0560 - Satans treue Diener
dieser Klatsch- und Blutblättchen zu tun hatte, sondern mit einer seriösen Tageszeitung. Selbst jetzt wäre er dem Artikel noch mit gesundem Mißtrauen begegnet - wenn diese Sekte nicht den Namen JUPITER AMMON getragen hätte.
Außerdem war da dieses Sigill-Amulett vor der Brust des Mannes.
Von einem Gordischen Knoten war natürlich nicht die Rede, aber der Begriff orientalisch paßte ins Bild.
»Eines der fehlenden Stücke in unserem Puzzle«, murmelte Zamorra.
Das Jagdfieber kehrte zurück.
»Was für ein Puzzle?« wollte Lafitte wissen. »In welches Wespennest habe ich da gerade gestochen?«
Zamorra und Nicole erzählten ihm, was in den letzten Tagen vorgefallen war, und Robin fügte hinzu: »Seit es Szodak in Paris erwischte, hat es keine weiteren Mordfälle mehr gegeben. Ich will zwar nicht ausschließen, daß da noch was hinterdreinkommt, aber ich nehme fast an, daß Szodak das letzte Opfer dieses Gordischen Knotens war! Sieht so aus, als habe jemand endlich bekommen, wonach er gesucht hat.«
»Eines verstehe ich nicht«, grübelte Lafitte. »Warum sind die anderen Händler ermordet worden und Szodak nicht?«
»Vielleicht, weil der Mörder bei den anderen nicht das vorfand, was er suchte«, gab Robin zu bedenken. »Vielleicht tötete er sie nur aus Wut, im Affekt… oder warum auch immer. Szodak kam mit dem Leben davon, aber er wird uns niemals verraten können, was wirklich geschah.«
Nicole holte tief Luft.
»Es wäre sehr vorteilhaft, wenn ihr alle heute abend nicht mehr darüber reden würdet. Oder muß ich euch auch erst umbringen?«
Lafitte hob abwehrend die Hände. »Entschuldige, daß ich geboren wurde. Ich wußte ja nicht, welche Katastrophe ich mit einem zerknitterten Blatt Papier auslösen würde.«
»Reg dich ab«, meinte sie versöhnlich. »Wir hatten eigentlich vor, eine Niederlage zu feiern. Und jetzt trink deinen Asmodis-Spezial, halt die Klappe, und erzähl lieber was von Frau und Kindern.«
»Was soll er denn jetzt? Klappe halten oder erzählen?« fragte Robin stirnrunzelnd.
»Trinken. Prost.«
Ein paar Stunden später schaffte Raffael Bois sie irgendwie heim.
Mostache hatte an diesem Abend guten Umsatz gemacht…
***
Am Morgen ließ sich Herr Professor die geistigen Getränke noch einmal durch den Kopf gehen, um anläßlich dieser Aktion den Begriff »Morgen-Grauen« neu zu definieren. Er fand sich im Laufe des Nachmittags, also zu halbwegs menschlicher Zeit, neben Nicole in deren Cadillac-Cabrio auf dem Weg nach Orleans wieder. Seine besorgte Frage, ob sie nicht ebenfalls unter dem Restalkohol leide, beantwortete sie mit der perfekten Artikulation des Lall-Wortes »Aluminium« sowie Zungenbrechern wie »Zehn Tonnen, zehn Trantonnen«, »Fischers Fritz fischt frische Fische« oder »Die Katze tritt die Treppe krumm«.
Sie wollte ihm auch noch vorführen, daß sie noch bei geschlossenen Augen die ausgestreckten Zeigefinger in Kopfhöhe zielgerichtet aufeinanderstoßen konnte, aber darauf verzichtete Zamorra bei fahrendem Auto lieber. Er überlegte statt dessen ernsthaft, weshalb ihm nicht schlecht wurde, während Nicole den Wagen über die schlecht ausgebaute Landstraße in die Kurven legte. Wahrscheinlich lag es an der perfekten technischen Konstruktion des Cadillae-Fahrwerks, obwohl Nicole für sich in Anspruch nahm, daß dies an ihrem weiblich-perfekten Fahrkönnen liege.
»Schließlich habe ich ja nicht Talsperre gespielt wie du. Ich habe mich langsam, aber sicher vollaufen lassen…«
»Willst du mich mit deiner Wortwahl zum Säufer stempeln?« grummelte Zamorra. Er war tatsächlich alles andere als das. Alkoholische Ekzesse dieser Art gehörten zu den großen Ausnahmen, die er sich vielleicht einmal im Jahrzehnt gönnte - um sie jedesmal prompt zu bereuen.
Nicole nickte demonstrativ.
»Wie bitte?«
»Sei doch froh darüber! Oder möchtest du lieber, daß ich dich Trinker nenne? Immerhin gibt es jede Menge Trinker-Heilanstalten, bloß von Säufer-Heilanstalten habe ich noch nix gehört…«
»Halt an!« befahl er. »Halt sofort an, damit ich dich verhauen kann!«
»Das wäre aber Gewalt gegen Frauen!«
Er seufzte. »Es steht in der Bibel geschrieben: Wer sein Weib liebt, der züchtigt es. Tobias 13, Vers 918 bis 1025.«
»Bist du sicher?« staunte sie. »Diese Passage ist mir herzlich unbekannt.«
»Ich muß sie auch erst noch schreiben«, bekannte Zamorra. »Sag mal… kennst du zufällig ein Mittelchen gegen Kopfschmerzen?«
»Ja. Ich kann anhalten und
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