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0562 - Mordnacht in Paris

0562 - Mordnacht in Paris

Titel: 0562 - Mordnacht in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte durch die offene Tür in den Hausflur schauen. Cilly entdeckte sie nicht, dafür eine Hand, die aus dem offenen Fenster ragte und der Mulattin etwas Glänzendes zwischen die Finger drückte. Jane nahm an, daß es sich dabei um einen Schlüssel handelte.
    Sie und der Kunde verschwanden wenig später nach oben. Sie tauchten hinein in das rote Glühbirnenlicht der Treppe und verschwanden um den ersten Absatz.
    Jane zögerte nicht mehr länger. Sie hoffte, genau die richtige Gangart getroffen zu haben, als sie die Straße überquerte. Nicht zu schnell, etwas wiegend und mit einem bestimmten Lächeln auf den Lippen. Die Steine sahen sehr ausgetreten aus, besaßen Flecken, die im Lichtschein zerfaserten.
    Das Kribbeln auf dem Rücken verstärkte sich, als Jane das Haus betrat. An der Fensterklappe wäre sie niemals vorbeigekommen.
    Dahinter lauerte Cilly wie eine fette Kröte mit Argusaugen. Kaum hatte Jane das Haus betreten, sprach die Concierge sie schon an.
    »Halt! Wer bist du?«
    Jane holte tief Luft. Jetzt kam es darauf an, daß sie ihre Rolle perfekt spielte. Betont lässig drehte sie sich nach rechts und schaute in Cillys Gesicht.
    Ein Gesicht, das sie an einen in die Breite gelaufenen Teig erinnerte. Stark geschminkt, damit es auch noch im hellen Licht der Lampe zur Wirkung kam. Der ebenfalls breite Mund besaß etwas Froschartiges, die Wangen sahen aus wie aufgeblasen und glänzten ebenso wie die zahlreichen rotgefärbten Locken auf dem Kopf der Frau, die sich dort wie kleine Würmer verteilten.
    Cilly trug ein grünes Kuttelkleid mit einem viereckigen Ausschnitt, der mehr von ihren Brüsten zeigte als verbarg.
    Jane hatte ihren Mantel geöffnet. Die sichtbar gewordene Kleidung mußte der Concierge signalisieren, welchem Job Jane Collins nachging, aber das Mißtrauen in den kleinen Augen blieb.
    »Ich bin Jane.«
    »Na und?«
    Sie verzog die grell geschminkten Lippen. »Wieso na und? Ich will anschaffen.«
    »Ach nein.«
    »Ach ja.«
    »Als Neue?«
    »So ist es.«
    »Du kommst nicht von hier?«
    »Das hört man wohl. Aber ich möchte hier arbeiten. Ich brauche von dir ein Zimmer.«
    Cilly schüttelte den Kopf. »Die sind alle belegt.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Cilly wurde sauer. Sie baute sich wütend vor Jane auf. »Hör zu, Baby, wenn ich sage, daß alle Zimmer belegt sind, dann sind sie belegt.«
    »Und die dunklen Scheiben.«
    »Auch die.«
    Jane räusperte sich, hob die Schultern und ließ eine Hand in der Manteltasche verschwinden. Mit einem Geldschein zwischen den Fingern winkte Jane Sekunden später.
    Es war eine hohe Dollarnote, und Cilly bekam einen gierigen Ausdruck in die Augen.
    »Immer noch kein Zimmer frei?« erkundigte sich Jane mit lockend sanfter Stimme.
    »Weshalb bist du so scharf auf die Bude?« Cillys Stimme klang schon freundlicher.
    »Kann ich dir sagen. Ich will die Nacht genießen. Ich will mal ausbrechen, verstehst du. Mal was anderes erleben, aufreißen und – na ja, du kennst das.«
    »Möglich. Woher hast du meine Anschrift?«
    »Man hört sich um. Dich kennt man hier. Die Spatzen pfeifen deine Anschrift von allen Dächern.«
    Cilly leckte über ihre Lippen. Sie waren grün angemalt. Hundert Dollar waren viel Geld. In der Tat hatte sie noch einige Zimmer frei.
    »Für wie viele Nächte soll es denn sein?«
    »Die hundert Dollar für eine.«
    »Ach, der Schein hat noch Geschwister.«
    Jane beugte sich so weit vor, daß sie das süßliche Parfüm der Concierge riechen konnte. »Mehrere sogar.«
    »Das ist ja interessant. Warte einen Moment.« Cilly drehte sich um.
    Gar nicht so einfach bei ihren Massen. Sie brachte mindestens drei Zentner auf die Waage. »Ja«, sagte sie, »da habe ich noch einen freien Schlüssel.«
    »Gut, wo liegt das Zimmer?«
    »Günstig. Im ersten Stock.«
    »Wunderbar.« Jane hielt der Frau ihre Handfläche hin.
    Cilly aber schüttelte den Kopf. »Nein, Süße, zuerst die Kohle, dann der Schlüssel.«
    »Okay.«
    Geld und Schlüssel wechselten den Besitzer. »Noch etwas«, sagte Cilly. »Um vier Uhr morgens mache ich den Laden dicht. Dann wirfst du den letzten Kunden raus.«
    »Klar doch.«
    »Sonst noch was?« fragte Cilly, weil sie sah, daß Jane keine Anstalten traf, auf die Treppe zuzugehen. Sie zögerte und blickte auf die eingravierte Zimmernummer.
    »Eine Kleinigkeit. Ich hörte von einigen Morden, die hier passiert sein sollen.«
    »Das stimmt.«
    »Kennt man den Killer schon?«
    »Nein«, log Cilly.
    »Dann hat man mich falsch

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