0562 - Die Zeit der Reptilien
anzusprechen?« warf Nicole ein. »Warum muß es ausgerechnet Zamorra sein? Der Schwarzen Familie dürfte es auch nicht gleichgültig sein, wenn sich die Erde der Gegenwart verändert.«
»Die Schwefelklüfte sind nur zum Teil abhängig von der Welt«, erwiderte der Ex-Teufel. »Sie könnten sich damit arrangieren. Und - sie würden mir diesen Gefallen ohnehin nicht tun. Vergiß es.«
»Ich muß darüber nachdenken«, sagte Zamorra. »Gib mir etwas Zeit.«
»Schließlich ist es egal, ob wir mit dem Zeitring heute oder in vier Wochen in die Vergangenheit aufbrechen. Wir werden so oder so zur vorausberechneten Stunde dort eintreffen«, hieb Nicole in die gleiche Kerbe.
»Denk nicht zu lange darüber nach«, warnte Sid Amos. »Denn mit jeder Stunde kann das Paradoxon sich weiter verfestigen. Und morgen wissen wir vielleicht nicht einmal mehr, daß sich etwas verändert hat, weil wir bereits von dieser Veränderung betroffen sind. Noch ist es Zeit, Zamorra - aber wie lange noch?«
Der Dämonenjäger hob die Brauen. Nachdenklich sah er Sid Amos an.
»Ich lasse mich ungern so überfahren«, sagte er. »Ich brauche mehr Informationen. Wesentlich mehr…«
***
Etwa 65 Millionen Jahre zuvor:
Der dunkel schimmernde Ring schwebte gut zehn Meter über dem Boden. Er rotierte fortwährend um seine Zentralachse, wie jedes dieser Raumschiffe der Ewigen.
Kronos und zwei andere Ewige waren ausgestiegen. Ein Antischwerkraftfeld setzte die drei Männer auf dem Planetenboden ab. Drei Cyborgs folgten.
Die organischen Roboter begannen Boden- und Pflanzenproben zu nehmen, um die Identität des Planeten mit seinem Vorbild exakt nachweisen zu können. Sogar die Luftzusammensetzung schien identisch; die gleiche Menge an Giftstoffen befand sich darin, die die Saurier zum Leben benötigten, die für Wesen wie die Ewigen jedoch höchst gefährlich war. Der Sauerstof fanteil der Atmosphäre war erstaunlich gering.
Einer der Ewigen, ein Omikron, setzte sich etwas von der Gruppe ab…
Und plötzlich hörten die anderen ihn rufen.
»Schauen Sie sich das hier an! Schnell, kommen Sie!«
Sein Tonfall alarmierte Kronos. »Bleiben Sie bei den Cyborgs«, wies er den Tau an, der noch bei ihm war. »Rückendeckung!«
Dann folgte er der Spur, die der Omikron im schlammigen Boden hinterlassen hatte.
Er fand ihn gut zweihundert Schritte entfernt am Rand einer Lichtung.
»Sehen Sie«, rief der Omikron. »Das ist - unglaublich, nicht wahr?«
Kronos hob den schweren Zweihandblaster. Er richtete ihn auf das eigenartige Echsengeschöpf, das vor ihnen auf der Lichtung an einem technischen Gerät hantierte. Obgleich der Omikron laut gerufen hatte, beachtete das Reptil ihn überhaupt nicht.
»Ich glaube, es kann uns nicht hören. Vielleicht verarbeitet es ein anderes Schallfrequenz-Spektrum als wir.«
Kronos nickte.
Es handelte sich um eines jener aufrechtgehenden Echsenwesen, die ihm schon vorher aufgefallen waren und deren Art scheinbar erste Anzeichen von Intelligenz entwickelte. Immerhin versuchte sich dieses Wesen an der Schalteinheit eines Transmitters!
»Wie kommt der Materie-Transmitter hierher, Beta?« fragte der Omikron, jetzt schon wesentlich leiser.
Kronos verzog unter der Atemmaske das Gesicht. Er hätte es dem anderen Ewigen sagen können. Es war genau der Transmitter, den er selbst auf dem Planeten installiert hatte - genauer gesagt, auf Gaia, nicht auf Götterwind.
Offiziell aber galt das Gerät als zerstört. Niemand durfte von Kronos’ heimlichem Versuch wissen!
Es hatte funktioniert. Auch der Transmitter war gedoppelt worden!
Was Kronos nun noch unklar war: ob beide Geräte zugleich auf eine Sendung ansprechen würden? Was geschah dann? Würde jemand, der per Transmitter nach Gaia kommen wollte, zugleich auf Gaia und auf Götterwind erscheinen - und damit zweifach existieren?
So zweifach wie die Pflanzen und Tiere auf den beiden identischen Planeten!
Das ließ sich allerdings vermeiden.
Kronos mußte dem Götterwind- Transmitter eine andere Frequenz programmieren, mußte ihn nur umschalten. Dann war wieder eine eindeutige Zuordnung des Transportziels möglich.
Er legte die schwere Waffe auf das Reptil an, das an der Steuerung tastete und mit seinen ungelenken Tatzen versuchte, Steuerschalter und Sensorflächen zu zerkratzen und zu verbiegen.
Der grelle Laserpunkt der Zieleinrichtung erfaßte den Nervenknoten im Nacken der Echse.
»Dieser Transmitter«, flüsterte der Omikron. »Ist das nicht der, den Sie auf Gaia
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