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0563 - Totensturm der Geisterfrau

0563 - Totensturm der Geisterfrau

Titel: 0563 - Totensturm der Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Unter dieser Erde liegen sehr viele Personen begraben, deren Geister sich aus der anderen Welt befreien werden und zum Totensturm ansetzen. Ich werde sie dem großen Baphomet entgegenführen. Eine Anführerin der geisterhaften Heerscharen. Ritterin Baphomets…«
    Ich hatte das Grab erreicht. Der nächste Schritt brachte mich auf die weiche Unterlage. Ich dachte an den toten Dealer, der mit dem Kopf nach unten in der Erde gesteckt hatte. Mit einer ähnlichen Aktion mußte ich auch bei Jane und mir rechnen.
    Noch nie zuvor hatte ich den Schädel der Manon de Valois aus dieser unmittelbaren Nähe gesehen. Er war wirklich gewaltig, anders als normale Totenköpfe. Im Grunde weiß, darüber jedoch lag ein blaues Schimmern, das aus den dünnen Ritzen zu dringen schien.
    Tief in die Augenhöhlen hinein glitt mein Blick. Es waren keine leeren Schächte, denn am Ende glaubte ich, eine weiße, sich bewegende Masse zu entdecken.
    Die linke Hand trug das Kreuz. Bewegungslos lag es auf der Fläche. Die schmale Silberkette hatte sich zusammengeringelt. »Hier ist es!« flüsterte ich dem geisterhaften Wesen entgegen. »Hier ist mein Kreuz. Nimm es an dich.«
    »Nein, ich rühre es nicht an!«
    »Du hast Angst?«
    Sie ging überhaupt nicht auf meine Frage ein, sondern gab mir eine andere Antwort. »Du wirst dich jetzt bücken und das Kreuz auf das Grab legen.«
    »Und dann?«
    »Danach gehst du wieder dorthin, wo du hergekommen bist. Das ist alles.«
    »Ich werde nicht allein gehen!« erklärte ich.
    Aus dem leicht vibrierenden Maul drang mir die nächste Frage entgegen. »Weshalb nicht? Was willst du noch?«
    »Jane Collins. Sobald ich das Kreuz auf dein Grab gelegt habe, möchte ich, daß du Jane Collins befreist. Ich will sie bei mir haben. Ist das klar?«
    »Ich weiß.«
    Die Antwort gefiel mir nicht. Wieder erinnerte ich mich an die Warnungen Hector de Valois’. Welch einen verdammten Trick hielt Manon noch in der Hinterhand?
    Ich konnte es drehen und wenden, es blieb mir nichts anderes übrig, als mich ihrem Willen zu beugen. Ohne die schaurige Gestalt aus den Augen zu lassen, bückte ich mich und legte das Kreuz auf das Grab. Die Erde berührte meine Finger. Sie kam mir kühl vor, als würden kleine Eisstücke zwischen ihr schwimmen.
    Als ich es losließ, da umkrampfte eine harte Hand mein Herz. Ich kam mir vor, als hätte ich ein Stück von mir selbst weggegeben. Das Kreuz gehörte zu mir wie das berühmte Salz in die Suppe.
    »Ja, das ist gut«, flüsterte der Schädel. »Das ist sehr gut. Du gefällst mir. Jetzt tritt zurück.«
    »Und Jane?«
    »Ich halte mein Versprechen«, erwiderte sie, lachte auf und schleuderte die Kugel plötzlich in die Höhe.
    Ich stand auf dem Sprung, um mein Kreuz wieder an mich zu reißen, sah jedoch ein, daß sie ihr Versprechen gehalten hatte. Die Kugel verschwand auf wundersame Art und Weise, mit ihr Jane Collins, die jedoch einen Lidschlag später neben mir hochwuchs und sich an mir festklammerte. Ihre Hände lagen auf meiner linken Schulter. Das Gesicht war totenbleich, die Lippen zitterten.
    »John, ich habe alles gehört. Was hast du getan? Meine Güte, du kannst doch nicht…«
    »Bitte, Jane, sei jetzt ruhig.«
    »Wie du…« Sie stieß zischend den Atem aus, als sie sah, was mit dem Grab geschah.
    Zuerst sah es so aus, als wollte es eine gewaltige Welle schlagen.
    Es bäumte sich hoch, die feuchte Erde bildete einen kleinen Hügel, auf dessen Spitze mein Kreuz lag und einen für mich matten Glanz abstrahlte. Es sah so aus, als hätte es sämtliche Kraft verloren, was ich aber nicht glauben wollte.
    Der Hügel blieb, der Schädel ebenfalls. Er schwebte darüber. Flatternde, geisterhafte Schlieren tanzten über das Kreuz hinweg, und die beiden Hände schwebten so, als wollten sie den Hügel umfassen.
    »Irgend etwas wird passieren, John. Ich spüre es. Es kommt was auf uns zu.« Jane bewegte den Kopf, als könnte sie erkennen, was sich da anbahnte.
    »Der Totensturm?« fragte ich.
    »Es kann sein. Ich hätte an deiner Stelle nicht…« Sie verschluckte sich fast, denn sie starrte aus gebannten Augen gegen den kleinen Hügel, der sich bewegte.
    Diesmal sackte er zusammen, riß die Erde mit und auch mein Kreuz.
    Manon de Valois hatte es geschafft. Ein Geistwesen, das mit gezinkten Karten spielte; ich war der Dumme.
    Und Manon lachte. Sie freute sich tierisch über den Erfolg. Jane und ich sahen das Kreuz nicht mehr. Dafür hörten wir Manons Stimme.
    »Der Totensturm!« brüllte sie.

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