0561 - Hetzjagd der Vampire
hätte auch Fooly mitnehmen können… Oder alles im Alleingang erkunden. Ich hatte mir von deiner Unterstützung eigentlich etwas mehr versprochen.«
»Du bist zu ungeduldig. Vielleicht läßt du mich mal nach meinen Vorstellungen an die Sache rangehen, ohne ständig zu drängeln, ja? Achte statt dessen bitte auf die Aura unseres heimlichen Beobachters. Kannst du sie jetzt irgendwo lokalisieren?«
»Gib mir das Amulett. Damit schaffe ich es vielleicht.«
Zamorra löste die Silberscheibe von seiner Halskette. Gryf nahm das handtellergroße, kunstvoll verzierte Amulett entgegen.
Zamorra brauchte ihn nicht einzuweisen. Einige Male hatte Gryf auch früher schon mit dem Amulett gearbeitet. Er konnte sich darauf einstellen. Daß er mehr Kraft benötigte als einst, war ihm mittlerweile bekannt.
Während sich Gryf auf die Silberscheibe konzentrierte, wandte er sich langsam der Treppe zu und stieg wieder nach oben.
Zamorra folgte ihm nachdenklich.
***
Sarkana wartete, aber Stygia unternahm nichts gegen ihn - noch nicht.
Das alarmierte den alten Vampir. Das ruhige Zusehen paßte nicht zum impulsiven Charakter der Fürstin der Finsternis.
Und es konnte Gefahr bedeuten.
Vielleicht hatte sie im Lauf der Zeit hinzugelernt, vielleicht brütete sie jetzt ebenfalls an einem Netz von Intrigen, in denen sich seinerseits Sarkana verfangen sollte.
Er traf sich mit Zorrn, dem spitzohrigen, kahlköpfigen Oberhaupt des Corr-Clans. Zorrn versuchte seinen Verbündeten zu beruhigen.
»Warte erst einmal, welchen Erfolg dein Plan hat. Stygia wird schon bald genug zu tun haben, als daß sie sich noch um dich kümmern könnte. Du weißt, daß Zarkahr sich wieder breitmacht. Er möchte mir nur zu gern die Macht über die Corr-Familie abringen. Aber ich versuche ihn zu einem anderen Ziel zu lenken.«
»Du willst, daß er Stygia ablöst?« stieß Sarkana überrascht hervor. »Ausgerechnet Zarkahr? Das kann nicht dein Ernst sein!«
»Mein voller Ernst«, versicherte Zorrn. »Wir wollen Stygia doch abservieren. Also brauchen wir einen Nachfolger. Astaroth wäre geeignet, aber er will das nicht. Das ist zu respektieren.« Zorrn grinste hämisch. »Also muß es ein anderer sein.«
»Einer von uns«, sagte der Vampirdämon. »Du, Astardis - oder eben ich.«
»Astardis würde ich gar nicht gern auf dem Thron sehen«, gestand Zorrn. »Er ist mir zu undurchschaubar. Aber du oder ich - einer von uns beiden könnte es werden.«
»Nicht, wenn du Zarkahr eine Chance gibst. Er ist machtsüchtig. Er ist schlimmer als Lucifuge Rofocale.«
»Ich weiß das. Deshalb versuche ich ihn ja auch gegen Stygia zu lenken. Auch sie ist machtsüchtig. Sie hat lange gewartet, zu lange, um die Macht kampflos wieder abzugeben. Ganz gleich, wer von beiden gewinnt, er oder sie wird danach geschwächt sein. Dann kommt unsere Stunde, Sarkana. Dann wird einer von uns Fürst der Finsternis!«
»Das Spiel ist zu riskant«, warnte Sarkana.
»Nicht riskanter als deines, und beide Pläne passen zusammen. Wer von uns schließlich an die Macht gelangt, wird sich zeigen. Aber einer wird es sein. Verlaß dich auf mich, alter Freund.«
Etwas in dem Vampir verkrampfte sich. Von Zorrn »Freund« genannt zu werden, empfand er als tödliche Beleidigung. Sie waren Zweckpartner, Verbündete auf Zeit, mehr nicht.
Aber Sarkana zeigte keine Regung. Vorerst brauchte er Zorrn und die Kraft seiner Sippe, die er ihm für die Druidenfalle zur Verfügung stellte.
»Was ist, wenn meine Falle nicht funktioniert? Wenn der Druide und der Dämonenjäger triumphieren?«
»Dann soll Stygia sehen, wie sie die beiden in ihre Schranken verweist. Sie ist die Fürstin, nicht wahr? Ihr obliegt die Verantwortung über das Wohl der Schwarzen Familie. Wir werden es schon so hindrehen, daß auf jeden Fall sie im Kreuzfeuer steht. Alles, was geschieht, wird ihr schaden. Zamorra und Gryf - ob sie sterben oder überleben, ist fast unbedeutend. So oder so sind sie unsere Werkzeuge. Dein Plan ist gut, und vielleicht hat er sogar mehr Erfolg, als wir ahnen. Laß uns schauen, wie weit das Geschehen mittlerweile gediehen ist.«
***
Die beiden Opfer waren sehr mißtrauisch. Sie mußten von der Spur abgelenkt werden, auf die sie sich begeben hatten. Sie waren nahe daran, die Wahrheit zu begreifen. Das galt es zu verhindern.
Man konnte sie nur bekämpfen, wenn man sie überraschte.
Bisher hatte es keine Chance dazu gegeben. Sie waren zu aufmerksam. Der zweite Mann weckte immer wieder das Mißtrauen des
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