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0562 - Die Zeit der Reptilien

0562 - Die Zeit der Reptilien

Titel: 0562 - Die Zeit der Reptilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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entgeistert und entblättert in der Tür und sah ihnen hinterdrein.
    Goadec grinste. »Wie in der Fernsehwerbung von McCann & Erickson für dieses komische Gesöff, ich weiß nicht mehr, wie’s heißt, dieser Schwarzweiß-Spot…«
    Sie fuhr herum, eine nackte Rachegöttin, nur bekleidet im Mini-Slip, die den Arm wie ein Schwert gegen Goadec ausstreckte. »Und dich Spötter bringe ich auch um!« drohte sie, fuhr wieder herum und verschwand endgültig nach draußen.
    Augenblicke später summte ein BMW-Motor auf, Reifen kreischten.
    Mit hohem Tempo jagte Nicole ihrem Cadillac nach, dessen Rücklichter schon nicht mehr zu sehen waren.
    Zamorra runzelte die Stirn.
    »Moment mal«, überlegte er. »Wenn William Nicoles Cadillac fährt und Nicole meinen BMW, wie komme ich dann wieder nach Hause?«
    »Das«, meinte Sid Amos, »ist vermutlich ein Problem. Aber es hat auch einen Vorteil. So haben wir zwei Zeit, uns ausgiebig über deine Zeitreise nach Ägypten zu unterhalten. Herr Wirt, bringen Sie noch ’nen Eimer Bier und ein Faß Wein. Das wird eine längere Konferenz…«
    ***
    Theben, etwa dreieinhalb Jahrtausende vorher:
    Khachkaht führte Menem-Set in ein kleines Haus am Stadtrand. Niemand achtete auf die beiden Männer, dabei war der Dieb der Ansicht, daß andere seine Angst förmlich riechen müßten.
    Er fragte sich, was Khachkaht von ihm wollte. Er könne ihm helfen, hatte der Unheimliche angedeutet, aber Menem-Set war davon nicht überzeugt. Es mußte etwas anderes sein.
    Menem-Set hatte das Messer wieder verborgen, doch er war bereit, es einzusetzen. Er hatte es gegen einen Gott erhoben, und er würde es auch gegen diesen Khachkaht erheben, wenn es sein mußte. In diesem kleinen Haus gab es keine lästigen Zeugen…
    Glaubte er noch.
    Khachkaht deutete auf eine einfache Sitzbank an einem Tisch. So, wie er sich bewegte, konnte das hier nicht sein eigenes Haus sein. Wahrscheinlich befanden sie sich im Haus eines Fellachen, der mit seiner Familie draußen auf den Feldern war.
    Khachkaht förderte einen Krug Bier zutage und stellte ihn vor Menem-Set ab. »Trink. Genieße, denn es soll dir wohl ergehen!«
    »Was willst du von mir, Khachkaht?« fragte der Dieb. »Wer bist du? Ein Tempeldiener? Einer jener geheimen Beamten des Pharao, von denen man in letzter Zeit munkelt?«
    »Du bist voller Angst«, sagte Khachkaht. »Dabei warst du in der vergangenen Nacht sehr mutig. Es gehört schon einiges dazu, sich wider einen Gott zu stellen und ihn mit einer Waffe zu verletzen. Weißt du, daß du der erste bist, der eine solche Tat vollbrachte?«
    Es klang, als bewundere dieser Khachkaht ihn!
    Khachkaht mit seiner eigenartigen Stimme, die an die des Gottes erinnerte…
    Menem-Set wurde einige Herzschläge schwarz vor den Augen.
    Sollte etwa…?
    Sollte Khachkaht kein anderer als Sobek selbst sein, der sich ihm jetzt, bei Tage, in Gestalt eines Menschen zeigte? Um ihn zu prüfen? Um selbst Rechenschaft von dem Frevler zu fordern?
    Er schielte zur Tür, aber Khachkaht stand im Wege. Menem-Set ahnte, daß er selbst dann nicht an dem Unheimlichen vorbeikam, wenn er das Messer benutzte.
    »Vergiß deine Angst«, sagte Khachkaht in seiner seltsam knarrenden Sprechweise. »Sei wieder so mutig wie in der Nacht. Man wird dich für deinen Frevel nicht bestrafen - wenn du etwas tust, das sonst niemand zu tun gewillt ist!«
    Menem-Set lachte in heiserer Verzweiflung auf. »Soll ich noch einen Gott verletzen?«
    Khachkahts Gesicht zeigte keine Regung. Überhaupt - es bewegte sich selbst dann nicht, wenn er sprach, das fiel Menem-Set nun auf.
    Wie war das möglich? Wer spricht, muß doch seine Lippen bewegen!
    »Keinen Gott. Die Inkarnation eines Gottes. Den Horus Pharao«, sagte Khachkaht reglos. »Und du sollst ihn nicht nur verletzen. Du sollst ihn töten! Horus Kamose soll Osiris Kamose werden. Und du sollst jener sein, der den Pharao in das Tötenreich sendet!«
    ***
    Menem-Set konnte später nicht sagen, wie lange er wie zur Steinsäule erstarrt dagesessen hatte. Was Khachkaht sprach, war ungeheuerlich!
    »Niemand kann den Pharao töten. Der König ist unsterblich«, sagte er schließlich. »Der König ist ein Gott. Götter kann niemand töten. Sie sterben nie.«
    Plötzlich zeigte Khachkahts Gesicht doch eine Regung.
    Ein eigenartiges, höhnisches Grinsen, das seltsam unwirklich war.
    Kein Mensch grinste so wie Khachkaht.
    »Was wurde dann aus Kamoses Vorgängern?« spöttelte Khachkaht.
    Ratlos sah ihn Menem-Set an. »Was willst

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