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0562 - Die Zeit der Reptilien

0562 - Die Zeit der Reptilien

Titel: 0562 - Die Zeit der Reptilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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niemanden, der mich in die Kneipe begleitet. Ich bin über hun-hicks-dert Jahre alt!«
    »Sage ich doch«, knurrte Mostache im Hintergrund. »Würden Sie jetzt also freundlicherweise die Güte haben, Monsieur Butler, dieses grünhäutige Monstrum aus meiner Gaststätte zu entfernen?«
    »Bin kein grün-hicks-tiges Monstrum«, protestierte Fooly ernsthaft. »Bin ein Dra-hicks-ache! Und mir ist übel!«
    »Das sagtest du schon einmal, Mac-Fool«, stellte William fest. »Also, kommst du jetzt, oder muß ich dich am Schwanz nach draußen schleifen?«
    »Die Welt ist schlecht«, murmelte Fooly. »Alle sind gegen mich.« Er versuchte, sich aufzurichten - und kippte wieder um, bevor er richtig stand.
    Der Butler sah sich im Lokal um. »Wäre einer der Gentlemen vielleicht so liebenswürdig, ein wenig mit anzufassen? Gemeinsam ließe sich dieser Drache sicher leichter in das Automobil verbringen. Es würde uns alle dem gemeinsam angestrebten Ziel näherbringen, in diesem Lokal wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Man soll seinen Wirt niemals über Gebühr verärgern.«
    »Wie wahr«, murmelte Mostache.
    »Der da«, krächzte Fooly und deutete auf Mostache. »Der ist dick und stark. Der kann mich tragen. Der schafft das sogar allein.«
    »Mitnichten, lieber Freund«, wehrte William ab. »Das wollen wir ihm doch nicht zumuten. Aber in gemeinschaftlicher Anstrengung könnten wir vielleicht…«
    Fooly rülpste heiße Luft und ein paar Flämmchen, starrte Mostache durchdringend und vorwurfsvoll an und deklamierte:
    »Ein Wirt hatte auf den Azoren einen Juckreiz in seinen Ohren. Aus diesem Grund tat er von frühe bis spat nichts and’res als bohren und bohren und bohren.«
    Mostache lief dunkel an.
    Mittlerweile begann auch Nicole daran zu zweifeln, daß der Wirt friedfertig genug war, Fooly nicht doch die Bratpfanne statt der Fliegenklatsche um die Ohren zu hauen. Zumal er wußte, daß er mittlerweile in Zamorra und William Unterstützung finden konnte.
    Sid Amos hob die Hand. Zwischen seinen Fingern sprühten Funken auf.
    Der Funkenreigen tanzte in weiten Spiralbahnen auf den Drachen zu, der nun unvermittelt zu schweben begann. Entsetzt kreischte Fooly auf.
    »Sie brauchen ihn jetzt nur vor sich her nach draußen zu bugsieren, William«, erklärte Amos. »Er ist leicht wie eine Feder.«
    Der Butler neigte den Kopf. »Ich danke Ihnen zutiefst für Ihre freundliche Unterstützung, Sir.«
    Dann trat er hinter Fooly und versetzte ihm einen leichten Schubs.
    Der heftig mit den Flügeln schlagende Jungdrache segelte schwerelos auf die Tür zu - und blieb mit seinen ausgebreiteten Schwingen natürlich prompt hängen.
    »Flügel zusammenfalten!« donnerte der Butler ihn in bestem Kasernenhofton an.
    Fooly gehorchte, stöhnte aber dabei auf. »Nicht so laut!« jammerte er. »Mein Kopf! Und mir ist so üüüübel!«
    William versetzte ihm einen erneuten Stoß. Der funkenumhüllte Jungdrache sauste nach draußen.
    William folgte ihm gemessenen Schrittes.
    Nicole runzelte die Stirn.
    »Moment mal«, sagte sie plötzlich und sah Zamorra an. »Wenn wir mit deinem BMW hergekommen sind, dann muß doch William - meinen Cadillac genommen haben!«
    Zamorra nickte. »Es wird ihm wohl nichts anderes übriggeblieben sein. Zu Fuß wäre er kaum so schnell hiergewesen, und er will wohl auch kaum Fooly auf dem Buckel den Berg hinauf tragen.«
    »Genau das hatte ich vermeiden wollen!« fauchte sie entsetzt. »Dieses Drachenbiest zerkratzt mir das Sitzleder und kotzt den Wagen am Ende schon wieder voll! Ist dieser Butler wahnsinnig?« [6]
    »Eher Schotte«, überlegte Zamorra.
    »Ich bringe ihn um!« verkündete Nicole und sprang auf. »Ich bringe sie beide um!« Gleichzeitig griff sie irritiert nach ihrem Rücken. »Wieso ist das hinter mir plötzlich so kalt - aaahrrg! Fooly!«
    Jetzt wußte sie, was da immer an ihr gezupft hatte. Als Fooly bei seinem ersten Umfallen seine Kralle in ihr Strickkleid verhakte, hatte sich ein Faden gelöst und war an Foolys Kralle hängengeblieben. Und dieser Faden ribbelte nun das Rückenteil ihres Kleides auf!
    »Nein!« schrie sie auf und eilte Drachen und Butler nach.
    Aber nicht schnell genug; der Faden zupfte auch den Rest des Rückenteils weg, und ein paar Fädchen Nähgarn hafteten dabei noch am Vorderteil - das dann zwar nicht mehr aufgeribbelt wurde, aber ruckartig in der Nacht entschwand, während ein großes Auto mit Butler, Drache und Strickvorderteil davonrollte, dem Château entgegen.
    Nicole stand

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