0563 - Totensturm der Geisterfrau
nicht. Er hatte das Stöhnen des Mannes gehört und war froh, keinen Toten neben sich zu wissen.
Dafür einen Untoten.
Und den erreichte Suko mit einem gewaltigen Satz. Als sich der Bucklige erheben wollte, krachte Suko auf ihn und drückte ihn mit den Knien zurück, die er auf die Brust des Zombies gestemmt hatte.
Er starrte ihm in das verschmierte Gesicht und sah wieder diesen türkisfarbenen Ausdruck in den Augen.
»Hör zu«, sagte er leise. »Wenn ich will, kann ich dich vernichten. Wo ist Jane?«
»Weg!«
»Das habe ich gesehen. Wo ist sie hin? Wer hat sie mitgenommen? Du weißt es…«
»Ja, ja…«
»Rede!« flüsterte Suko. »Ich kenne, verdammt noch mal, Methoden, um auch ein Wesen wie dich zu vernichten.«
»Du bist…«
»Silberkugeln, und zwar geweihte!« Suko knallte ihm die Drohung entgegen, doch der Bucklige ließ sich nicht einschüchtern. »Du kannst mich teeren und federn, ich weiß nicht, wo sie sich aufhält.«
»Hat sie der Teufel mitgenommen?«
»Der nicht!« Er fing an, kichernd zu lachen. »Nein, er hat sie nicht geholt!«
»Ein anderer?«
»Ja!«
»Rede!«
»Es kam ein Geist, ein Knochengesicht, eine Kugel, zwei Klauen. Der Sturm. Sie alle packten Jane und rissen sie mit. Sie konnte nichts machen, die andere Gewalt war stärker. Ein Totensturm kam…«
Suko verstand zwar, nur begriff er nichts. Wie konnte diese Gestalt stärker als der Teufel sein?
Der Killer entdeckte den Unglauben in Sukos Augen. Er lachte.
»Ja, sie ist mir dem siebten Sohn eines siebten Sohnes ebenso genommen worden wie dem Teufel. Ich kann ihm die letzte Seele nicht mehr geben, ich habe versagt! Der Teufel hat sich von mir getrennt. Er wird mich zusätzlich noch bestrafen, er wird mich…«
Quasimodo redete nicht weiter. Dafür griff er mit seinen übermenschlichen Kräften an, und er überraschte Suko damit. Wuchtig stemmte er den schweren Körper des Chinesen von sich, sprang hoch und tat etwas, was Suko in vollstes Erstaunen versetzte.
Mit einem Griff seiner rechten Hand hatte er nach den drei Riemen der Dämonenpeitsche gepackt und sie auch in seine Hand bekommen, die er augenblicklich zur Faust schloß. Ein Zug, ein Ruck, er hielt die Peitsche ganz bei sich.
Dann tat er etwas, was kaum zu fassen war. Blitzschnell drehte er sich die drei magischen Riemen der Dämonenpeitsche um den Hals, als wollte er sich selbst erwürgen.
Suko konnte nur staunen.
Er sah den Zombie taumeln und den dünnen Rauch, der dort hervorquoll, wo die Peitsche den Hals umschlang. Das Gesicht verzerrte sich noch stärker. Ächzende Laute drangen aus seinem Mund, die der sterbende Zombie nur mühsam in Worte kleiden konnte.
»Ich… versagt … der Teufel … ist … bestrafen … ich selbst mach’ es. Ich selbst …«
Ein letzter, röchelnder Schrei verließ seinen Mund, dann brach er dort zusammen, wo er zuletzt gestanden hatte. In einer breiten Kettenspur blieb er liegen, und es sah so aus, als hätte er sich gerade diese Einkerbung als Grab ausgesucht.
Suko löste die Peitsche vom Hals des Selbstmörders. Er wollte die Wunden nicht sehen, die die drei Riemen hinterlassen hatten, aber er wußte, daß es den sechsfachen Frauenmörder nicht mehr gab.
Montmartre war von einer gewaltigen Plage und von einem großen Druck befreit worden. Die Menschen konnten wieder aufatmen.
Kommissar Adami kniete im Dreck. Mit der Rechten stützte er sich ab, um die Linke hatte er ein Taschentuch gewickelt, das er gegen seine Wunde am Kopf preßte. »Ich kann es nicht fassen!« flüsterte er. »Verdammt, Suko, was war das?«
»Ich kann es Ihnen sagen. Das Ende eines Zombies.«
»Dann war er es also doch…?«
»Natürlich. Oder haben Sie etwas anderes angenommen?«
»Bis zum Schluß noch, bis zum Schluß.« Der Kommissar lachte auf. »Das darf ich niemandem sagen. Nein, das wird man mir nicht glauben, weil es zu schlimm ist.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind ein Problem los.«
»Aber das zweite ist geblieben!«
»Ja, Jane Collins.«
Der Kommissar atmete mühsam. »Helfen Sie mir auf die Beine, wir müssen hier raus.«
Das tat Suko und sah mit Besorgnis, wie Adami schwankte. »Verdammt, ich habe immer gedacht, einen Schädel aus Eisen zu haben. Dem ist wohl doch nicht so.«
»Das scheint mir auch der Fall zu sein.«
»Kommen Sie, vielleicht schaffen wir es gemeinsam«, meinte Adami.
»Den Hang hoch?«
»Nein, es muß einen anderen Weg geben, den auch die Lastwagen nehmen. Die können ja auch nicht
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