0560 - Satans treue Diener
dich verhauen«, grinste sie. »Danach hast du keine Kopfschmerzen mehr - weil der Schmerz in deiner Sitzfläche alles überlagert.«
»Bestie!« ächzte Zamorra. »Das wäre ja Gewalt gegen Männer.«
»Mitnichten. Es gilt nur gleiches Recht auf Unrecht!«
»Die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen, sogar meine geliebte Sekretärin.«
»Wenn Sie das Gehalt merklich erhöhen, Chef, könnte ich in Erwägung ziehen, die Weltlage zu Ihren Gunsten zu verbessern.«
Er winkte ab. »Du lernst zu viele Dummheiten von Fooly, wie ich feststellen muß. Sind wir auf dem Weg zur Zeitungsredaktion in Orleans?«
»Wir sind.«
Erleichtert schloß er die Augen und schwor sich, nie wieder einen bis fünf Asmodis-Spezial zu trinken.
Zumindest nicht, ehe er wieder in Mostaches’ Gastwirtschaft war…
***
In der Zeitungsredaktion ging es am späten Nachmittag noch relativ ruhig zu. Die eigentliche Hektik begann am Abend. Wie überall in dieser Branche. Dann wurde die Ausgabe für den kommenden Tag zusammengestellt, die Redakteure warteten auf letzte und allerletzte Meldungen, und die Druckerei bereitete sich darauf vor, im Nachteinsatz die Zeitung zu drucken, damit sie in den frühen Morgenstunden an die Zusteller ausgeliefert werden konnte.
Zamorra war nach der langen Autofahrt wieder recht ernüchtert - immerhin war Orleans fast so weit entfernt wie Paris, es lag nur verkehrstechnisch etwas günstiger.
Nun fragte sich der Dämonenjäger zum zuständigen Redakteur durch. Von dem erfuhr er, daß Charles Picard, der Reporter, der den Artikel verfaßt hatte, an diesem Tag bei seinem Chef in Ungnade gefallen war. Weder war Picard zwischenzeitlich in der Redaktion aufgetaucht, noch war er telefonisch zu erreichen.
»Sie können ja mal hinfahren und selbst mit ihm über diesen Haufen verrückter Teufelsanbeter reden. Ich gebe Ihnen Picards Adresse. Sollten Sie ihn antreffen, können Sie ihm ja gleich ausrichten, daß er gefeuert ist, wenn er nicht einen triftigen Grund für seine Abwesenheit hat. Weil er nichts ranschafft, können seine Kollegen jetzt Mehrarbeit leisten. Irgendwie müssen die Seiten ja gefüllt werden!«
»Ich könnte mir vorstellen, daß die Kollegen über die zusätzlichen Zeilenhonorare nicht gerade böse sind«, warf Nicole ein.
»Die sind böse - weil bei uns pauschal bezahlt wird!«
»Könnte es sein, daß Picards Verschwinden etwas mit dieser Sekte zu tun hat?« gab Zamorra zu bedenken. »Denen wird es überhaupt nicht gefallen, daß Picard ihr Treiben ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt hat. Vielleicht haben sie sich… na, sagen wir mal, ein wenig mit ihm unterhalten.«
»Sie halten diese Spinner für gefährlich?« stieß Gerârd, der Chefredakteur, kopfschüttelnd hervor. »Lieber Himmel, wenn man vor jedem Angst haben müßte, der irgendeinen Verein gründet, in seinem Hobbykeller Sex-Orgien feiert und Kruzifixe verkehrt rum aufhängt… Mann, dann kämen wir alle aus dem Zittern nie wieder heraus! Kein Mensch hat vorher je etwas von dieser Sekte gehört.«
»Eben.«
»Ach was!« winkte Gerârd ab. »Diese verrückten Davidianer in Waco damals oder die Parascience-Society und die Jenseitsmörder … ja, die sind gefährlich. Aber doch nicht so ein kleiner unbekannter Haufen wie diese Leutchen! Die Mädchen, die sie bei der Orgie vernascht haben, in die sich Picard geschlichen hat, sind alle heil und unversehrt wieder rausgekommen. Ich glaube fast, daß Picard die ganze Story nur getürkt und die Fotos gestellt hat. Würde mich nicht mal wundern bei den vielen Mädchen, die er kennt.«
Zamorra staunte. Dem Chefredakteur war also die Sekte der Jenseitsmörder bekannt! Die Parascience-Society trat immerhin mit aggressiver Mitgliederwerbung recht öffentlich auf, aber aus den Jenseitsmördern war einst der berüchtigte Magnus Friedensreich Eysenbeiß hervorgegangen, der über den Umweg als Berater des Teufels schließlich bis zum ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN aufgestiegen war.
Zamorra faßte in die Tasche und warf die Sigill-Münze, die der Algerier vor dem Bahnhof verloren hatte, auf Gérards Schreibtisch. »Ganz so unbekannt, wie Sie denken, ist die Sekte JUPITER AMMON jedenfalls nicht.«
Gerârd nahm die Münze auf und betrachtete sie, dann gab er sie Zamorra zurück. »Und? Soll ich deshalb den Präsidenten bitten, den nationalen Notstand auszurufen?«
»Sie haben nicht zufällig einen Satz Fotos, die nicht veröffentlicht wurden? Vielleicht erkennt man darauf ja ein wenig mehr
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