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0561 - Hetzjagd der Vampire

0561 - Hetzjagd der Vampire

Titel: 0561 - Hetzjagd der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gerade in diesem Augenblick.
    Dabei hätte sie normaierweise mehrere Stunden lang brennen müssen!
    Hier stimmte etwas nicht!
    Aber Gryf fand keine Gelegenheit, länger darüber nachzudenken. In dem düsteren Nachtlicht konnte er kaum etwas von der Einrichtung und Dekoration des Kirchenschiffs erkennen, denn das schwache Kerzenlicht am Altar reichte gerade aus, den Fuß des dahinter aufragenden Kruzifixes sichtbar zu machen.
    Und eine Gestalt, die sich vor dem Altar befand.
    Sie hatte gekniet, richtete sich jetzt auf - und wandte sich um zu Gryf.
    Für Sekundenbruchteile sah er im Widerlicht das Aufleuchten ihrer Augen. Dann war es wieder verschwunden.
    Gryf erkannte weibliche Umrisse.
    Langsam näherte er sich dem Altar und der Frau.
    ***
    Zamorra holte den Mann ein, kurz bevor dieser sein Ziel erreichte. Es handelte sich um einen kleinen Pub, in dem es bereits recht lebhaft zuging. Die Tür stand offen, von drinnen erscholl Lärm. Stimmengewirr und Musik.
    Zamorra sprach den Mann an, stellte sich vor.
    »Fremde gibt’s selten hier«, erwiderte der Dörfler. »Ich bin Lerrys. Gut für Sie, daß Sie kein Engländer sind. Was hat Sie um diese späte Stunde hierher verschlagen?«
    »Späte Stunde?« Zamorra schmunzelte. »So spät ist es doch noch gar nicht. Darf ich Sie zu einem Cwrw einladen?«
    Lerrys’ Unterkiefer klappte gen Erdmittelpunkt. »Noch nicht spät? Mann, Sie haben Vorstellungen… für Vampire mag’s noch früh sein, aber für unsereinen… zum Bier dürfen Sie mich trotzdem einladen.«
    Er legte Zamorra den Arm über die Schultern und zog ihn mit sich in den Pub und zu einem Ecktisch, an dem bisher noch niemand saß.
    Zamorra sah wieder auf die Uhr.
    Die Zeitangabe konnte doch nicht stimmen!
    21:59?
    Unwillkürlich schielte er zu Lerrys’ Handgelenk. Der trug die Uhr rechts, war also offenbar Linkshänder, und die Zeiger auf dem analogen Zifferblatt zeigten gerade 22 Uhr an!
    Kein Wunder, daß Lerrys von »spät« sprach.
    Aber wie war das möglich? Zamorras Zeitgefühl konnte doch nicht dermaßen verrückt spielen!
    Lerrys bestellte derweil zwei Biere, indem er dem Wirt einen Urschrei zubrüllte und zwei Finger hochstreckte. Augenblicke später schlurfte der beleibte Budiker bereits mit vorgezapften Krügen heran und stellte sie kommentarlos ab auf dem kleinen Tisch.
    »Wie kommen Sie auf Vampire, Lerrys?« fragte Zamorra.
    »Die schwärmen doch nachts aus, oder? Auf Ihr Wohl, Zamorra!«
    Sie prosteten sich zu und tranken.
    Die Musik war laut. Ein Mann spielte die Fiedel, der andere den Dudelsack, und der dritte sang dazu. Verständigen konnte man sich trotzdem, und Lerrys wunderte sich darüber, daß Zamorra englisch mit erkennbarem französischen Akzent sprach, diverse cymrische Wörter aber völlig einwandfrei einfließen ließ. Daß Zamorras Akzent gewollt war, ahnte er nicht; der Dämonenjäger hatte sich als Ausländer zu erkennen geben wollen, bediente sich aber andererseits einiger wälischer Bezeichnungen, um Sympathie zu wecken.
    »Ich interessiere mich für die Kirche«, begann Zamorra. »Ein ungewöhnlich großes Bauwerk für einen so kleinen Ort. Vielleicht können Sie mir mehr darüber erzählen.«
    »Sie sind wegen der Kirche hier?« staunte Lerrys. »Tatsächlich? Ich glaub’s einfach nicht. Wer interessiert sich schon für dieses schlichte Ding?«
    »Na, hören Sie… wenn das schlicht sein soll, ist der Petersdom in Rom eine bessere Klosterkapelle.«
    »Hört euch den an!« brüllte Lerrys los und stoppte damit Musik und anderweitigen Lärm. »Dieser Franzose vergleicht unser Kirchlein mit dem Petersdom!«
    Er hatte cymrisch gesprochen; Zamorra verstand trotzdem jedes Wort. Für Sprachen besaß er ein rätselhaftes Talent, und es gab nur wenige Flecke auf der Erde, wo ihn dieses Talent im Stich ließ. Zumindest reichte es fast überall, nach dem Weg zu fragen und ein Bier zu bestellen. Es konnte nicht nur daran liegen, daß er aufgrund seines Berufes und seiner Berufung ständig in aller Herren Länder unterwegs war und auch intensive Sprachstudien betreiben mußte, um bestimmte magische Texte in der Originalsprache lesen zu können. Es mußte noch etwas anderes dahinterstecken, von dem er selbst nichts ahnte. Selbst fremde Völker in anderen Welten konnten ihm nur selten unüberwindbare Sprachbarrieren entgegensetzen…
    Er legte Lerrys die Hand auf den Unterarm. »Pardon, aber kann es sein, daß wir uns irgendwie mißverstehen? Es ist doch wirklich ein ungewöhnlich großes

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