie sich gegen den Türrahmen. Sie sah auf ihren Mann herunter. Für ihn kam jede Hilfe zu spät, das erkannte sie sofort. Aber das Kind, was war mit ihrem kleinen Mädchen geschehen?
    Die Angst um ihr Kind ließ sie alles andere vergessen; die bohrenden Schmerzen, den toten Gatten und diese mordgierige, schwarze Bestie. Sie hatte es ja geahnt …!
    Anita wankte durch den Korridor und stieß die Tür des Kinderzimmers vollends auf. Ihre zitternden Finger tasteten nach dem Lichtschalter. Eine furchtbare Ahnung ließ sie erschaudern.
    „Karin …!“ rief sie mit erstickter Stimme und stürzte auf das Bettchen zu. Zwischen den weißlackierten Stäben und den farbigen Plastikkugeln sah sie das Blut. Der Kopf des Babys lag seltsam abgewinkelt.
    Anita Lassner erstarrte. Ihr war, als drücke ihr eine eiskalte Hand die Kehle zu. Ihr Körper war wie gelähmt, und es dauerte einige Sekunden, bis sie begriffen hatte, was geschehen war.
    Ein gellender Schrei löste sich aus ihrem Mund.
     

     
    Mühsam tauchte Anita Lassner aus dem Nebel auf, der sie seit zwei Tagen wohltätig umhüllte. Vor sich sah sie schemenhaft ein Gesicht, eingerahmt von einer schwarzen Haube.
    Eine Ordensschwester. Sie suchte nach dem Namen – vergeblich.
    Langsam schälten sich aus dem verschwommenen Bild die Züge eines alten, faltigen Antlitzes. Die Schwester nahm Anitas Hand und sagte leise: „Wie fühlen Sie sich, Frau Doktor?“
    Anita atmete ganz vorsichtig. Ihre Brust schmerzte. Ziellos wanderten ihre Augen umher und blieben wieder an dem freundlichen Gesicht der Schwester hängen.
    Immakulata. Sie erkannte sie jetzt ganz deutlich. Sie lag also im Krankenhaus des Städtchens Marzing.
    „Schlecht“, sagte sie undeutlich, „und müde.“ Die Augen der jungen Frau schlossen sich für einen Augenblick.
    „Mein Baby“, murmelte sie dann, „Karin – sie ist tot, nicht wahr?“
    Tränen lösten sich von den zitternden Lidern.
    „Es hat dem Herrn gefallen“, murmelte Schwester Immakulata. „Sie werden sehr tapfer sein müssen.“
    Anita Lassner war zu müde und erschöpft, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Sie wußte nur, daß ihr die beiden liebsten Menschen genommen worden waren. Ihre bösen Ahnungen hatten sich erfüllt, und ihr war, als höre sie wieder Christian Frankes wilde Drohungen gegen ihren Mann.
    Vor ihren Augen drehten sich unaufhörlich Bilder des Schreckens. Das tote Kind im Bett – der Mann zu ihren Füßen, und die blutbefleckte schwarze Bestie, die nach ihr schnappte. Und im ersten Morgenlicht der leblose Körper des braven Rex!
    „Die Wunden sind nicht so schlimm“, hörte sie die Schwester sagen. „Sie werden schnell verheilen, Frau Lassner. Fühlen Sie sich stark genug, die Herren von der Polizei zu empfangen?“
    Anita nickte schwach.
    „Sie haben einige Fragen an Sie.“
    Mit leerem Blick sah die junge Frau aus dem Fenster. Es war doch sinnlos, sie ausfragen zu wollen. Dort draußen lagen die runden, waldbedeckten Hügel, die schon zum Naturschutzpark gehörten. Dort hätten sie mit ihren Nachforschungen beginnen sollen!
    „Der Doktor hat den Herren nur eine Viertelstunde erlaubt. Kann ich sie hereinlassen?“
    „Bitte“, sagte Anita Lassner.
    Schwester Immakulata öffnete die Tür und wechselte ein paar leise Worte mit den Besuchern. Dann schoben sich drei Gestalten zwischen Fenster und Bett. Zwei Männer in Zivil und ein junger Beamter in der Uniform der Landpolizei. Sie stellten sich vor, doch Anita vergaß die Namen sofort wieder.
    „Frau Doktor Lassner“, begann der ältere Mann im grauen Anzug, „nehmen Sie unser Mitgefühl zu den schrecklichen Vorfällen entgegen. Es ist für Sie gewiß …“
    Der schmerzliche Ausdruck ihrer Augen ließ ihn verstummen. Sein Blick irrte über das bleiche Gesicht der Frau, dann fuhr er fort: „Wir haben die Spuren gesichert. Der Wolf, der bei Ihnen eingedrungen ist, kam aus dem Naturschutzpark und ist auch dorthin zurückgekehrt.“
    „Ich habe es geahnt!“ murmelte Anita Lassner. Erinnerungen holten sie ein und ließen sie für Sekunden ihre

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