0565 - Gucky, der Meisterdieb
Teleporter kann niemand festhalten. Und da du ja nichts anderes als die Krone der Koltas besitzt, die nicht einmal der Rede wert ist, kann ich mich nun von dir verabschieden, oder hast du im Ernst angenommen, du könntest mich... mich stehlen?"
„Ich habe dich bereits gestohlen", eröffnete ihm der Pai'uhn gelassen. Er stand auf, ging wieder zu der Truhe, in der er seine gesamten Habseligkeiten aufzubewahren schien und holte einen festen Strick daraus hervor. „Und nun werde ich dich fesseln müssen, denn ich habe noch einen Besuch vor."
„Fesseln? Damit?" Gucky begann zu kichern, aber es klang schwach. „Soviel Kraft habe ich immer noch, um zum Schiff zurückzuteleportieren."
„Dann versuche es doch einmal", riet Kun Tares jovial.
Langsam begann auch in Guckys Gehirn die Vermutung zu dämmern, daß der Pai'uhn noch einen Trumpf im Ärmel haben könnte, anders war sein Verhalten einem Teleporter gegenüber nicht zu erklären. Bevor er noch schwächer wurde, mußte er fort von hier. Und auf keinen Fall hatte er Lust, sich fesseln zu lassen.
Jemand hatte ihn gestohlen! Das war mehr als lächerlich.
Erst jetzt konzentrierte er sich auf die Kommandozentrale der KAPELLA, schloß die Augen - und entmaterialisierte.
Für Kun Tares mußte das, was nun geschah, erstaunlich und erfreulich zugleich sein. Der Mausbiber verschwamm vor seinem Blick, aber noch in derselben Sekunde rematerialisierte er wieder - unmittelbar an der südlichen Wand des Raumes, plumpste zu Boden und blieb dort liegen.
Die Teleportation war nur über drei Meter hinweg gelungen, bis zu dem Paranetz und keinen Millimeter weiter.
Kun Tares ging zu ihm, hob ihn behutsam auf und legte ihn auf ein trockenes Lager neben der Truhe. Gucky wehrte sich nicht, als er gefesselt wurde. Noch schob er die Fehlteleportation auf seinen geschwächten Zustand, aber dann, als er endgültig wehrlos geworden war, wurde er eines Besseren belehrt.
„Dieser Raum ist in ein Paranetz eingehüllt, durch das es keine Teleportation geben kann. Es läßt auch keine telepathischen Impulse durch, aber ein Telepath kannst du ja nicht auch noch sein, und wenn, dann würde es dir nicht weiterhelfen." Kun Tares begann vorsichtig das Gitter von der nächsten Wand zu lösen und warf es über den Mausbiber, ehe dieser den Versuch zur Flucht machen konnte. Er rollte seinen Gefangenen regelrecht in das Gitternetz ein und verschnürte ihn dann wie ein Paket.
So sicher gefangen war Gucky noch nie in seinem Leben gewesen, und er konnte froh sein, daß ihm niemand einen ernsthaften Schaden zuzufügen gedachte.
„Und nun", sagte Kun Tares, „werde ich deinem Schiff einen freundschaftlichen Besuch abstatten."
„Angeber!" sagte Gucky, dann wurde seine Müdigkeit überwältigend. Er schloß die Augen, und Sekunden später verkündeten regelmäßige Atemzüge, daß er eingeschlafen war.
Befriedigt betrachtete ihn Kun Tares, dann leitete er jenen Vorgang ein, der für ihn eine Selbstverständlichkeit war.
Er löste sich in seinen Formen auf.
Das geschah langsam und ohne Hast. Die gallertartige Masse zerfloß auf dem feuchten Boden und teilte sich. Die eine Hälfte wurde zu einem schlanken Kegel, der halb in dem Moosteppich versank, während die andere neue Form anzunehmen begann.
Und dann verließ eine exakte Kopie des Mausbibers die Hütte.
6.
Am späten Nachmittag ließ Mun'ro durchblicken, daß er den Besuch für beendet betrachtete. Während des Rückmarsches zum Bodenfahrzeug versuchte Fellmer Lloyd, telepathischen Kontakt mit Gucky zu erhalten, aber vergeblich. Der Mausbiber meldete sich nicht.
Rhodan beschloß, nun selbst die Initiative zu ergreifen, schon um Zeit zu gewinnen und Guckys heimliche Aufgabe zu erleichtern.
„Wir suchen einen Gegenstand, der vor einiger Zeit auf einer anderen Welt gestohlen wurde, Mun'ro. Er besitzt lediglich symbolischen Wert und kann für Ihr Volk keine Bedeutung haben. Es wird Tabora genannt und ähnelt einer bauchigen Flasche. Wir wären bereit, für diesen Gegenstand andere einzutauschen, die für den Dieb des Tabora von größerem Wert sein dürften."
Mun'ro sagte in ehrlicher Überzeugung: „Ich kann Ihnen versichern, daß ich niemals von dem beschriebenen Gegenstand gehört habe. Wenn er wertvoll wäre, wüßte ich davon, auch wenn der Dieb auf einer der anderen Inseln wohnte. Ich bitte Sie, mir das zu glauben. - Sehen Sie dort, Ihr Wagen..."
Es war nichts gestohlen worden.
Fellmer Lloyd schaltete probeweise den Motor
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