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0560 - Satans treue Diener

0560 - Satans treue Diener

Titel: 0560 - Satans treue Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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als in diesen miserablen Reproduktionen.«
    »Sie können sich den Hühnerstall dieser Sekte sogar selbst anschauen«, brummte Gerard. »Picard hatte ursprünglich sogar die genaue Adresse in seinen Artikel getippt. Die habe ich dann aber rausgenommen - Schutz der Privatsphäre, Sie wissen schon. Schließlich möchte ich nicht eine Klage von diesen Teufelsanbetern an den Hals bekommen, nur weil die nach dem Artikel mehr Zulauf bekommen, als sie neue Adeptenroben nähen können. Warten Sie mal…« Er griff in ein Schubfach und zog nach kurzem Suchen zwei Bögen Papier hervor. Einen reichte er Nicole. »Nehmen Sie, ich brauche das Geschmiere nicht mehr.«
    »Sie wollten uns noch Picards Adresse mit drauf schreiben«, erinnerte Zamorra.
    Der Chefredakteur tat es. »Können Sie gar nicht verfehlen. Das Haus, wo vor der Tür der rostigste Renault Alpine steht, den Sie jemals gesehen haben.«
    »Ein Renault Alpine kann nicht rosten«, seufzte Nicole, die in Sachen Autotechnik recht beschlagen war. »Die Karosserie besteht komplett aus Kunststoff.«
    »Vermutlich hat man das Picards Alpine nie gesagt. Das Ding rostet jedenfalls. Kann ich Ihnen noch mit irgendeiner anderen Sache dienen? Nein? Dann wünsche ich Ihnen noch einen guten Tag. Ach ja - lassen Sie sich doch unten im Hauptbüro noch ein Jahresabonnement aufschwatzen, ja? Sie würden die Leute vom Vertrieb maßlos glücklich machen.«
    Zamorra runzelte die Stirn.
    »Steigt die verkaufte Auflage dann um fünfzig Prozent?«
    ***
    So ganz wollte Zamorra die Sache nicht gefallen. Der Chefredakteur ging ihm etwas zu leichtfertig mit Adressen um. Er hatte nicht einmal gefragt, aus welchem Grund sich seine beiden Besucher für die JUPITER-AMMON-Sekte interessierten.
    »Da ist was faul«, murmelte er, während Nicole den Cadillac durch die Straßen von Orleans lenkte. Schließlich erreichten sie die Adresse des Reporters.
    Vor dem Haus stand tatsächlich ein hoffnungslos verrosteter Alpine - allerdings nicht der legendäre Sechszylinder-Sportwagen, sondern die Alpine-Version des Renault 5, die vom Ruhm der Kunststoff-Flunder zehrte und ihren Käufern suggerierte, sie könnte mit ähnlichen Fahrleistungen und ähnliehems Fahrvergnügen aufwarten. Was in der Regel selten ohne Unfälle abging; das eigene Fahrkönnen wurde meist ebenso hoffnungslos überschätzt wie die Technik des R 5.
    Nicole stoppte den Cadillac-Oldtimer in respektvoller Entfernung, so als fürchte sie, der Rost könne auf ihren eigenen Wagen übergreifen.
    Sie deutete auf den R 5. »Vielleicht sollten wir das Vehikel in den Kofferraum laden und zum nächsten Schrottplatz bringen. Ehe es zerbröselt, wenn man’s nur anschaut.«
    »Es kann ja nicht jeder so luxuriöse Autos fahren wie du mit deinem unverschämt hohen Sekretärinnengehalt«, brummte Zamorra. »Erinnere mich daran, daß ich es reduziere. Wir leben in einer Zeit wirtschaftlicher Rezession.«
    »He, das kannst du nicht machen«, protestierte Nicole. »Bedenke, wie viele Steuern ich davon bezahlen muß! Wenn du es kürzt, sinkt auch der Steueranteil, und Chirac kann sich keine Atomtests in der Südsee mehr leisten!«
    »Kaum. Ich müßte ja entsprechend mehr Steuern zahlen, wenn ich dein überhöhtes Gehalt nicht mehr als Betriebsausgaben absetzen kann…«
    »Dann mußt du mein Gehalt sogar noch weiter erhöhen«, verlangte sie mit typisch weiblicher Logik.
    Derweil erreichte Zamorra die Haustür, nahm das Klingelbrett in Augenschein und entdeckte den in Miniaturschrift gekritzelten Hinweis: Klingeln Sie bei C. PICARD nur, wenn Sie sicher sind, was Sie tun, und es absolut unvermeidlich ist!
    Zamorra hielt es für unvermeidlich. Geöffnet wurde trotzdem nicht. Schließlich drückte er eine andere Klingel. Der Summer ertönte, Zamorra schob die Haustür auf und stand unversehens einer knollennasigen Dame gegenüber. Ihr freundliches Lächeln war so breit wie ihre gesamte Erscheinung.
    Zamorra stellte sich und Nicole höflich vor und entschuldigte sich für die Störung.
    »Eigentlich wollten wir zu Monsieur Picard. Aber er öffnet nicht, obgleich sein Auto vor der Tür steht. Ist er vielleicht krank?«
    »Der?« Madame lachte. »Der ist nie krank. Der kommt wahrscheinlich bloß mal wieder nicht aus dem Bett, weil irgendeine Cynthia oder Claire oder Marie oder was weiß ich, wie die alle heißen, ihn festhält. Ich hätte den Sittenstrolch ja schon längst vor die Tür gesetzt…« Sie seufzte. »Aber kommen Sie mit, wir schmeißen den Hahn mal aus

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