0565 - Gucky, der Meisterdieb
Er war sich nicht ganz sicher, ob er Mun'ro direkt nach Kun Tares fragen sollte. Er beschloß, den richtigen Augenblick abzuwarten.
„... und so brachte KEg'uhr die Brahnck mit auf unsere Welt, wo sie heute noch Gegenstand größter Bewunderung ist", schloß Mun'ro und schritt weiter.
Sie folgten ihm.
Auch die Geschichte der restlichen Figuren und Helden brachte keinen von Rhodan erhofften Hinweis. Es handelte sich fast immer um spezielle Gegenstände, von denen keiner an eine Flasche erinnerte, oder um die üblichen Diebstähle aus Raumschiffen, die in diesem System gelandet waren.
Nicht ohne geringeren Stolz führte sie Mun'ro dann in das Gebäude hinein, dessen Boden im Gegensatz zu den einfachen Wohnhäusern absolut trocken und fest war. In einem kleineren Saal gab es einen runden, reichlich gedeckten Tisch, an dem sie der Bürgermeister Platz zu nehmen bat.
Im Verlauf der Unterhaltung brachte Rhodan seine Frage an: „Kennen Sie einen gewissen Kun Tares, verehrter Freund?"
Ihm war, als zeige Mun'ro für den Bruchteil einer Sekunde nicht nur Überraschung, sondern sogar Erschrecken. Dann aber lächelte der Bürgermeister freundlich und erwiderte: „Ja, ich kenne Kun Tares recht gut. Wir sind alte Freunde.
Warum fragen Sie mich das und woher kennen Sie seinen Namen?"
„Wir begegneten ihm am ersten Tag unseres Aufenthalts hier auf dieser Welt, und er stellte sich uns freundlicherweise vor. Wir kamen ins Gespräch, und dabei erwähnte er, daß er das größte Geheimnis des Universums besitze. Er wollte es uns zeigen, aber leider haben wir den Kontakt mit ihm verloren. Vielleicht können Sie uns helfen, ihn wiederherzustellen."
Mun'ro nickte langsam.
„Ja, Kun Tares...! Er ist schon immer ein Sonderling gewesen. Und er entwickelte ganz besonderen Ehrgeiz! Drei Jahre war er abwesend, und als er vor wenigen Tagen zurückkehrte, brachte er die Krone der Koltas mit."
Rhodan beugte sich vor.
„Die Krone der Koltas? Wie sieht sie aus?"
Mun'ro machte eine unbestimmte Geste.
„Das weiß ich leider nicht, weil ich sie noch nicht gesehen habe. Bevor Kun Tares sie mir zeigen konnte, landete Ihr Schiff, und Sie wissen ja, was seitdem alles geschehen ist."
„Die Krone der Koltas?" Rhodan warf Signo einen fragenden Blick zu, erntete aber nur ein Achselzucken. „Ist es möglich, diese Krone einmal zu sehen, von der wir noch nie zuvor hörten?"
„Das müssen Sie Kun Tares fragen, weil er der Besitzer ist. Aber warum interessiert Sie diese Krone so sehr?"
„Es ist ein allgemeines Interesse, mehr nicht", sagte Rhodan und lenkte dann von dem Thema ab. „Sie wollten uns noch aus der Geschichte Ihres Volkes berichten, Mun'ro, und vor allen Dingen wollten Sie uns erklären, warum der Diebstahl zur Kunst der Pai'uhns wurde."
Mun'ro lehnte sich bequem zurück und trank von dem undefinierbaren Getränk, das auf dem Tisch stand.
„Der Diebstahl und damit der Wille, das Eigentum eines anderen zu besitzen, ist so alt wie das Leben selbst. Erst dann, wenn jedes Besitztum gleichmäßig aufgeteilt ist, könnte dieses natürliche Verlangen eingedämmt, aber niemals restlos beseitigt werden. Die Veranlagung zum Diebstahl war bei unserem Volk von Anfang an vorhanden, und soweit sich unsere Geschichte zurückerinnern kann, wurde immer gestohlen. Dann wurde das Gesetz erlassen, das den Diebstahl verbot. Später erfolgte ein Zusatzgesetz, das den Diebstahl für alle solchen Gegenstände erlaubte, die nicht von unserer Welt stammten. Dieses zweite Gesetz war notwendig, um ein Überdruckventil für das aufgespeicherte Verlangen zu schaffen, der nun einmal vorhandenen Veranlagung nachzugeben. Jeder Diebstahl an Eigentum, das keinem Pai'uhn K'asaltic gehörte, war rechtmäßig erlaubt." Mun'ro sah Rhodan fest an. „Ich habe dieses Gesetz nicht gemacht, wenn ich es auch unter den geschilderten Umständen für sehr weise halte. Denn seit es existiert, hat noch kein Pai'uhn den anderen bestohlen."
„Nun gut, das ist unbedingt eine Lösung für das Problem", gab Rhodan zu, und Arman Signo meinte: „Die Arenakämpfe primitiver Kulturen reagieren den natürlichen Aggressionstrieb intelligenter Lebewesen ab, warum nicht ein solches Gesetz den Drang zum Diebstahl?"
„Ja", gab Mun'ro zu, ohne verlegen zu werden, „es ist in der Tat ein Drang." Er lächelte Rhodan zu. „Glauben Sie, es fällt mir unvorstellbar schwer, Ihnen nicht das schimmernde Armband zu entwenden, das Sie dort tragen. Es ist eine Aufforderung, wenn ich es
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